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# taz.de -- Ferda Ataman soll Antidiskriminierungsstelle leiten: Sie ist die Ri…
> Nach vier Jahren wird die Leitung der Antidiskriminierungsstelle endlich
> wieder besetzt. Ferda Ataman fordert und ist deshalb die geeignete
> Kandidatin.
Bild: Arbeitet schon lange auch mit queeren Menschen und Menschen mit Behinderu…
Am Mittwoch gab die Bundesregierung bekannt, wer ihrer Meinung nach die
Leitung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes übernehmen solle:
[1][Ferda Ataman].
Die Politologin baute die Organisationen Mediendienst Integration und Neue
Deutsche Medienmacher*innen (NDM) auf, publizierte als Autorin in
diversen Medien und leitete zuvor einmal das Öffentlichkeitsreferat der
Antidiskriminierungsstelle. Die Leitung der Stelle selbst war seit 2018 nur
kommissarisch besetzt. Eine Person mit Migrationsgeschichte hat den Posten
seit seiner Einrichtung 2006 noch nicht innegehabt. Zeit wird es.
Gerade in den letzten Jahren stiegen laut Jahresbericht der
Antidiskriminierungsstelle die Anfragen zu Diskriminierungen aus
rassistischen Gründen – allein um 78,3 Prozent von 2019 auf 2020. Es sind
die Jahre, in denen Attentate wie in Hanau und Halle die Republik
erschütterten. Zehntausende demonstrierten 2020 in ganz Deutschland
[2][nach dem Tod von George Floyd] gegen [3][rassistische Polizeigewalt]
auch hierzulande.
Immer mehr nicht-weiße Deutsche werden sichtbar und sie sind wütend. Sie
fragen sich, was sich eigentlich seit den rassistischen Anschlägen der 90er
Jahre geändert hat, warum sie in Führungspositionen nicht repräsentiert
sind und warum sie beim Kritisieren all dessen immer freundlich bleiben
sollen.
## Da steckt kein Deutschenhass dahinter
Ataman bleibt zwar immer freundlich, aber sie spitzt auch gerne zu. Ja, sie
bezeichnet Deutsche mal als Kartoffeln – mit einem Augenzwinkern. Da steckt
kein Deutschenhass dahinter, sondern Lust an der Provokation. Und die
funktioniert. Die aktuelle Kritik an Ataman nimmt zum Teil groteske Züge
an. Ob denn Döner wirklich wie die Weißwurst zur deutschen Leitkultur
gehören sollte? Warum nicht Sushi?
[4][Neben allerlei Kritik] lief diese Woche aber vor allem viel Zuspruch
zur Personalie auf Twitter ein. Glückwünsche kamen etwa von Armin Laschet,
dessen Redenschreiberin Ataman in Nordrhein-Westfalen war. Auch andere, die
mit Ataman bereits gearbeitet haben, gratulieren. Denn Ferda Ataman besteht
nicht nur aus einem Kartoffel- und Heimatzitat. Ihr Prinzip ist: zuspitzen,
ein bisschen brüskieren, forschen, gemeinsam verändern. Medienschaffende
kennen das aus Erfahrung.
Mit den Neuen Deutschen Medienmacher*innen vergibt Ataman jedes Jahr
den Negativpreis „Die Goldene Kartoffel“. Wahrscheinlich waren alle Medien
schon mal dran, die taz jedenfalls schon, und das fühlt sich nicht gut an.
Gleichzeitig sind die NDM der Verein in Deutschland, der glücklicherweise
das Thema Diversität in Redaktionen erst groß gemacht hat, mit Daten
gefüttert hat und auch mit einem eigenen Nachwuchsprogramm den Status Quo
ändert.
Wer sich jetzt nur auf Atamans Krawallseite fokussiert, übersieht diese
wichtige integrative Arbeit, die die Publizistin seit Jahren leistet,
übrigens schon lange zusammen auch mit queeren Menschen oder Menschen mit
Behinderung.
## Nicht lieb fragen, sondern fordern
Dennoch ist ihre Krawallseite für alle sichtbar. Oder war es. Die Mehrheit
ihrer Tweets der letzten Jahre hatte Ataman vor Verkündung ihrer neuen
Position gelöscht. Für sie war das ein kluger Schritt, denn Ataman streitet
wirklich ausgesprochen gerne und kann austeilen. So funktioniert Twitter.
Andere sind aus ähnlicher Kurzatmigkeit ganz von dort verschwunden.
Erinnern wir uns an Robert Habeck, der aktuell als rhetorische Lichtgestalt
gilt, als Twitter-User aber abdanken musste.
Es ist gut für die Antidiskriminierungsstelle, wenn sie von einer Person
geleitet wird, die nicht lieb fragt, sondern fordert. Und es ist gut für
Ferda Ataman, wenn sie ihre Forderungen in dem neuen Amt nun so vortragen
muss, dass sie ein breites Publikum erreichen.
Natürlich regt das die Rechten und Konservativen auf. Aber die
Parlamentarier*innen, die nächste Woche über die Personalie Ataman
abstimmen, sollten sich nicht von dem erwartbaren Shitstorm ablenken
lassen. Aufgabe der Antidiskriminierungsstelle ist neben der
wissenschaftlichen Arbeit und Beratung auch, Öffentlichkeit für das Thema
zu schaffen. Ferda Ataman ist dafür die Richtige.
18 Jun 2022
## LINKS
[1] /Neue-Chefin-der-Bundes-Beratungsstelle/!5861473
[2] /George-Floyd/!t5689277
[3] /Schwerpunkt-Polizeigewalt-und-Rassismus/!t5008089
[4] /Neue-Leiterin-Antidiskriminierungsstelle/!5861709
## AUTOREN
Katrin Gottschalk
## TAGS
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