| # taz.de -- Globale Klimapolitik: Gegengift gegen die Verzweiflung | |
| > Der Bericht zu den Entwicklungszielen steckt voller Hiobsbotschaften. | |
| > Doch er liefert die nötigen Daten, um Druck auf die Staaten zu machen. | |
| Bild: Schlechte Entwicklung in den USA, hier Obdachlose in San Francisco | |
| Wer sich derzeit in der Welt umblickt, den kann schnell der Mut verlassen. | |
| Der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine geht unvermindert weiter, | |
| die Coronapandemie ist nicht vorbei, Klimakrise und Artensterben | |
| eskalieren. Millionen Menschen sind auf der Flucht, es drohen Hungersnöte, | |
| und autoritäre Systeme wie in Russland, China, der Türkei oder Ungarn | |
| unterdrücken jede Alternative. Und jetzt bestätigt auch noch eine | |
| Zwischenbilanz der UN-Entwicklungsziele diesen Eindruck, dass alles immer | |
| schlimmer wird. | |
| Dabei ist der Bericht zu den „nachhaltigen Entwicklungszielen 2022“ von | |
| Thinktanks und WissenschaftlerInnen auch ein Gegengift gegen die allgemeine | |
| Verzweiflung. Denn er liefert detaillierte Daten, mit deren Hilfe diese | |
| Probleme angepackt werden können – und die den nötigen politischen Druck | |
| dazu erzeugen können. „Nachhaltige Entwicklung“ ist ja das Versprechen auf | |
| eine bessere Zukunft: eine Welt ohne Hunger, ohne Armut, mit stabiler | |
| Gesundheitsversorgung, Bildung, einem Dach über dem Kopf, einer guten | |
| Arbeit, in einer gerechten Gesellschaft und einer gesunden und lebenswerten | |
| Umwelt. [1][Diese „Sustainable Development Goals“ (SDGs)] versprechen allen | |
| Menschen ein Leben, wie es den meisten von uns in den demokratischen | |
| Wohlfahrtsstaaten normal vorkommt. | |
| [2][Diese SDGs] haben aber einen Geburtsfehler: Sie wurden von allen | |
| Staaten beschlossen, sind aber nicht einklagbar und werden gern ignoriert. | |
| Hier setzt der aktuelle Bericht an: Er erinnert an die Versprechen und | |
| zeigt detailliert, welches Land in welchem Bereich Fort- und Rückschritte | |
| macht. Mit dieser Transparenz macht er deutlich, wer Verantwortung trägt, | |
| welche Maßnahmen funktionieren und wo ein Land beim Versuch steht, das | |
| Leben seiner BürgerInnen in den zentralen Überlebensfragen zu verbessern: | |
| Es ist etwa peinlich für die USA, hinter Kuba und der Ukraine | |
| abzuschneiden. | |
| Bangladesch und Kambodscha dagegen können sich bestätigt fühlen. Der | |
| Bericht erinnert auch daran, wie schwer die Verantwortung der | |
| Industriestaaten wiegt: Wenn etwa Deutschland Platz 6 bei der Umsetzung der | |
| SDGs zu Hause erringt, aber bei der internationalen Verantwortung nur auf | |
| Platz 149 landet, zeigt uns das, wie viele Lebenschancen unsere Importe, | |
| Exporte und unsere Handelspolitik andernorts zerstören. | |
| Der Bericht ist brisant, denn Information ist eine mächtige Waffe. Auch das | |
| Pariser Klimaabkommen zum Beispiel galt lange als zahnlos. Bis das | |
| Bundesverfassungsgericht dessen Pflichten ins Juristische übersetzte. | |
| Sobald jemand politische oder juristische Hebel für die Umsetzung der SDGs | |
| findet, schlummern hier viele überzeugende Argumente für echte Veränderung. | |
| 5 Jun 2022 | |
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| [1] https://www.bmz.de/de/agenda-2030 | |
| [2] /Bericht-des-Weltklimarats-IPCC/!5845033 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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