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# taz.de -- Ukrainekrieg mit weltweiten Folgen: Krieg hier, Leid dort
> Somalia erlebt eine Hungersnot, weil ein Großteil der Weizenimporte
> ausbleiben. Experten warnen vor weiteren humanitären Krisen aufgrund des
> Kriegs.
Bild: Mangelernährte Kinder warten in Mogadischu auf eine Behandlung
Berlin taz | In Kriegsgebieten sterben mehr Zivilisten an den indirekten
Folgen der Kämpfe, etwa Hunger und fehlende Gesundheitsversorgung, als
direkt in den Kampfhandlungen – diese alte Erkenntnis der Konfliktforschung
hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder in Ländern mit verheerenden
humanitären Katastrophen wie Syrien und Jemen, Südsudan und Somalia
bewahrheitet.
Wie das [1][Internationale Komitee vom Roten Kreuz] (IKRK) jetzt warnt,
macht der Ukrainekrieg daraus ein globales Problem. „Die Folgewirkungen des
bewaffneten Konfliktes in der Ukraine haben eine bereits kritische
Situation noch verschlimmert“, warnte am Dienstag IKRK-Direktor Robert
Mardini. „Ohne konzertiertes und kollaboratives Handeln droht eine
irreversible humanitäre Krise mit unvorstellbarem menschlichem Leid.“
Chronische Bürgerkriegsländer, so die IKRK-Analyse, sind stärker von
Lebensmittelimporten abhängig als andere, weil es dort meist weniger
Sicherheit in den landwirtschaftlichen Gebieten gibt und mehr Menschen auf
der Flucht sind. Sie sind also auch am stärksten davon betroffen, dass in
diesem Jahr ukrainische und russische Getreideexporte zusammengebrochen
sind und die weltweiten Getreide- und Energiepreise steigen.
Somalia bezieht 90 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine –
aber die Importmengen sind gesunken, die Preise auf den Märkten sind
gestiegen. Resultat: Hungersnot. Vergangene Woche meldete das US-Hilfswerk
[2][International Rescue Committee] (IRC), seit April habe die Zahl
schwerst unterernährter Kinder in seinen Kliniken in Somalia um 265 Prozent
zugenommen.
## Weizenpreise um 47, Diesel um 93 Prozent gestiegen
Die Treibstoffpreise in Somalia hätten sich parallel dazu seit Beginn des
Ukrainekrieges verdreifacht. Der Hirsepreis in Somalia hat kürzlich zum
ersten Mal wieder das hohe Niveau der letzten schweren somalischen
Hungersnot im Jahr 2011 erreicht.
In Afghanistan ist laut IKRK der Preis für Weizenmehl in den vergangenen
zwölf Monaten um 47 Prozent gestiegen, der Preis von Diesel um 93 Prozent;
das Land bezieht seinen Weizen größtenteils aus Kasachstan, das aber wegen
des Ukrainekrieges Exportbeschränkungen verhängt hat.
Die Verantwortung dafür, etwas gegen die Auswirkungen von Krieg zu tun,
liegt zwar in erster Linie bei den lokalen Konfliktparteien selbst, mahnt
das IKRK. „Konfliktparteien haben die primäre Verantwortung dafür, dass die
Grundbedürfnisse von Zivilisten in Gebieten unter ihrer Kontrolle gedeckt
werden.“ Doch wenn Kriege humanitäre Auswirkungen weit über die Gebiete der
Konfliktparteien hinaus haben, lässt sich diese politische Verantwortung
nicht festmachen – und am Ende wird nichts getan.
12 Jul 2022
## LINKS
[1] https://www.icrc.org/de/wo-wir-arbeiten/europa-zentralasien/ukraine
[2] https://de.rescue.org/helfen_AT?&ms=gs_ppc_fy22_brand_GeneralKeywordsAT…
## AUTOREN
Dominic Johnson
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