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# taz.de -- Olympia-Lobbyist Karl Valentin: Wie Olympia 72 nach München kam
> Vor 50 Jahren feierte man in München Olympische Spiele. Zu verdanken
> hatte man das, so erzählt es eine Ausstellung in der Stadt, einem
> Komiker.
Bild: Olympische Valentin-Geschichten: Sabine Rinberger und Andreas Kolb vom Va…
Vom Fußball hatte Karl Valentin keine Ahnung. Beim Durchhören seines
Nachlasses wird man [1][zwar auf einen Sketch mit dem Namen „Am
Fußballplatz“ stoßen], doch da ist es eher Liesl Karlstadt, die Partnerin
des Komikers, die ganz begeistert von ihrem Besuch bei einem Spiel
berichtet. Valentin dagegen stellt in der Rolle des total Ahnungslosen so
depperte Fragen, dass man ihn für einen Fußballbanausen halten muss.
Am Ende ist es sowieso der Fußangstballpatz, der Fußplatzangstball
beziehungsweise die Fußballplatzangst, die ihn davon abhält, zu einem gut
besuchten Spiel zu gehen. Die 35.000 Leute, die bei dem Spiel waren, von
dem Karlstadt erzählt, wären Valentin zu viel gewesen. 30.000 hätte er sich
vielleicht noch eingehen lassen. Dass der scheinbar fußballdepperte
Valentin aber doch etwas von dem Sport verstanden haben muss, zeigt sich,
als Karlstadt ihm das Spiel schildert, in dem ihr besonders die
Robinsonaden des Torwarts gefallen haben.
Der gemeine Fußballfan von heute fragt sich vielleicht an dieser Stelle,
was mit „Robinsonade“ gemeint sein könnte. Valentin fragt das nicht. Er hat
wohl gewusst, was 1934, als der Sketch auf Schellack erschienen ist, fast
alle gewusst haben. Robinsonaden sind die Hechtsprünge des Torwarts, mit
denen der englische Keeper Jack Robinson das Publikum zu Beginn des 20.
Jahrhunderts so begeistert hat, dass man die Pantersprünge nach ihm benannt
hat.
Vielleicht also war Valentin doch kein Fußballbanause. Dass der Sport nicht
häufig in seinen Stücken vorgekommen ist, nun, das steht zweifelsfrei fest.
Bei einem Sketch, der auf dem Oktoberfest spielt, schimmert immerhin die
damals allgemeine Begeisterung für die Motorradartistin Kitty durch. Die
konnte ihre Maschine freihändig über eine acht Meter hohe Steilwand
steuern, was sie fast so populär hat werden lassen wie das Bier auf der
Wiesn. Und sonst?
## Malheur vor den Pixi-Klos
Valentin hat immerhin [2][die Olympischen Spiele nach München] geholt. Das
jedenfalls erfährt, wer sich in München die Freiluftausstellung unter dem
Isartor anschaut, in dem das [3][Valentin-Karlstadt-Musäum] zu Hause ist.
Da sind erstaunliche Bilder des Komikers zu sehen, auch peinliche. So ist
es glatt zu einem Malheur gekommen, als Valentin sich auf dem
Olympiagelände nicht entscheiden hat können, welches von den Hunderten
Pixi-Klos, vor denen er steht, denn er nun benutzen soll.
Gezeigt werden auch die Pläne Valentins, aus München eine Weltstadt zu
machen. Größer und quadratischer sollte alles werden und sogar die
heimatliche Küche sollte sich ändern. Der runde Leberknödel in der Suppe
sollte fortan in Würfelform serviert werden. Aber kann das wirklich alles
stimmen, was Andreas Koll, der langjährige Sammlungsleiter des Musäums, da
zusammengetragen hat?
Es gibt ja viele Gerüchte um die Olympischen Spiele, die vor 50 Jahren in
München stattgefunden haben, was den Anlass liefert für die Schau. Dass
nicht alle davon stimmen, auch das ist Thema der Ausstellung. So heißt es
auf einer Tafel, dass das Gerücht, Valentin habe während der Spiele an
Zahnschmerzen gelitten, nicht bestätigt werden kann. Das zumindest könnte
doch stimmen, oder?
Karl Valentin: Olympia, Ausstellung des Valentin-Karlstadt-Musäums im
Innenhof des Isartors, bis 10. November. Kostenfrei, täglich 24 Stunden
lang
5 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=P14I68xFLwM
[2] /Historische-Olympia-Maskottchen/!5809404
[3] https://www.valentin-musaeum.de/
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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Olympia-Attentat in München
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