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# taz.de -- Türkei-Blockade bei Nato-Norderweiterung: Bittere Aussichten
> Die Türkei weiß um ihre Bedeutung in der Nato und stellt Bedingungen für
> die Aufnahme von Schweden und Finnland. Man wird ihr entgegenkommen
> müssen.
Bild: Mevlut Cavusoglu (l.) erklärt dem US-Kollegen Antony Blinken in New York…
Die Kritik der Türkei zielt ins Leere, trotzdem wird sie verfangen.
US-Präsident Joe Biden zeigte sich vor dem Besuch der schwedischen
Ministerpräsidentin und des finnischen Präsidenten am Donnerstag in
Washington optimistisch, dass Ankara seine Blockade der
Nato-Norderweiterung überdenkt. „Ich denke, wir werden es schaffen“, sagte
er zu den Beitrittsplänen.
Dem [1][Vorwurf Ankaras, Schweden und Finnland unterstützten die
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)], ließe sich leicht begegnen: Die Türkei
lieferte ihrerseits Waffen an radikale Islamisten in Syrien, wie Recherchen
der türkischen Cumhuriyet im Mai 2015 belegten. Sollte es der Türkei
tatsächlich um staatlich unterstützten Terror gehen (mal ganz abgesehen
davon, ob die stark zersplitterte PKK aus Europa überhaupt noch etwas
ausrichten kann), sollte sie erst mal in ihren eigenen Geheimdienstbehörden
aufräumen.
Auch sonst demonstriert die Türkei eindrucksvoll ihre Bereitwilligkeit, die
Arbeit der Nato und anderer Bündnisse zu konterkarieren: [2][mit Angriffen
gegen die kurdischen Bodentruppen], die maßgeblich zum Sieg über den IS
beitrugen, oder mit dem Kauf russischer Raketenabwehrsysteme 2019. All das
hatte keine großen Folgen für die Rolle der Türkei in Europa und innerhalb
der Nato.
Die Türkei stellt nach den USA die größte Streitmacht in dem
Militärbündnis. Ihre strategische Bedeutung als Mitglied der westlichen
Allianz in der Region weiß sie gut auszuspielen. Auch wenn das Gebaren des
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan für Entrüstung in dem Bündnis
sorgt: Ankara zu verprellen kommt für die Nato nicht infrage.
## Nato-Mitglied trotz Militärputsch
Die [3][Geschichte der Allianz ist nicht diejenige demokratischer
Rechtsstaaten], das weiß auch die Türkei. Schließlich blieb sie während des
Militärputschs von 1980, nach dem unzählige Oppositionelle brutal verfolgt
und hingerichtet wurden, weiterhin Teil des Bündnisses.
Dass die Türkei nun die Auslieferung oppositioneller Kurden fordert, die
seinerzeit auch nach Schweden geflohen sind, ist vor diesem Hintergrund
geradezu bezeichnend. Die Nato sollte sich dieser Geschichte bewusst
werden, wenn die Türkei den Preis für den Beitritt Schwedens und Finnlands
hochtreibt.
Es bleibt dennoch eine bittere Aussicht: Die Nato ist von der Türkei
abhängig, nicht nur weil Ankara mit seinem Einspruch die Norderweiterung
blockiert. Stockholm und Helsinki suchen den Schutz der Allianz, das
Bündnis wird deshalb auf die Forderungen der Türkei ganz oder teilweise
eingehen.
20 May 2022
## LINKS
[1] /Nato-Beitritt-von-Schweden-und-Finnland/!5855907
[2] /Interview-mit-PYD-Chef/!5405012
[3] https://www.zeit.de/2017/16/griechenland-1967-militaerputsch-nato
## AUTOREN
Sasha Tomas
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Schweden
Türkei
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Kolumne Die Wahrheit
Nato
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