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# taz.de -- Falsches Ferienkonzept: Skiferien adé
> Klimafeindlich und elitär: Es ist höchste Zeit, dass Hamburg seine
> Skiferien abschafft.
Bild: Gar nicht erst dran gewöhnen: Skitourismus liegt in Sachen Nachhaltigkei…
Die Frühjahrsferien, die in Hamburg gerade zuende gehen, werden in der
Stadt auch Skiferien genannt. Sie bieten der Hamburger Schulbehörde eine
wunderbare, einzigartig leichtgängige Möglichkeit zu zeigen, dass sie
Klimaschutz ernst nimmt, so ernst, dass es über bloße Lippenbekenntnisse
hinausgeht. Sie könnte die Frühjahrsferien ein paar Wochen nach hinten
verlegen, in den Zeitraum, in dem alle anderen Bundesländer diese Ferien
haben. Aber es deutet nichts darauf hin, dass die Hamburger Schulbehörde
diese Chance ergreift. „Aktuell gibt es keine Überlegungen, die
Frühjahrsferien zu verändern“, heißt es in einer sparsamen Antwort der
Behörde auf eine taz-Anfrage.
Ebene jene Behörde hat die Ski-Frühjahrsferien in den 60er-Jahren
eingeführt – mutmaßlich, damit auch Hamburger Kinder die Chance hatten, Ski
fahren zu gehen. Nun kann man hinterfragen, warum das in den 60er-Jahren
eine gute Idee gewesen sein soll: unwahrscheinlich, dass [1][Skireisen]
damals etwas waren, was sich eine durchschnittlich verdienende Hamburger
Familie regelmäßig leisten konnte; nicht ausgeschlossen, dass es ein
Zugeständnis war an eine Minderheit Besserverdienender, die über die
notwendigen Mittel verfügte. Aber es braucht gar keinen Blick zurück im
Zorn auf die Ursprünge, es genügt vollkommen, die Deplatziertheit in der
Gegenwart zu erkennen.
Politik setzt Rahmen. Es ist einer ihrer Aufgaben, Anreize zu schaffen,
damit der Klimawandel endlich gestoppt wird. Es kann nicht in ihrem Sinne
sein, den Rahmen zu schaffen für eine Art des Tourismus, die offensiv
umweltschädlich ist. Es spricht nichts dafür, im März in schneelose Berge
zu fahren, wo mit Schneekanonen versucht wird, den Massentourismus gegen
alle Vernunft aufrechtzuerhalten. Es spricht genauso wenig dafür, [2][auf
tropische Inseln zu fliegen], um dort Wärme zu finden.
Falls jemand an dieser Stelle „Ökodiktatur“ rufen sollte: Genau das ist
eine solche Rahmensetzung eben nicht. Wer Skifahren als Menschenrecht
begreift, mag das weiterhin tun, etwa in den Weihnachtsferien – aber nicht
mit maßgeschneiderten Ferienterminen. Wer möchte, dass das Skifahren durch
die Politik gefördert wird, kann die Liste gleich mit Steuerschlupflöchern
und der Pendlerpauschale fortsetzen.
Wir nehmen unseren Bildungsauftrag ernst, könnte die Schulbehörde sagen und
die Frühjahrsferien ins spätere Frühjahr schieben. Vielleicht könnte sie
damit nebenbei noch am elitären Image der Stadt sägen. Auf jeden Fall wäre
es ein Schritt, der nichts kostet und einiges bewegt. Praktisch und
symbolisch. Schade nur, dass die Stadt ihn nicht tut.
18 Mar 2022
## LINKS
[1] /Kunstschnee-fuer-Tourismus-im-Harz/!5814326
[2] /Tourismus-in-der-Krise/!5752585
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Schulbehörde Hamburg
Schwerpunkt Klimawandel
Ferien
Ski
Schwerpunkt Klimawandel
Lesestück Recherche und Reportage
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