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# taz.de -- Trauer unter Neonazis: Holocaustleugner gestorben
> Rigolf Hennig bezeichnete die Judenverfolgung als fatale Überreaktion
> beim Versuch, ein erkanntes Problem zu lösen.
Bild: Hält Hennig für ein Vorbild an Anstand und Treue: NPD
Hamburg | taz Den Platz auf der Anklagebank nahm Rigolf Hennig oft ein.
Die bundesdeutschen Gerichte waren für den ehemaligen NPD-Mandatsträger in
Verden und selbsternannten „Präsidenten des Freistaates Preußen“ auch eine
politische Bühne. Die notorische Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck
begleitete ihn vor Gericht. Und auch er stand ihr bei Strafverfahren bei
und leugnete den Holocaust. In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass
der 1935 Geborene mit 86 Jahren verstorben war.
„Ein großer Kamerad ist gegangen“, postete [1][Thorsten Heise] bei
Facebook. Der NPD-Bundesvize und Thüringische Landesvorsitzende betonte:
„Er wird uns stets Vorbild für Anstand und Treue bleiben. Sein Vermächtnis
ist das Deutsche Reich.“
Und Heise, der mal Landesvorsitzender der verbotenen Freiheitlichen
Deutschen Arbeiterpartei (FAP) in Niedersachsen war, versichert: „Wir
werden es erfüllen.“ Sie kannten sich lange. Schon 1993 soll Hennig Heise
beim Aufbau von Anti-Antifa-Strukturen unterstützt haben.
Vor seinen politischen Aktivitäten im öffentlichen Raum etablierte sich
Hennig als Facharzt für Chirurgie. 1987 eröffnete er in Verden eine Praxis.
Nach Protesten kündigte 1994 die Bundeswehr Hennig als Vertragsarzt. In der
Bundeswehr diente er von 1977 bis 1995 als Reserveoffizier, als Kommandeur
einer Reservelazarettgruppe und als Oberarzt.
## Von der CSU zur NPD
Sein parteipolitisches Engagement begann Hennig bei der CSU, über die
Republikaner und die „[2][Deutsche Liga für Volk und Heimat]“ kam er zur
NPD. Schon früh offenbarte er sein radikales Geschichtsbild.
Im Deutschen Ärzteblatt schrieb er 1988 in einem Leserbrief zu einer Serien
über „Medizin in der NS-Zeit“, dass die Judenverfolgung eine „fatale
Überreaktion des Dritten Reiches beim Versuch“ gewesen sei, „ein erkanntes
Problem zu lösen“, das der „Abgrenzung zwischen Juden und ihren jeweiligen
Gastvölkern“ geschuldet sei. Die Ursache läge in den „jüdischen
Eigenheiten“.
Macht er hier „die Juden“ für ihre Verfolgung selbst verantwortlich,
zweifelte er später auch die Ermordung von sechs Millionen jüdischen
Menschen an. Hennig war bis zu deren Selbstauflösung Geschäftsführer der
deutschen Sektion der „Europäischen Aktion“, ein Zusammenschluss von
Holocaustleugnenden. Wenige Tage nach der Selbstauflösung stellte die
Polizei bei einer Razzia in 14 Objekten des Netzwerks in Thüringen und
Niedersachsen mehrere Kurz- und Langwaffen sicher.
2019 verurteile das Landgericht Verden Hennig zu 20 Monaten Haft auf
Bewährung. Die verschiedenen Gerichtsinstanzen hatte er mit mehrere
Beiträgen in der Zeitschrift Stimme des Reiches ausgelöst. In der
Zeitschrift hatte [3][Haverbeck den Holocaust geleugnet]. Vor Gericht
räumte Hennig ein, für die Gestaltung der Zeitung verantwortlich zu sein,
betonte aber, angeblich bemüht gewesen zu sein, die Beiträge von Haverbeck
„zu entschärfen“.
Auch die Partei „III. Weg“ trauert um Hennig. Auf ihrer Website steht einer
seiner Vorträge, in dem er die Terroranschläge in Südtirol in den
60er-Jahren rechtfertigt: Die Terroristen hätten bloß „Herren im eigenen
Land“ sein wollen.
2 Apr 2022
## LINKS
[1] /Prozess-zu-Neonazi-Angriff-in-Fretterode/!5795424
[2] /DPolG-Chef-mit-rechter-Vergangenheit/!5695858
[3] /Urteil-gegen-Holocaustleugnerin/!5736725
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
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