# taz.de -- Streit um RT Deutschland: Russland übt Vergeltung | |
> Der Konflikt um die Ausstrahlung von RT in Deutschland eskaliert. | |
> Russland kündigt an, das Büro der Deutschen Welle in Moskau zu schließen. | |
Bild: Studio des Fernsehsenders RT Russian Today in Moskau | |
Moskau afp | Der Streit zwischen Deutschland und Russland [1][um die | |
Ausstrahlung des russischen Senders RT DE] hat sich massiv verschärft. Das | |
russische Außenministerium kündigte am Mittwoch „Vergeltungsmaßnahmen“ | |
gegen deutsche Medien in Russland an – und will nun das Büro der Deutschen | |
Welle in Moskau schließen. Zudem seien Sanktionen vorgesehen gegen | |
„Vertreter deutscher staatlicher und öffentlicher Strukturen, die an der | |
Einschränkung der Ausstrahlung von RT beteiligt sind“, erklärte das | |
russische Außenministerium am Donnerstag. | |
Kurz zuvor hatte die deutsche Medienaufsicht die Verbreitung des Senders in | |
Deutschland vollständig untersagt – RT DE darf nun auch nicht mehr im | |
Internet oder über Apps senden. | |
Der [2][Sender RT gilt als internationales Propaganda-Instrument] des | |
Kreml. Die deutsche Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der | |
Medienanstalten führte juristische Gründe für seine Entscheidung an, dem | |
Sender den Betrieb in Deutschland komplett zu untersagen: Für die | |
Ausstrahlung fehle die „erforderliche medienrechtliche Zulassung“. Eine | |
solche Zulassung sei auch nicht beantragt worden. Veranstaltung und | |
Verbreitung des Programms seien „daher einzustellen“. | |
Das russische Außenministerium wies diese Argumentation zurück und sprach | |
von einer „politisch motivierten“ Entscheidung. „Diese Entscheidung lässt | |
uns keine andere Wahl, als Vergeltungsmaßnahmen gegen in Russland | |
akkreditierte deutsche Medien zu ergreifen“, erklärte das Ministerium. Die | |
Maßnahmen sollten sich auch gegen Internetplattformen richten, die den | |
Kanal nicht mehr ausstrahlen. Dies [3][könnte etwa die Plattform Youtube | |
betreffen]: Diese hat RT DE seit Dezember blockiert. | |
Der russische Sender kündigte an, sich der deutschen Vorgabe zum | |
Ausstrahlungsstopp zu widersetzen. RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan | |
bezeichnete die Entscheidung der deutschen Kommission als „absoluten | |
Blödsinn“. Im Kurzbotschaftendienst Twitter stellte sie klar: „Wir werden | |
weiter senden.“ | |
## „Alternative Sichtweisen“ | |
Kritik kam auch vom Vorsitzenden der Russischen Journalisten-Union, | |
Wladimir Solowjow. Er warf den deutschen Behörden einen „offenen Verstoß | |
gegen die Prinzipien der Meinungsfreiheit“ vor: Deutschland gehe es | |
offenbar darum, „alternative Sichtweisen auf seinem Territorium zu | |
behindern“, sagte Solowjow der Nachrichtenagentur Tass. | |
Der Kanal RT DE war am 16. Dezember gestartet. Schon am nächsten Tag hatte | |
die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) ein medienrechtliches Verfahren | |
zur Prüfung gegen die RT DE Productions GmbH mit Sitz in Berlin | |
eingeleitet. | |
Kurz darauf stellte bereits der europäische Satellitenbetreiber Eutelsat | |
der Medienanstalt zufolge die Verbreitung des Programms ein. RT DE war aber | |
weiter über das Internet zu empfangen. Da es sich um ein bundesweit | |
verbreitetes Rundfunkprogramm handelte, lag die endgültige Entscheidung bei | |
der ZAK. | |
Diese sieht RT DE als „zulassungspflichtiges Rundfunkprogramm“, wie sie | |
erklärte. Eine Zulassung in Deutschland liege aber nicht vor. RT DE könne | |
sich auch „auf keine andere europarechtlich legitime Erlaubnis berufen“. | |
Die Einstellung des Programms könnte die bereits angespannten Beziehungen | |
zwischen Berlin und Moskau weiter belasten. Der russische Präsident | |
Wladimir Putin hatte im Dezember ein Ende der „Diskriminierung“ von RT | |
gefordert. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte schon bei | |
Einstellung der Satellitenausstrahlung mit möglichen Vergeltungsmaßnahmen | |
gedroht. | |
3 Feb 2022 | |
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