# taz.de -- Gegen die Desinformation: Björn Ehring mailt nach Russland | |
> Mehrere Hundert E-Mails schickt Björn Ehring täglich nach Russland, um | |
> die Zensur und Propaganda der Putin-Regierung zu unterlaufen. | |
Bild: Björn Ehring, geboren 1968, setzt sich als Kind der Nachkriegsgeneration… | |
HAMBURG taz | Jede freie Minute nutzt Björn Ehring, um E-Mails zu | |
versenden. Im Wartezimmer beim Arzt, beim Warten auf den Bus, im Bus selbst | |
– seine drei Mail-Accounts sind immer aktiv. Inzwischen weiß er nicht mehr, | |
wie viele E-Mails er in den letzten sechs Wochen schon versendet hat, denn | |
jeder Account lässt täglich 500 E-Mails zu. | |
Er schickt sie nach Russland, um die Empfänger:innen auf [1][die | |
russische Zensur aufmerksam] zu machen. Zwei Tage nach Kriegsbeginn begann | |
er damit. Es war vor allem die Hilflosigkeit, die ihn umtrieb, und das | |
Ohnmachtsgefühl, aus seiner Position nicht eingreifen zu können. | |
Inzwischen ist er als Helfer beim Projekt „[2][mail2ru]“ aktiv, denn Ehring | |
war mit seiner Idee und der Hilflosigkeit nicht allein. Initiiert wurde | |
„mail2ru“ von Fabian Falch und der Sozialpsychologin Julia Minson, die das | |
Projekt aus wissenschaftlicher Sicht betreut und analysiert. Ehring sei | |
dann irgendwann dazugestoßen. | |
Über die „mail2ru“-Internetseite nahm er zunächst mit einem | |
Verbesserungsvorschlag Kontakt auf. Mittlerweile steht er fast täglich im | |
Austausch mit Fabian. Zusammen arbeiten sie daran, wie die Internetseite | |
noch effektiver genutzt werden kann. | |
## Hinter die „mentale Firewall“ | |
Während er zu Beginn die Texte selbst verfasste, greift er nun auf die | |
Vorgaben von „mail2ru“ zurück. Er kann sich dann sicher sein, dass alles | |
richtig übersetzt wurde. Damit die E-Mails glaubwürdiger erscheinen, denn | |
viele von ihnen landen in Spam-Ordnern, hängt er immer zwei Fotos mit an. | |
Eines der Bilder zeigt die Demonstrationen, die weltweit stattfinden, und | |
eines die Zerstörung in der Ukraine. Hierbei achtet er darauf, dass keine | |
Menschen abgebildet sind. Der Rest des Inhalts ist neutral gehalten, | |
aggressive Du-Botschaften lehnen er und das „mail2ru“-Team ab. | |
Es macht ihm zu schaffen, dass die [3][russische Propaganda und Zensur] | |
Menschen dazu bringt, den Krieg zu leugnen oder hinter der Regierung zu | |
stehen. Ehring spricht von der mentalen Firewall, die durchbrochen werden | |
müsse. | |
Er möchte erreichen, dass die [4][Information bei den Menschen ankommt], | |
dass sie dafür empfänglich werden. Denn gerade die wenigen Rückmeldungen, | |
aus denen Dankbarkeit hervorgeht, motivieren ihn, weiterzumachen. Er macht | |
die Arbeit gern und freut sich über jede Person, die sich dem Projekt | |
„mail2ru“ anschließen möchte. Henrike Notka | |
18 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Pressefreiheit-in-Russland/!5844390 | |
[2] https://mail2ru.org/ | |
[3] /Neue-Propaganda-Clips-aus-Russland/!5848561 | |
[4] /Russische-Propaganda/!5846143 | |
## AUTOREN | |
Henrike Notka | |
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