Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kritik an Politiker:innen: Das Comeback der fliegenden Eier
> Ob mit Torten oder Schuhen – wenn nach Politiker:innen geworfen
> wird, diskutiert die Öffentlichkeit. In letzter Zeit stand das Ei im
> Mittelpunkt.
Bild: Man kann kein Omelette zubereiten, ohne Eier zu zerschlagen
Wer mir auf Social Media folgt, weiß, dass ich gerne koche und backe. Wer
mich etwas besser kennt, sagt mir ganz oft, dass ich gut koche und backe.
Einige Friends von mir laden sich zumindest gerne ein, weil sie wissen: Es
gibt immer etwas zu mampfen. Deswegen habe ich Nafri-Mama-mäßig meist ein
paar Grundzutaten im Haus: Olivenöl ist da und Grieß, verschiedene Nüsse,
hausgemachte eingelegte Zitronen, die gute Pasta, Safran und
Feinschmeckersardinen in der Büchse (mmmh! Lecker!), alles, was man in
Deutschland halt nicht hamstert.
Was auf jeden Fall nie in meinem Haushalt fehlen darf: Eier. Die sind
vielseitig und fürs Backen eh praktisch. Außerdem erleben sie gerade ein
politisches Comeback.
Neulich, am 1. Mai, wurde [1][Franziska Giffey, auch als Regierende
Bürgermeisterin von Berlin bekannt], bei einer Kundgebung mit einem Ei
beworfen. Giffey ist bei der SPD und kommt in linken Kreisen der Hauptstadt
so überhaupt nicht gut an. Deswegen erzielt sie im hochbürgerlichen, sehr
deutschen Neukölln exzellente Ergebnisse.
Nach dem Eiwurf, der Giffey verfehlte, schrieb die taz-Redakteurin
[2][Fatma Aydemir] auf Twitter [3][„Ei Mubarak“] und gratulierte so allen
Geschwistern zum Zuckerfest, das auch Eid genannt wird. Bevor Sie jetzt
denken „über GEWALT lacht man nicht!“, muss ich Sie darauf hinweisen, dass
Giffey selbst danach auf Facebook einen Pfannkuchenwitz gepostet hat. Er
war halt null lustig.
Vor wenigen Tagen traf es dann Außenministerin Annalena Baerbock. „Traf
es“ stimmt aber nicht. Bei einer Kundgebung in Wuppertal warfen
proputinsche, also sehr deutsche Demonstrant*innen weit daneben. Das
Bild passt auch gut auf deren Argumente. Allerdings kann die
zeitgenössische Version des Eierwurfs nicht an alte Erfolge knüpfen: Helmut
Kohl traf am 10. Mai 1991 ein Protestei in Halle direkt ins Gesicht. Damals
war es ein Juso, der ausgeholt haben soll. Kann man sich heute gar nicht
mehr vorstellen (also, dass es ein Juso war).
Legendär und inspirierend ist der [4][Tortenwurf] auf Beatrix von Storch,
auch bekannt als Enkelin des Erbgroßherzogs Nikolaus von Oldenburg
(prominentes Mitglied der NSDAP und der SA) und von Johann Ludwig Graf
Schwerin von Krosigk (Reichsfinanzminister von 1932 bis zum bitteren Ende
damals). Die AfD-Rechtsaußen bekam das mutmaßlich eihaltige Dessert im Jahr
2018 voll ins Gesicht von der Aktivist Julia Pie. PIE! Die Pointen
schreiben sich in dieser Kolumne wie von selbst.
Ich kann aber noch eine Baiserkrone wie auf einen fancy Kuchen draufsetzen:
Wir Arabs werfen gerne Schuhe. Wie damals die legendäre Schuhattacke auf
George W. Bush durch einen irakischen Journalisten. Neulich im Sudan warf
eine andere Kollegin auf einen Regime-Sprecher ihre Sandalen. Hier wie da
angebrachte Kritik. Was ich damit sagen will: Bei den Eierwürfen in
Deutschland handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um
sogenannte arabische Clankriminalität. Ich tippe auf egg white on white
crime.
12 May 2022
## LINKS
[1] /Franziska-Giffey-ueber-den-Eierwurf/!5850528
[2] /Foerderprogramme-in-der-Literatur/!5850503
[3] https://twitter.com/fatma_morgana/status/1521026129842343936?s=20&t=Jmv…
[4] /Kulturgeschichte-des-Tortenwurfs/!5308181
## AUTOREN
Mohamed Amjahid
## TAGS
Kolumne Die Nafrichten
Franziska Giffey
Annalena Baerbock
George W. Bush
Lebensmittel
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Patriarchat und öffentliche Toiletten: Das Khara-System
In Berlin werden gehäuft öffentliche Toiletten ausgeraubt. Ist das
Kriminalität oder feministischer Protest?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.