# taz.de -- „NSU 2.0“-Prozess: Justizkritik von Böhmermann | |
> Im Prozess um die „NSU 2.0“-Drohschreiben sagte der Moderator Jan | |
> Böhmermann aus. Er forderte, stärker gegen anonymen Hass im Netz | |
> vorzugehen. | |
Bild: Jan Böhmermann | |
FRANKFURT/MAIN dpa | Der Fernsehmoderator Jan Böhmermann hat die | |
Ermittlungen der Justiz im [1][Fall der „NSU 2.0“-Drohschreiben] | |
kritisiert. Es sei zwar schön, dass ein Angeklagter ermittelt sei und vor | |
Gericht stehe, sagte er am Montag vor dem Landgericht Frankfurt am Main. | |
Doch interessanter und produktiver wäre es, gegen die Strukturen im | |
Hintergrund vorzugehen. Böhmermann hatte wie zahlreiche Prominente | |
ebenfalls Drohschreiben erhalten. Darin wurde er mit dem Tode bedroht und | |
als „Volksschädling“ beschimpft. | |
In dem Verfahren wirft die Staatsanwaltschaft einem 54-jährigen Mann aus | |
Berlin unter anderem Beleidigung in 67 Fällen, versuchte Nötigung und | |
Bedrohung vor. Die Serie der Drohschreiben hatte im August 2018 mit | |
Todesdrohungen gegen die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz und | |
ihre Familie begonnen. Die Schreiben waren mit „NSU 2.0“ unterzeichnet – … | |
Anspielung auf die rechtsextreme Terrorzelle Nationalsozialistischer | |
Untergrund (NSU). | |
Böhmermann legte weitere Drohmails vor, die denen, die dem Angeklagten | |
zugeschrieben werden, in Sprache und Inhalt ähnelten. Solche Drohungen | |
kämen von Menschen, die sich im Internet anonym zu temporären Netzwerken | |
zusammenschlössen und gemeinsam Daten sammelten, um diese für Drohungen zu | |
verwenden. „Das ist ja nicht ein einzelner Mensch, der das macht“, sagte | |
der 41-Jährige. Den Tätern gehe es darum, öffentliche Aufmerksamkeit zu | |
erregen und nach innen Respekt zu gewinnen. Die Strafverfolgungsbehörden | |
hätten nicht die analytischen Fähigkeiten, die Strukturen aufzudecken. Er | |
hoffe, dass sich das ändert. | |
[2][Der Angeklagte] sei nach seiner Einschätzung kein ganz großer Fisch, | |
„sonst säße er nicht hier“, sagte Böhmermann. Er selbst habe sich unter | |
anderem in einer Fernsehsendung im Jahr 2018 mit dem Thema | |
auseinandergesetzt, für die sein Team aufwendig recherchiert habe. Der | |
Angeklagte hat in dem Prozess bestritten, die Schreiben verfasst zu haben. | |
28 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Rechtsextreme-Drohschreibenserie/!5811620 | |
[2] /NSU-20-Prozess/!5843986 | |
## TAGS | |
NSU 2.0 | |
Drohbriefe | |
Drohmails | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
Rechtsextremismus | |
NSU 2.0 | |
NSU 2.0 | |
NSU-Prozess | |
Ferat Kocak | |
NSU 2.0 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Prozess zu „NSU 2.0“: Einer gegen alles | |
Im „NSU 2.0“-Prozess dürfte im November ein Urteil fallen. Der Angeklagte | |
beteuert einmal mehr seine Unschuld – doch die Beweise belasten ihn schwer. | |
„NSU 2.0“-Prozess: Was geschah im Frankfurter 1. Revier? | |
Im Prozess um die „NSU 2.0“-Drohserie hält sich der Verdacht, dass | |
Polizeikräfte daran mitwirkten. Zwei verdächtigte Beamte sagen nun aus. | |
NSU 2.0-Prozess: Angeklagter bedroht Deniz Yücel | |
Im Prozess um die „NSU 2.0“-Drohschreiben hat der Angeklagte den als Zeugen | |
anwesenden Journalisten Deniz Yücel bedroht. Yücel hatte fünf Drohmails | |
erhalten. | |
Rechte Anschlagsserie in Berlin-Neukölln: Schwere Vorwürfe gegen Polizei | |
Die Polizei habe es erneut versäumt, ihn über akute rechte Drohungen zu | |
informieren, sagt der Linkspartei-Abgeordnete Ferat Kocak. | |
Rechte Drohschreibenserie: War der „NSU 2.0“ wirklich allein? | |
Im Prozess zu der rechten Drohserie gilt Alexander M. als Einzeltäter. Doch | |
es gibt Hinweise, dass er mit einem anderen Drohschreiber kooperierte. |