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# taz.de -- Verbeamtung von Lehrkräften: Berlin geht ersten Schritt
> Lehrkräfte, die aus anderen Bundesländern nach Berlin wechseln, werden
> nun ohne Wartezeit verbeamtet. So soll dem Fachkräftemangel begegnet
> werden.
Bild: Bereits 2019 demonstrierten Berliner Lehrkräfte für die Wiedereinführu…
Berlin taz, dpa | [1][Berlin geht beim Thema Lehrerverbeamtung] einen
ersten Schritt voran. Ab sofort entfällt die Wartefrist für verbeamtete
Lehrkräfte, die aus anderen Bundesländern nach Berlin kommen oder in die
Hauptstadt zurückkehren. Das teilte die Senatsverwaltung für Bildung am
Mittwoch mit.
Seit 2014 mussten Lehrkräfte von außerhalb mindestens fünf Jahre in einem
anderen Bundesland verbeamtet gewesen sein, um als Beamte in den Berliner
Schuldienst übernommen zu werden. Das sollte verhindern, dass in Berlin
angestellte Lehrkräfte für kurze Zeit in ein anderes Bundesland wechseln,
dort verbeamtet werden und dann mit Beamtenstatus zurückkehren.
Weil die rot-grün-rote Koalition inzwischen entschieden habe, zur
Verbeamtung von Lehrkräften zurückzukehren, sei die Situation nun aber eine
andere, so die Bildungsverwaltung. Der Wegfall der Wartefrist soll dazu
beitragen, möglichst schnell qualifizierte Lehrkräfte für Berlin zu
gewinnen. „Bereits mit diesem ersten Schritt wird die Rückkehr zur
Verbeamtung für Berliner Lehrkräfte unumkehrbar“, sagte Bildungssenatorin
Astrid-Sabine Busse.
„Wir hatten ohnehin Zweifel an der Rechtmäßigkeit der vorgeschriebenen
Verweildauer von fünf Jahren als Beamte*r in einem anderen Bundesland“,
hieß es am Mittwoch vom Berliner Vorsitzenden der Bildungsgewerkschaft GEW,
Tom Erdmann. „Auch, weil das Verbot zuletzt zunehmend ausgehebelt wurde:
Die verbeamtete Lehrkraft verblieb offiziell im Herkunftsbundesland, bis
sie die fünf Jahre ‚voll‘ hatte, und lies sich bis dahin als Lehrkraft nach
Berlin abordnen.“
## 7.000 Lehrkräfte zu alt oder zu krank
„Ende März werden wir dann, wie angekündigt, unseren Zeit- und
Maßnahmenplan im Rahmen des 100-Tage-Programms vorstellen“, kündigte Busse
an. Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass Berlin das Höchstalter für
Verbeamtung – derzeit liegt es bei 45 Jahren – „temporär“ auf 52 Jahre
erhöhen will, damit möglichst viele Lehrkräfte zum Zuge kommen. Dennoch
werden nach Schätzungen der Bildungsgewerkschaft GEW rund 7.000 Berliner
Lehrkräfte nicht verbeamtet werden können, weil sie zu alt sind oder die
gesundheitlichen Voraussetzungen nicht erfüllen.
Unklar ist auch noch, wie eine Kompensationsregelung für diejenigen
gestaltet werden soll, die nicht verbeamtet werden können. Die
Bildungsverwaltung hatte bereits Entlastungsstunden ins Spiel gebracht,
also quasi einen Freizeitausgleich. Einen solchen Sonderweg erlaube die
Tarifgemeinschaft der Länder aber nicht, in der Berlin Mitglied ist, hatte
GEW-Tarifexperte Udo Mertens erklärt. Möglich sei aus seiner Sicht aber
eine „Zulagenregelung“, die ein Gehaltsplus für jede Lehrkraft von bis zu
800 Euro bedeuten könnte.
„Frau Busses Optimismus, dass mit dieser Maßnahme die Verbeamtung
eingeläutet wird, teile ich nicht“, sagte deshalb der Berliner
GEW-Vorsitzende am Mittwoch der taz. „Es lauern noch viele Fallstricke auf
dem Weg dahin.“
Mehrere Berliner Schulleiter*innenverbände hatten in einer
gemeinsamen Stellungnahme Anfang des Jahres bereits Druck gemacht: Die
Verbeamtung für möglichst viele Berliner Lehrkräfte müsse schnell kommen,
am besten schon zu Beginn des kommenden Schuljahres Ende August. Berlin
könne sich angesichts des Fachkräftemangels ein weiteres Zögern nicht
leisten.
Berlin hatte die Lehrerverbeamtung 2004 abgeschafft, ist inzwischen aber
das einzige Bundesland, das noch daran festgehalten hat.
23 Feb 2022
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## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Verbeamtung
Berlin
Lehrermangel
Astrid-Sabine Busse
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