# taz.de -- George Grosz Museum in Berlin: Ein toller Beobachter Berlins | |
> Eine ehemalige Tankstelle an der Schöneberger Bülowstraße wird zum Museum | |
> für den großen Berliner Künstler der Weimarer Republik, George Grosz. | |
Bild: Eine private Initiative hat das Projekt für ein Museum zu dem Maler Gros… | |
BERLIN taz | Das sind ja mal sonnige Nachrichten in dieser düsteren Zeit. | |
Während viele Berliner*innen mit großer Konzentration auf die riesigen | |
Debatten rund ums Humboldt Forum und um das Museum des 20. Jahrhunderts | |
starren, das am Kulturforum entsteht, hat sich ein bereits seit 2015 | |
existierender Verein aufgemacht und wird im Mai ein „Kleines Grosz Museum“ | |
eröffnen. Der Ort für das Projekt, das zunächst auf fünf Jahre angelegt | |
ist, könnte kaum passender sein: Es wird in eine historische Tankstelle, | |
„Standardtyp der Shell AG von 1956“, nebst ehemaliger Werkstattgarage in | |
der Schöneberger Bülowstraße einziehen – also in einer Gegend, wo es mehr | |
als an vielen anderen dieser Stadt ziemlich knirscht und knackt. | |
Das Leben und Werk des berühmten Malers George Grosz ist von Berlin | |
geprägt, wie kein anderer hat er die Stadt als Ausgang der größten Krise | |
der Menschheit porträtiert. Der Sohn eines Gastwirts kommt als Teenager im | |
Jahr 1912 nach Berlin und besucht schon damals lieber Rummelplätze und | |
andere Vergnügungsstätten als Kunstausstellungen, um Motive für seine | |
berühmten Kneipen-, und Straßenszenen voller Berliner Abseitigkeiten und | |
Klassenkampf zu sammeln. | |
## Schlüsselfigur des Dadaismus | |
Im Ersten Weltkrieg entwickelt sich Grosz zum glühenden Pazifisten und | |
ändert seinen deutschen Namen Georg Groß in den englischer klingenden | |
George Grosz um. Seine Arbeiten werden immer bissiger, was ihm massiven | |
juristischen Ärger einbringt. Wie kaum ein anderer beobachtet und karikiert | |
er das Fortleben von Militarismus und toxischer Männlichkeit in der | |
Weimarer Republik. | |
Er wird zu einer Schlüsselfigur der Dada-Bewegung, wenig später Mitglied | |
der KPD. Schon kurz nach [1][der Flucht in die USA] wird er ausgebürgert, | |
die Nazis vernichten und verramschen seine Bilder, fast die Hälfte der | |
Werke aus seiner Berliner Zeit gelten als verschollen. Erst kurz vor seinem | |
Tod 1956 kehrt Grosz nach Berlin zurück. | |
„Das Museum an diesem Standort ist auch ein Angebot an die Stadt“, sagt der | |
Galerist Juerg Judin also zu Recht, der die alte Tankstelle schon vor ein | |
paar Jahren gekauft und bewohnt hat. Das Kuratoren-Team des neuen Museums | |
plant [2][eine multimediale Dauerausstellung zum Leben und Werk des | |
Künstlers] und zwei Themen-Wechselausstellungen pro Jahr, die bislang | |
weniger bekannt sind: Die Eröffnungsausstellung etwa wird sich mit dem | |
zeichnerischen Werk des Kindes und Jugendlichen Georg Ehrenfried Gross | |
befassen. | |
2 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /!5657977/ | |
[2] http://www.george-grosz-museum.com/downloads/grosz-museum-Broschuere.pdf | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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