Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Entwaldungsfreie Lieferketten: Über Acker- und Waldrand hinaus
> Umwelt- und Landwirtschaftsministerien müssen eng kooperieren, um die
> komplexen Probleme anzugehen. Es gilt, alte Animositäten zu beenden.
Bild: Abgeholzter brasilianischer Regenwald
Im Prinzip will die Ampel-Regierung die Entwaldung in Brasilien, Indonesien
und anderen fernen Ländern für Kaffee-, Kakao-, Soja- und Palmölanbau oder
die Rinderzucht stoppen. So bekräftigt es zumindest der
[1][Koalitionsvertrag]. Doch Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sind
sich trotz Parteifreundschaft der Minister:innen [2][Steffi Lemke und
Cem Özdemir] nicht grün. Die alten Animositäten aufzulösen, erfordert mehr
als die von beiden öffentlich angekündigte „Hausfreundschaft“.
Noch herrschen Konkurrenz und ideologische Unverträglichkeiten zwischen
Forst- und Agrarexpert:innen im Hause Özdemir und den Ökologinnen und
Artenschützern im Ministerium von Lemke. Doch so wie es keine Grenzen
zwischen Ökosystemen gibt und Sojaäcker bis in den Urwald hinein reichen,
diffundieren auch die komplexen Themen Landwirtschaft und Umweltschutz. Die
Beamtinnen und ministerialen Mitarbeiter müssen lernen, neu zu denken und
über Acker und Waldrand hinaus zusammenzuarbeiten.
Der Schutz von Wäldern, biologischer Vielfalt, Ökosystemen und damit des
Klimas bedeutet, vernetzt zu denken und über Ressortgrenzen hinweg zu
handeln. Die europäische Anti-Entwaldungs-Vorschrift kann zu einem
komplizierten Beginn einer konstruktiven Zusammenarbeit werden – wenn die
Hausfreundschaft institutionell gelebt wird. Und wenn die Beamt:innen
schon zusammen arbeiten, beginnen sie vielleicht auch endlich, die
[3][Massentierhaltung in Deutschland] klimaverträglich zu beenden.
Denn eine entwaldungsfreie Lieferkette wird erst dann entstehen, wenn nicht
tonnenweise Soja in deutschen Mastanlagen verschwindet. Die Waldzerstörung
ist der drittgrößte Emittent von CO2 weltweit. Gleichzeitig ist hierzulande
die Landwirtschaft für 13 Prozent der Treibhausgasemissionen
verantwortlich. Wer also den Klimaschutz ernsthaft voranbringen will, muss
die Landwirtschaft verändern.
Es wird kaum ausreichen, Regeln für ferne Länder aufzustellen und damit den
Unwillen zur Veränderung zu verlagern – so wie zuvor den Anbau der
Futterpflanzen.
18 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_…
[2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-01/agrarpoltik-steffi-lemke-ce…
[3] /Recherche-zu-Massentierhaltung/!5725448
## AUTOREN
Ulrike Fokken
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Abholzung
Landwirtschaft
Umwelt
klimataz
Landwirtschaft
Urwald
Bespitzelung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kompromissentwurf im Rat der EU-Staaten: Gesetz gegen Entwaldung verwässert
Geplante Gesetze gegen Entwaldung sollen nur für Urwälder gelten, die für
die Landwirtschaft gerodet werden. Greenpeace kritisiert das.
Grenze Polen zu Belarus: Abriegeln zerstört Öko-Paradies
Der Wald an der polnischen Ostgrenze ist Heimat für Wisente und Wildpferde.
Jetzt errichtet die Regierung dort eine Mauer, um Flüchtlinge fernzuhalten.
Spitzelaffäre um Umweltaktivisten: Ausspioniert vom eigenen Freund
Der Umweltaktivist Jason Kirkpatrick wurde jahrelang von seinem Freund,
einem Polizeispitzel, ausgespäht. Nun entscheidet ein Gericht über den
Fall.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.