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# taz.de -- Rücktrittsforderungen gegen Karin Prien auf Twitter: Ministerin mi…
> Karin Prien (CDU) hat sich erneut in einer Twitter-Debatte über die
> Maskenpflicht verzettelt. Am Ende löschte die Kieler Bildungsministerin
> ihren Account.
Bild: Hat auf Twitter Ärger gekriegt: Karin Prien
Hamburg taz | Auf Twitter hat es heftig gekracht. Am Ende erklärte
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ihren Rückzug von
dem Kurznachrichtendienst, sie deaktivierte ihren Account. Was war
passiert?
Prien hatte in der vergangenen Woche Lockerungen der Coronaregeln an
Schulen gefordert. Daraufhin hatte eine Mutter auf Twitter Sorge über einen
vermuteten Anstieg der Zahl der in Zusammenhang mit Corona gestorbenen
Kinder geäußert – unter Berufung auf vorläufige Zahlen des
Robert-Koch-Instituts. Prien antwortete: [1][„Bitte differenzieren: Kinder
sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit COVID_19 und nur
extrem selten wegen COVID_19.“]
Einige User sprangen der Ministerin bei: Man könne die Beschränkungen an
Schulen nicht ewig aufrecht erhalten, die Sterbequote bei Kindern sei so
gering, dass Covid-Maßnahmen zurückgefahren werden könnten. Weitaus mehr
hagelte es jedoch Kritik: Eltern von Kindern mit Vorerkrankungen fühlten
sich ignoriert.
Prien mangele es an Empathie für die trotz der bisherigen Schutzmaßnahmen
bundesweit 65 gestorbenen Kinder. Es entstand das Bild, dass die Ministerin
die schrittweise Abschaffung von Masken und Tests, die vor allem
Schüler:innen mit Vorerkrankungen ein Mindestmaß an Sicherheit bieten,
für Parteipolitik benutzte – in Schleswig Holstein wird am 8. Mai gewählt.
## Nur 320 vulnerable Schüler:innen im Land?
Auf Nachfrage erklärt die Pressestelle von Karin Prien, dass es schon
länger eine Handreichung für den Umgang mit vulnerablen Gruppen in
Schleswig-Holstein gebe. Im gesamten Landesgebiet seien aber auch nur rund
320 Schüler*innen aufgrund einer eigenen Vorerkrankung oder einer
Erkrankung in der Familie dauerhaft beurlaubt. Diesen vulnerablen Personen
biete man alternative Lehrmöglichkeiten.
Nimmt man offizielle Zahlen des RKI zum Vergleich, nach denen [2][etwa ein
Viertel] der Bevölkerung in Deutschland zur Hochrisikogruppe zählt, kann
man jedoch von einer deutlich höheren Dunkelziffer an betroffenen Familien
ausgehen.
Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie
(DGPI) widerlegt Priens Aussage, mit Corona infizierte Kinder würden meist
mit und selten an dem Virus sterben. Zwar sterben Kinder generell sehr
selten an oder mit dem Virus, wenn Kinder aber mit einer Corona-Infektion
sterben, dann ist das Virus in etwa der Hälfte der Fälle nachweislich
verantwortlich für den Tod.
Die Pressestelle des Ministeriums nannte als Quelle für die Annahme der
Ministerin das [3][RKI-Bulletin 01/2022]. Daraus gehen jedoch keine Belege
für ihre Aussage hervor, das RKI bezieht sich sogar auf die Covid-19-Studie
der DGPI.
## Anfeindung wegen jüdischer Vorfahren
Die Twitter-Debatte um die Präsidentin der Kultusministerkonferenz
erreichte ihren Tiefpunkt in einer antisemitisch grundierten [4][Anfeindung
gegen die Ministerin], sie solle sich davon „Distanzieren, Kinder in wertes
und unwertes Leben einzuteilen“, vor allem, da Sie „Mutter dreier Kinder
mit jüdischen Vorfahren“ sei.
Der mittlerweile gelöschte Kommentar überlagerte die sachliche Kritik,
Prien zog sich von Twitter zurück und ließ ihren Pressesprecher via Twitter
mitteilen: „Bei meinen vielen Terminen im Land, in den Schulen, mit
Vertreterinnen und Vertretern verschiedenster Interessen erlebe ich eine
andere Kultur.“
Es war nicht das erste Mal, dass es um Prien auf Twitter laut wurde. Schon
im Herbst 2021 hatte sie die Maskenpflicht im Unterricht gegen
wissenschaftliche Empfehlung infrage gestellt. Damals hatte sie gegen die
Maskenpflicht mit dem „Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ der
Schüler:innen argumentiert – und die körperliche Unversehrtheit der
potenziell zu infizierenden Schüler:innen nicht dagegen abgewogen. Auch
damals entbrannte eine [5][Diskussion auf Twitter].
Nach einem kurzen Aussetzen der Maskenpflicht im Unterricht musste das Land
damals wegen steigender Infektionszahlen zurückrudern.
19 Feb 2022
## LINKS
[1] https://web.archive.org/web/20220212110048/https://twitter.com/PrienKarin
[2] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichtersta…
[3] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/01_22.pd…
[4] /CDU-Politikerin-Karin-Prien/!5797201
[5] https://twitter.com/PSHolstein/status/1453668070464032770
## AUTOREN
Niklas Berger
## TAGS
CDU Schleswig-Holstein
Schule und Corona
Twitter / X
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