# taz.de -- Waffenstillstand im Jemen: Ein Funken Hoffnung | |
> Seit dem Wochenende herrscht Waffenstillstand im Jemen. Selbst wenn der | |
> halten sollte, hat das Land noch einen weiten Weg vor sich. | |
Bild: Sanaa am Samstag – wenige Stunden bevor der Waffenstillstand in Kraft t… | |
KAIRO taz | Gute Nachrichten aus Jemen sind selten, aber diesmal gibt es | |
gleich zwei davon. Die erste: Seit letztem Samstag haben die dortigen | |
Kriegsparteien einen [1][Waffenstillstand] vereinbart. Die zweite: Bis | |
jetzt hält die Waffenruhe auch noch. | |
Auf einen zunächst zweimonatigen Waffenstillstand hatten sich die | |
Kriegsparteien vergangene Woche geeinigt: die von den Saudis geführte | |
Koalition, bestehend aus deren Verbündeten im Jemen und den Vereinigten | |
Arabischen Emiraten, auf der einen Seite; und den vom Iran unterstützten | |
Huthi-Rebellen auf der andern. | |
Begonnen hat die Waffenruhe letzten Samstag, dem ersten Tag des Ramadan. | |
Sie war bereits am Freitag von Hans Grundberg, dem UN-Sondergesandten für | |
den Jemen, verkündet worden. „Alle Seiten akzeptieren, sämtliche offensive | |
militärischen Handlungen am Boden, in der Luft oder auf dem Meer innerhalb | |
Jemens, aber auch jenseits seiner Grenzen anzuhalten“, heißt es in einer | |
gemeinsamen Erklärung. | |
Außerdem dürfen 18 Schiffe mit Treibstoff den von den Huthi-Rebellen | |
gehaltenen Hafen Hudeida am Roten Meer anlaufen. Der Flughafen in Sanaa, | |
der von den Huthis kontrollierten Hauptstadt des Landes, soll zweimal | |
wöchentlich erstmals wieder von kommerziellen Flügen angeflogen werden | |
dürfen. Beides waren Bedingungen, die die Rebellen für ihre Zusage zum | |
Waffenstillstand gestellt hatten. Im Gegenzug öffnen die Huthis die | |
Zufahrten zu der von ihnen seit sieben Jahren belagerten Stadt Taizz. | |
## Zweimal ist ein Waffenstillstand schon gescheitert | |
Der schwedische Diplomat Gundberg, der den Deal ausgehandelt hat, gab sich | |
vorsichtig optimistisch. „Der Erfolg dieser Initiative hängt davon ab, ob | |
die Kriegsparteien die Vereinbarungen und die damit einhergehenden | |
humanitären Maßnahmen auch durchsetzen“, erklärte er. Ziel des Abkommens | |
sei es, den Jemeniten eine überfällige Pause von der Gewalt zu verschaffen | |
und das menschliche Leid zu mindern, in der Hoffnung, dass der Konflikt | |
endgültig endet, fügte er hinzu. | |
Die Geschichte der Waffenstillstandsversuche in diesem Krieg verheißt | |
eigentlich nicht Gutes. Bereits zweimal – [2][2016] und [3][2018] – waren | |
derartige Vereinbarungen kurz nach ihrer Ausrufung sofort gebrochen worden. | |
Dass es diesmal anders sein könnte, hat vor allem zwei Gründe. | |
In den letzten Monaten haben die Huthi-Rebellen vermehrt mit Drohnen und | |
Raketen Ziele tief im Staatsgebiet Saudi-Arabiens und der Emirate | |
angegriffen, darunter Ölanlagen und Flughäfen. Damit haben sie den Krieg | |
außerhalb der jemenitischen Landesgrenzen getragen und unter Beweis | |
gestellt, wie verwundbar Saudi-Arabien und die Emirate sind, trotz des | |
Erwerbs teurer Antiraketensysteme. | |
Aber auch die Huthis haben in den letzten Monaten die Grenzen ihrer | |
militärischen Schlagkraft kennengelernt. Obwohl sie einen großen Teil ihrer | |
Ressourcen eingesetzt haben, um Marib und damit die letzte strategisch | |
wichtige Stadt im Norden des Landes zu belagern und zu erobern, ist ihnen | |
dieser militärische Erfolg verwehrt geblieben. | |
## Die politische Zukunft Jemens ist schwerer zu klären | |
Diese Kombination aus der empfundenen Verwundbarkeit Saudi-Arabiens und der | |
Emirate und den militärischen Misserfolgen der Huthis innerhalb Jemens hat | |
nun dazu geführt, dass beide Seiten gleichzeitig ein Interesse am Ende des | |
Krieges haben. | |
Für die Zivilbevölkerung könnte diese Erkenntnis der Kriegsparteien nun | |
endlich dazu führen, dass ihr Leid gemindert wird, vor allem wenn | |
internationale Hilfsorganisationen nun auch Zugang zu den zuvor schwer | |
umkämpften Gebieten bekommen und Flug- und Seehäfen wieder ohne Probleme | |
zugänglich werden. Mehr als 80 Prozent der 30 Millionen Einwohner Jemens | |
hängen von internationalen Hilfslieferungen ab. | |
Während ein längerer Waffenstillstand nun eine echte Chance hat, dürfte der | |
nächste Schritt, die politische Zukunft Jemens auszuhandeln, ungleich | |
schwieriger werden. Die Kriegsparteien sind zwar im Moment bereit, die | |
Waffen schweigen zu lassen. Doch davon, sich langfristig die Macht zu | |
teilen, sind sie noch meilenweit entfernt. | |
4 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Karim El-Gawhary | |
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