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# taz.de -- Rohstoffgewinnung in Schweden: Eisenerzabbau im Weltnaturerbe
> Die Regierung in Stockholm ignoriert die Appelle von Natur- und
> Menschenrechtsorganisationen und genehmigt eine umstrittene
> Eisenerzgrube.
Bild: Klimaaktivistin Greta Thunberg während einer Protestaktion in Jokkmokk i…
Stockholm taz | Die Proteste von Greta Thunberg halfen ebenso wenig wie die
Appelle von Amnesty International, dem UNHCR, Greenpeace und anderen
Umweltschutzorganisationen. Am Dienstag hat Schwedens sozialdemokratische
Regierung Gállok, [1][ein höchst umstrittenes Projekt für einen
Eisenerztagebau, in der lappländischen Wildnis nahe dem Ort Jokkmokk
genehmigt].
Wirtschaftsminister Karl-Petter Thorwaldsson begründete die Zustimmung mit
„fundamentalem Reichsinteresse“ und der Hoffnung auf positive Auswirkungen
für die regionale Wirtschaft. Er ging aber auch auf die Warnungen der
Unesco ein, ein Ja zu den Grubenplänen [2][könne die Einstufung der
dortigen Region „Laponia“ als „Weltnatur-“ und „Weltkulturerbe“ gef…
zu deren Schutz Schweden sich verpflichtet hat.
Man habe die Genehmigung von 12 Bedingungen abhängig gemacht, an die sich
der Betreiber halten müsse. Die zielen im wesentlichen darauf ab, Eingriffe
in die Natur so gering wie möglich zu halten und die Samen, die dort
Rentierzucht betreiben, für Schäden und höhere Kosten zu entschädigen.
Die fraglichen Auflagen seien unzureichend und bewiesen lediglich, dass ein
solcher Grubenbetrieb unvereinbar mit dem Schutz der Natur sei, reagierte
Jenny Wik Karlsson, Juristin beim Reichsverband der schwedischen Samen, auf
den Regierungsbeschluss.
## Ein „neues Kapitel der Kolonisation“
Typisch sei, dass Thorwaldsson die Rechte der Samen gar nicht erwähnt habe:
„Die Regierung macht es wie immer und negiert einfach, dass Schweden eine
Urbevölkerung mit eigenen Rechten hat.“ May-Britt Öhman, Dozentin für
Umweltgeschichte an der Universität Uppsala, sprach von einem „neuen
Kapitel der Kolonisation der Samen durch den schwedischen Staat“.
Die Regierung in Stockholm habe mit diesem Schritt ihre „kurzsichtige,
rassistische, koloniale und naturfeindliche Haltung bekräftigt“, twitterte
Greta Thunberg, die sich zusammen mit Fridays-for-Future-AktivistInnen aus
mehreren Ländern gegen die Pläne engagiert hatte. Wir „bedauern den
Beschluss zutiefst“, heißt es in einer Erklärung von Amnesty International,
und die Grünen-Vorsitzende Märta Stenevi sprach von einer „Tragödie für d…
Rechte der Samen, die Natur und künftige Generationen“: Es sei
„unglaublich“, all dies den kurzfristigen Profitinteressen der
Grubenbranche zu opfern.
Tatsächlich sind die Förderabgaben im Vergleich zu Minenländern wie
Australien, Kanada oder Brasilien für internationale Grubenkonzerne sehr
niedrig. Werden dort meist zwischen 3 und 7 Prozent an Royalities fällig,
gibt sich der Staat in Schweden mit 0,5 Promille des Mineralienwerts
zufrieden. Die GegnerInnen des Gállok-Projekts haben bereits angekündigt,
dass sie den Beschluss der schwedischen Regierung nicht einfach akzeptieren
werden. „Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass es diese Grube nicht
geben wird“, sagt Jan Erik Länta, der Vorsitzende der betroffenen
Samengemeinde Jåhkågasska Tjiellde.
23 Mar 2022
## LINKS
[1] /Eisenerzfoerderung-in-Schweden/!5839716
[2] https://laponia.nu/en/
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Rohstoffe
Schweden
Menschenrechte
Schwerpunkt Neonazis
Bergbau
Rohstoffe
Brasilien
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