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# taz.de -- Kirgistan und der Krieg in der Ukraine: Fernseher „schlägt“ K�…
> Viele Kirgisen unterstützen Russlands Präsidenten Putin. Die Gründe dafür
> sind so vielseitig wie die russisch-kirgisischen Beziehungen.
Bild: Der „Tag des Sieges“ wird auch im kirgisischen Bishkek mit einer Mili…
Gerne möchte man schreiben, dass die meisten Kirgisen die Ukrainer
unterstützen, dass sie Spenden für notleidende Regionen sammeln, den
Schmerz des Verlustes mit ihnen tragen und für eine schnelle Beendigung der
Gefechte von Seiten Russlands beten – aber so ist es nicht.
Kirgistan ist ein kleines Land in Zentralasien, dabei ist es fünfmal größer
als die Schweiz. Die Republik Kirgistan ist eines der ärmsten Länder der
Welt. Nach Schätzungen der Weltbank könnten bis zum Jahresende 38 Prozent
der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Doch gleichzeitig ist es auch
das freieste Land der Region.
Als „Inselchen der Demokratie“ konnten wir uns einmal rühmen. Auf der
[1][Rangliste der Pressefreiheit] stehen wir auf Platz 72 (von 180),
während sich unsere nächsten Nachbarn – Kasachstan, Usbekistan,
Tadschikistan, Turkmenistan – auf Plätzen unter 100 befinden. Die meisten
Kirgisen jedoch stehen [2][nach wie vor unter dem Einfluss russischer
Propaganda]. Und das ist der größte Schmerz.
Die Mehrheit ist „für Putin“: Diese Menschen rechtfertigen seine
Handlungen, verwenden die Hassrede der russischen Fernsehsender,
unterstützen die Rhetorik und Handlungen der Russischen Föderation. Es
besteht aber auch eine große Abhängigkeit des Landes und seiner Politiker
von Russland. „Wir sind darauf vorbereitet, noch 300 Jahre mit Russland
zusammen zu sein“, verkündete Akylbek Dschaparow, Ministerpräsident des
Landes.
Kirgistan ist durch viele Abkommen mit der Russischen Föderation verbunden,
z.B. durch die Eurasische Wirtschaftsunion, das Militärbündnis OVKS
(Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit) und die
[3][Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit]. Mehr als eine Million
Bürger unseres Landes leben als Arbeitsmigranten in russischen Städten.
Seit dem 24. Februar haben sich die nationalistischen Stimmen innerhalb des
Landes verschärft. Ein Teil der Bevölkerung ging gewaltsam gegen die
Menschen vor, die als Flüchtlinge aus Russland gekommen waren. Ihre Ankunft
sowie ökonomische Folgen der Sanktionen gegen Russland haben in viele
Bereiche des Lebens der Kirgisen eingegriffen.
Besonders stiegen die Mietkosten, die Preise für Lebensmittel, Transport,
Flüge und Urlaub. Seit Anfang 2022 sind die Preise für Grundnahrungsmittel
um 15 Prozent gestiegen. Lokale Experten sagen derweil, dass die größte
Krise erst noch kommt, vergleichbar etwa mit der Situation zu Beginn der
1990er Jahre, als die Sowjetunion zerfiel und Kirgistan unabhängig wurde.
Doch scheint die Propaganda derzeit noch stärker zu sein als der Hunger.
Noch „schlägt“ der Fernseher den Kühlschrank, wie man so schön sagt. Und
Hundertausende meiner Landsleute, die an ihrem Bildschirm kleben,
verschlingen weiter die Informationen der russischen Propaganda.
Aus dem Russischen [4][Gaby Coldewey]
Finanziert wird das Projekt von der [5][taz Panter Stiftung].
Einen Sammelband mit den Tagebüchern bringt der Verlag edition.fotoTAPETA
im September heraus.
1 Jul 2022
## LINKS
[1] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2022
[2] /Zentralasien-und-der-Ukrainekrieg/!5839679
[3] /SOZ-Gipfel-in-Shanghai/!5509196
[4] /!s=coldewey/
[5] /!p4550/
## AUTOREN
Mahinur Niyazova
## TAGS
Kolumne Krieg und Frieden
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Zentralasien
Kirgistan
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