| # taz.de -- Artenvielfalt in Simbabwe: Waldgärten als Lebensretter | |
| > In Simbabwe drohen Baumarten auszusterben. Die profilierte | |
| > Umweltschützerin Shamiso Mupara pflanzt Wälder aus diesen Arten. | |
| Bild: Der freie Illustrator aus Simbabwe Lomedy Mhako hat das Cover des ersten … | |
| Der Baum mit den scharlachroten Blüten wird auch Lucky Bean Tree genannt. | |
| In Simbabwe ist sein Name Mutiti. „Ein Wunderbaum“, sagt Shamiso Mupara. | |
| „Er schützt den Boden, wird aber auch zum Färben benutzt.“ Im südlichen | |
| Afrika spielt er eine wichtige Rolle für das Ökosystem: Er bietet Vögeln | |
| und Insekten Nahrung und Unterschlupf. Die Menschen nutzen ihn als | |
| natürliche Mauer zum Schutz von Farmen und Wasserstellen. Seine Samen | |
| gelten als Glücksbringer, und seine Rinde wird „zur Behandlung von | |
| Ohrenschmerzen verwendet“, sagt Mupara. | |
| Die 37-Jährige ist eine hochgewachsene Frau mit dunklem geflochtenen Haar. | |
| Sie lacht laut und ist meist fröhlich. Doch sie kann schnell wütend werden, | |
| wenn sie gefällte Bäume oder auf den Boden geworfenes Plastik sieht. | |
| Mupara ist eine der profiliertesten Umweltschützer*innen Simbabwes und | |
| hat sich einen Namen als Expertin für einheimische Baumarten gemacht. Diese | |
| Bäume seien auch spirituell bedeutsam, sagt sie: Sie tragen die Kultur der | |
| Simbabwer in sich. „Diese Kultur umfasst unsere Ernährungsgewohnheiten und | |
| Heilpflanzen, die Geschichte unserer Vorfahren, aber auch Zeremonien wie | |
| die für den Regen.“ Mit jedem Baum, der gefällt werde, gehe das Wissen über | |
| diese Traditionen verloren. | |
| 2007 machte Mupara einen Master in Umweltwissenschaften. Doch weil die | |
| Wirtschaft Simbabwes am Boden lag, bekam sie keinen Job. Darum wurde sie | |
| auf eigene Faust tätig und gründete 2013 die Environmental Buddies Zimbabwe | |
| (EBZ), eine gemeinnützige Organisation, die die einheimischen Wälder in | |
| Simbabwe schützen und den Hunger im Land bekämpfen will. Dazu forstet EBZ | |
| in ländlichen Gemeinden abgeholzte Waldgebiete wieder auf und nutzt sie als | |
| Quelle für organische Lebensmittel. | |
| ## Waldgärten für die Artenvielfalt | |
| Mupara verfolgt einen Ansatz, der als „Food Forest“ bekannt ist. Solche | |
| Waldgärten bestehen aus Kräutern, Sträuchern und Bäumen und versuchen, | |
| einen natürlichen Wald nachzubilden, der sich selbst reguliert. Das fördert | |
| die Artenvielfalt und versorgt die Menschen zugleich mit Nahrungsmitteln. | |
| Bis zu 25.000 Bäumen pflanzen die rund ein Dutzend EBZ-Mitarbeiter:innen im | |
| Jahr. Zur Belohnung werden sie Eigentümer der von ihnen angelegten | |
| Waldgärten. „Sie können die Nahrungsmittel aus den Food Forests entweder | |
| verkaufen oder für den Eigenbedarf verwenden.“ | |
| Mupara stammt aus Marange, einem ländlichen Bezirk im Osten Simbabwes. Esel | |
| sind hier bis heute ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Doch immer wieder | |
| sieht man auch große Lastwagen mit Lebensmitteln, die von der Europäischen | |
| Union gespendet wurden. Marange ist eine der trockensten Gegenden des | |
| Landes. Regen fällt nur selten und Wasser ist ein kostbares Gut; meistens | |
| stammt es aus von Hand gebohrten Löchern und schmeckt salzig. | |
| ## Bäume fallen dem Dimantenrausch zum Opfer | |
| Bekannt ist Marange allerdings wegen anderer natürlicher Ressourcen: In den | |
| Nullerjahren gab es hier einen Diamantenrausch. Bäume wurden gefällt, | |
| Wälder verwüstet. Schon vorher seien viele Bäume wegen der lokalen | |
| Nachfrage nach Brennholz abgeholzt worden. Aber der Bergbau führte zur | |
| Zerstörung ganzer Waldökosysteme. | |
| Als das Schürfen nach Diamanten schließlich verboten wurde, begannen die | |
| hungrigen Menschen damit, Holz zu verkaufen, um ihre Familien zu ernähren. | |
| „Wir mussten als Gemeinschaft einfach etwas dagegen unternehmen“, sagt | |
| Shamiso. Vor neun Jahren wurde sie in Marange aktiv. Sie bohrte einen 65 | |
| Meter tiefen Brunnen und brachte ihre Gemeinde dazu, verloren gegangene | |
| einheimische Bäume wieder anzupflanzen, die dem trockenen Klima standhalten | |
| – vor allem einheimische Baumarten wie den „Leberwurstbaum“. | |
| Doch Simbabwes Wälder schrumpfen weiter – sei es aus Habgier und | |
| kommerziellen Interessen, sei es aufgrund anderer politischer Prioritäten. | |
| „Die meisten Bäume, die gefällt werden, sind wertvolle Harthölzer wie | |
| Mahagoni und Teak“, sagt Mupara. Die anhaltende Abholzung und der Einsatz | |
| von Chemikalien in der Landwirtschaft stellen dabei auch eine Bedrohung für | |
| Insekten und Tiere wie Bienen und Fledermäuse dar. Mupara setzt indes auf | |
| Artenvielfalt. Das sei auch eine bessere Strategie gegen Ernteausfälle – | |
| und damit ein Schutz vor Hunger: „Fällt die Ernte einer Pflanze aus, kann | |
| eine andere erfolgreich sein.“ | |
| Mupara hofft, dass es selbst bei extremen Wetterbedingungen auch in Zukunft | |
| noch möglich sein wird, Waldgärten zu unterhalten. „Food Forests sind | |
| Lebensretter.“, sagt sie. „Wir nennen uns selber ‚Maranges Food | |
| Revolution‘.“ | |
| Zudem sei die Wiederaufforstung einheimischer Wälder eine nachhaltige | |
| Investition in die Zukunft: „Wer einen Baum pflanzt, weiß genau, dass er in | |
| 30 Jahren noch Früchte trägt.“ | |
| 12 Jan 2024 | |
| ## AUTOREN | |
| Audrey Simango | |
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