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# taz.de -- Neues Album von Banks: Müde nach dem Herzschmerz
> Mal frivol, mal tragisch, immer ambivalent: Das Album „Serpentina“ der
> 33-jährigen Kalifornierin Banks erscheint beim Indielabel Awal.
Bild: Neustart in vielerlei Hinsicht: die Sängerin Jillian Banks und ihr Album…
Stichwort Ambivalenz. Auf der einen Seite erzählt Jillian Banks auf ihrem
vierten Album „Serpentina“ aus dem Leben gegriffene Geschichten,
andererseits hat sie keine Scheu, sich im „The Devil“-Video in
Overkneestiefeln aus rotem Lackleder als männermordender Vamp zu
inszenieren und ihren Liebhaber gnadenlos ins Verderben zu locken. „Ich bin
nicht die Nette“, kokettiert die 33-jährige Kalifornierin nonchalant. Das
laszive Flüstern im Intro gibt schließlich den Weg frei für zurückhaltenden
Elektropop, [1][der sich an Billie Eilishs „Bad Guy“] anzulehnen scheint.
Ähnlich frivol präsentiert sich Banks in „Fuck Love“. „Schleiche dich a…
Lust an mich heran“, fordert sie völlig hemmungslos einen Mann auf. Dabei
machen Trap-Beats und blubbernde Synthesizer musikalisch ein bisschen mehr
Dampf. Doch die Künstlerin, die im San Fernando Valley, dem Speckgürtel von
Los Angeles aufwuchs, kann auch ganz anders. In der Ballade „I Still Love
You“ bekennt sie zu perlenden Klavierakkorden, dass sie nach wie vor etwas
für ihren Ex empfindet. Da fällt ihr Blick auf eine Phase von Herzschmerz.
Mittlerweile hat sie aber einen neuen Mann an ihrer Seite, mit dem es
richtig rund läuft.
Darum lässt sich Banks in dieser Beziehung nichts zuschulden kommen, ohne
ironischen Unterton bietet sie ihrem Partner im getragenen „Burn“ an: „Le…
dein Gepäck auf meinen Rücken, mein Liebster.“ Ob privat bei der
US-Sängerin inzwischen alles im Lot ist? Banks wagte mit dem Album
„Serpentina“ jedenfalls in vielerlei Hinsicht einen Neustart – wie eine
Schlange, die sich gehäutet hat.
Mit dem Erfolgsdruck der Musikindustrie hatte sie schon ziemlich lange
gehadert. Also trennte sie sich [2][von ihrer alten Plattenfirma], ihr
aktuelles Album erscheint beim Indielabel Awal, das Künstler:innen
kreative Unabhängigkeit garantiert.
Die nutzte Banks, um sich beim Kompositionsprozess ordentlich zu
verschlanken. Diesmal holte sie nicht unzählige Kollaborateur:innen
ins Boot, sondern beschränkte sich auf einige wenige Beteiligte. So wie in
der Zeit, bevor das Debütalbum „Goddess“ ihr 2014 den Durchbruch bescherte
und sie in zahlreichen Ländern in die Top 20 katapultierte. Plötzlich saß
Banks bei Modenschauen in der ersten Reihe, Designer:innen riefen sie
zu ihrer Muse aus.
Ihre Fans dagegen interessierten sich vor allem für ihre Musik, die bis
heute elektronischen Pop mit R&B- und HipHop-Anleihen verwebt. [3][Ob
Coachella] oder Lollapalooza: Die größten US-Festivals luden Banks ein. Sie
tourte endlos, bis ihr Körper irgendwann streikte. Erst brach sie sich die
Wirbelsäule, dann wurde bei ihr auch noch eine Autoimmunerkrankung
diagnostiziert. Um weiterhin auftreten zu können, musste Banks ständig mit
Steroidspritzen vollgepumpt werden.
Danach hatte sie Entspannung bitter nötig. Daheim in Los Angeles wollte
sich Banks eigentlich von dieser Tortur erholen, der Beginn der Pandemie
zog sie allerdings psychisch total runter. Diagnose: Depressionen und
Angstzustände. Kein leichtes Los.
Zum Glück ist Kreativität bei Banks Lebensessenz, Musikmachen holte sie aus
ihrem Tief. Den wohl besten Beweis dafür liefert „Spirit“, ein Duett mit
dem New Yorker R&B-Sänger Samoth. Dieser Song stellt die Weichen für
Gospel, während Banks Einblick in ihre düsteren Momente gewährt. Immer wenn
sie das Gefühl hatte, aufgeben zu müssen, bekennt sie, sagte ihr etwas in
ihrer Seele, dass sie noch nicht genug hatte. Das Kapitel der Traurigkeit
dürfte nun geschlossen sein. Am Ende hat die Musik alle Wunden geheilt.
29 Apr 2022
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## AUTOREN
Dagmar Leischow
## TAGS
Musik
elektronische Musik
Indie
Rezension
Indie
Folk
Neues Album
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