# taz.de -- Hamburger Fischmarkt bleibt ruhig: Ein Paralleluniversum | |
> Die Coronamaßnahmen werden immer kurioser: Trotz vieler Öffnungsschritte | |
> in Hamburg darf der Fischmarkt nicht voll und ganz öffnen. | |
Bild: Lockte vor der Pandemie bis zu 70.000 Menschen an die Elbe: der Hamburger… | |
Es ist die Zeit der großen Coronalockerungen. Eine der [1][berühmtesten | |
Institutionen Norddeutschlands] wird davon bis auf Weiteres jedoch wenig | |
merken: der Hamburger Fischmarkt. Schließlich werden hier, so verkündete | |
das Bezirksamt Altona am Montag, die Coronamaßnahmen, so wie sie sind, | |
bestehen bleiben. | |
Auf dem Platz des Fischmarktes hat sich in den vergangenen Monaten vieles | |
ereignet: Hier wurden Coronatestzentren errichtet, Wohnwagen geparkt und | |
bei [2][stürmischen Überflutungen] sogar Menschen aus ihren schwimmenden | |
Autos gerettet. Bloß die eigentliche Bestimmung des Ortes, der Verkauf von | |
Fischen mit Event-Charakter, kam dabei zu kurz. Insgesamt 15 Monate blieb | |
der Markt während der Pandemie sogar komplett geschlossen. Was vor der | |
Pandemie bis zu 70.000 Menschen an die Elbe lockte, ist in dieser Form auch | |
seit der Wiedereröffnung nicht möglich. | |
Momentan findet der Fischmarkt zwar wieder jeden Sonntag von 5 Uhr bis 9.30 | |
Uhr statt, jedoch ist dieses Ereignis nicht vergleichbar mit | |
prä-pandemischen Zeiten. Das laute Anpreisen der Marktschreier*innen ist | |
ebenso untersagt wie das Musizieren oder das Verspeisen von [3][frisch | |
erworbenen Waren] auf der Marktfläche. Daran wird sich vorerst nichts | |
ändern, auch wenn das Bezirksamt laut eigener Aussage bereits | |
Öffnungsschritte erwägt – der Zeithorizont bleibt unbekannt. Wie in den | |
vergangenen Monaten auch wird weiterhin nur die Hälfte der Händler*innen | |
ihre Stände öffnen dürfen. | |
In Anbetracht der Öffnungswelle, die wir derzeit erleben, erscheint das | |
dann doch ein wenig kurios. Während sich seit dem vergangenen Wochenende | |
wieder Menschen in den Clubs der Hansestadt tummeln dürfen, bleibt beim | |
Fischmarkt alles beim (coronamaßnahmenbedingten) Alten. Das Schreien unter | |
freiem Himmel bleibt untersagt – zumindest solange es nicht in einem | |
Fußballstadion stattfindet. Aber dass die Bundesliga etwas ganz anderes | |
ist, haben wir ja in der Pandemie ohnehin gelernt. | |
Auch wenn in vielen Bereichen eine gewisse Lockerheit im Umgang mit Corona | |
Einzug erhält, werden wir auf Marktschreier*innen und den unbeschwerten | |
Verzehr einer Delikatesse auf dem Fischmarkt wohl noch ein wenig warten | |
müssen. So unverständlich bestimmte Regularien der Coronamaßnahmen im | |
Vergleich miteinander auch erscheinen mögen, umso interessantere Momente | |
werden dadurch entstehen können. Wenn eine Gruppe feiernder Menschen nach | |
einer durchgetanzten Nacht vom Kiez kommend gen Fischmarkt zieht und dann | |
einen Ort ohne Musik und Geschrei vorfindet – das wäre vielleicht, fast | |
schon wie in einem Science-Fiction-Roman, der Kontakt zweier | |
Paralleluniversen. | |
7 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Lenard Brar Manthey Rojas | |
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