# taz.de -- Sturmtief „Ylenia“: Kein Fernverkehr der Bahn im Norden | |
> „Ylenia“ fegt über Deutschland hinweg. Die Folgen: Sturmflut, Zugausfäl… | |
> und gestrichene Flüge. Ein Ende der stürmischen Tage ist nicht in Sicht. | |
Bild: Überschwemmt wegen Hochwasser: Fischmarkt in Hamburg | |
Offenbach/Hamburg dpa | Bahnreisende im Norden sind [1][wegen des aktuellen | |
Sturms] von massiven Einschränkungen betroffen. In weiten Teilen | |
Deutschlands sei der Betrieb stark eingeschränkt, sagte ein | |
[2][Bahn]-Sprecher am Donnerstagmorgen. „In der Nordhälfte verkehren bis in | |
die Mittagsstunden keine Züge im Fernverkehr.“ Das betrifft Niedersachsen, | |
Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und | |
Brandenburg. | |
Auch im Regionalverkehr komme es zu Zugausfällen und Verspätungen. In | |
Niedersachsen sei aufgrund der Sturmschäden südlich von Hamburg kein | |
Zugverkehr möglich. Wegen des noch andauernden Sturms ist mit weiteren | |
Störungen zu rechnen. Die Deutsche Bahn arbeitet daran, Störungen zu | |
beseitigen. | |
Einschränkungen werden derweil auch für den Flugverkehr gemeldet. Neben den | |
20 bereits angekündigten Annullierungen streicht die Lufthansa im | |
Tagesverlauf allerdings vorerst keine weiteren Verbindungen. Dies sei noch | |
immer Stand der Dinge, teilte ein Unternehmenssprecher am Donnerstagmorgen | |
auf Anfrage mit. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sind nach | |
Betreiberangaben Verbindungen mit Berlin, München und Hamburg betroffen. Am | |
Flughafen Hamburg fallen rund ein Dutzend Flüge aus. | |
In der Hansestadt wurde am Morgen der Fischmarkt erneut überflutet. „Am | |
Pegel St. Pauli wurde gegen 5.00 Uhr ein Wert von 1,98 Meter über dem | |
mittleren Hochwasser (MHW) gemessen“, sagte ein Sprecher des | |
Sturmflutwarndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie | |
(BSH) in Hamburg. An der Nordseeküste spricht das BSH ab 1,5 Meter über MHW | |
von einer Sturmflut. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird | |
erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen. | |
## Sturmflut an der Nordseeküste | |
An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gab es in einigen Orten eine | |
Sturmflut – in Husum etwa wurde ein Pegelstand von 1,64 Meter über dem | |
mittleren Hochwasser gemessen. An vielen anderen Pegeln blieben die | |
Wasserstände allerdings unter dem Wert einer Sturmflut. Auch für das | |
Mittags- beziehungsweise Nachmittagshochwasser am Donnerstag warnte das BSH | |
vor erhöhten Wasserständen. | |
Die Feuerwehren und Polizeileitstellen berichteten am frühen | |
Donnerstagmorgen vielerorts von zahlreichen Einsätzen, größere Schäden | |
blieben vorerst aber aus. Die Feuerwehr Berlin rief den Ausnahmezustand | |
aus. | |
Auch in NRW hinterließ der Sturm Spuren. In Kleve am Niederrhein wurde das | |
Zelt einer Corona-Teststation zerstört. In Wuppertal stürzte in der Nacht | |
ein etwa 40 Meter hoher Baum auf die Schienen der Schwebebahn. Die | |
Feuerwehr habe den Baum zersägt und weggeräumt, sagte ein Sprecher. In dem | |
gesamten Bundesland wurde für Donnerstag außerdem der Schulunterricht | |
abgesagt. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder etwa Bayerns dürfen | |
Schülerinnen und Schüler wegen der Wetter-Gefahren zu Hause bleiben. | |
Besonders stürmisch war es in der Nacht auf dem exponiert liegenden Brocken | |
im Harz. Dort wurden in der Nacht in der Spitze Windgeschwindigkeiten von | |
bis zu 156 Stundenkilometern gemessen worden. Der Wert sei kurz nach | |
Mitternacht aufgezeichnet worden, sagte ein Sprecher des Deutschen | |
Wetterdienstes (DWD). Er wies darauf hin, dass die Zahlen noch vorläufig | |
seien und noch um einige Stundenkilometer korrigiert werden könnten. | |
## Kurze Verschnaufpause | |
Ab Donnerstagnachmittag lässt der Wind von Tief „Ylenia“ laut DWD zwar | |
langsam nach. Die Verschnaufpause dürfte jedoch nur kurz sein. Bereits für | |
Freitagmittag wird das nächste Orkantief – „Zeynep“ genannt – von den | |
Britischen Inseln kommend erwartet. | |
Laut DWD wird wahrscheinlich wieder vor allem die nördliche Hälfte | |
betroffen sein. Doch die Prognosen seien hierbei nicht ganz sicher: „Die | |
Modelle haben da immer noch sehr unterschiedliche Simulationen“, sagte der | |
Pressesprecher und Meteorologe Andreas Friedrich am Mittwoch. Die | |
Wetterlage sei sehr dynamisch. | |
Bereits Ende Januar war das Sturmtief „Nadia“ mit gefährlichen Böen über | |
Nord- und Ostdeutschland gefegt und hatte Millionenschäden verursacht. Nach | |
Ansicht des DWD-Meteorologen Andreas Friedrich sind die jetzigen Stürme, | |
was die Windspitzen angeht, mit Tief „Nadia“ vergleichbar. Die aktuelle | |
Lage sei aus seiner Sicht allerdings brisanter, „weil wir eine Kette von | |
Sturmtiefs haben“. | |
17 Feb 2022 | |
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