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# taz.de -- Öffentlich Rechtliches Fernsehen: Bald noch mehr Krankenhausserien?
> In einem aktuellen Bericht zeigt sich: Arztserien in der ARD sind
> günstiger als die im ZDF. Und zwar um 3.300 Euro je Sendeminute.
Bild: „Die jungen Ärzte“: Eine Minute Sendezeit kostet 7.300 Euro
Haben Sie sich auch schon immer gefragt, was Krankenhausserien wie „In
aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ der ARD und „Bettys Diagnose“ i…
unterscheidet? Außer so Funfacts, dass es Bettys Karls-Klinik genauso wenig
gibt wie das Johannes-Thal-Klinikum der Jungmediziner*innen?
Die jungen Ärzte sind viel billiger! Das haben nicht wir uns ausgedacht.
Das ist die amtliche Anamnese der Kommission zur Ermittlung des
Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, kurz KEF. Allerdings steht die erst
ganz am Ende des 23. KEF-Berichts, der vor ein paar Wochen erschienen ist
und den fast niemand zu Ende liest. Denn die anderen Kapitel heißen
„Allgemeine Feststellungen zur Durchführung von
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen der Rundfunkanstalten bei finanzwirksamen
Maßnahmen – Kurzfassung“. Und sind trotz „Kurzfassung“ so lang, dass d…
kaum jemand durchhält, ohne selbst ein Fall für die jungen Ärzte zu werden.
„Mich überfallen beim Lesen die ersten Symptome einer tumor- oder war es ne
humorbedingte Fatigue“, gähnt die Mitbewohnerin, „nach einem fiebrigen
öffentlich-rechtlichen Alltag ist das ideal zum Runterkommen“.
Der Befund spricht für sich: Eine Minute Jungärzte kostet 7.300 Euro,
während Betty mit satten 10.600 Euro pro 60 Sekunden auf die
TV-Gesundheitskosten drückt. Nicht, dass hier jetzt billige
Krankenkassen-Vergleiche kommen. Aber ganz nachvollziehbar sei das nicht,
diagnostiziert die KEF. „Auch wenn das ZDF im Vergleich zur ARD 2020 seine
Herstellungskosten pro Minute senken konnte, verbleibt noch immer eine
Differenz von 3.300 Euro je Sendeminute beziehungsweise 45 Prozent im
Vergleich zur ARD“, mäkelt sie. Und während die ARD pro Drehtag
durchschnittlich neun Sendeminuten produziert, sind es beim ZDF nur sechs,
also rund ein Drittel weniger.
Aber wahrscheinlich ist es wie im wahren Leben. Da gibt es ja auch
Mediziner*innen, die ihre Patient*innen am Fließband durchschleusen und
andere, die sich ein bisschen mehr Zeit nehmen. So sieht denn auch die KEF
„als wesentliche Ursache“ für den Unterschied „die industrielle
Produktionsweise der ARD-Serie“. Ist aber komisch. Denn „Die jungen Ärzte�…
und die im Volksmund „Sachsenklinik“ genannte Hauptausgabe von „IaF“ se…
nur nach Krankenhauskonzern aus. Tatsächlich sind es aber zwei Produktionen
aus zwei Bundesländern an zwei Standorten (Erfurt und Leipzig) und trotzdem
billiger.
Welche Therapie empfiehlt nun die KEF? ARD und ZDF sollen „untersuchen, ob
weitere Formate für eine solche Produktionsweise infrage kommen und dadurch
Kostenreduktionen möglich sind“. Heißt dann wohl noch ein paar Arztserien
mehr. Das ist doch – äh – krank!
13 May 2022
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
ARD
ZDF
öffentlich-rechtliches Fernsehen
TV-Serien
Patricia Schlesinger
Kolumne Flimmern und Rauschen
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