Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Regierungschef in Kasachstan: Alichan Smailow ist eingesetzt
> Nach den Unruhen wird der „große Herrscher“ vom Parlament zum neuen
> Ministerpräsidenten gemacht. Zuvor war Smailow Vizepremier.
Bild: Alichan Smailow ist der neue Premierminister von Kasachstan
Berlin taz | „Nomen est omen!“ Ob diese lateinische Redensart auch auf
Alichan Smailow zutrifft, muss sich erst noch erweisen. „Großer Herrscher“
lautet die Übersetzung seines Vornamens, am Dienstag wurde der 49-Jährige
vom Parlament zum neuen kasachischen Ministerpräsidenten gemacht.
Im Jahr 1972 wurde Smailow in Almaty, der Hauptstadt der damaligen
kasachischen Sowjetrepublik, geboren. Schon von Kindesbeinen an zeigte er
großes Interesse am Rechnen – eine Neigung, die sein Vater, Chefarzt an
einer Poliklinik, förderte. Nach der Schule absolvierte Smailow ein Studium
der angewandten Mathematik an der Al-Farabi-Universität in Almaty, das er
1994 mit einem Magister beendete. Zwei Jahre später legte er mit einem
Abschluss am Kasachischen Institut für Management, Wirtschaft und
Prognostizierung nach.
Seine berufliche Laufbahn begann er bei einem Investitions- und
Privatisierungsfonds, danach wurde er Leiter des Nationalen Statistischen
Amtes Kasachstans. Von da an ging es mit Smailows Karriere steil nach oben.
Im Alter von nur 30 Jahren wurde Smailow stellvertretender Außenminister.
Als weitere Stationen folgten unter anderem die Posten des
Vize-Finanzministers sowie des Beraters des damaligen Präsidenten Nursultan
Nasarbajew. Im Januar 2021 wurde Smailow zum ersten stellvertretenden
Ministerpräsidenten ernannt.
Über das Privatleben des neuen Mannes an der Spitze der Regierung, der
neben Kasachisch und Russisch auch der englischen Sprache mächtig sein
soll, ist recht wenig bekannt. Er ist mit einer 15 Jahre jüngeren Frau
verheiratet, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hat.
## Ein ominöser Orden names „Parazat“
Smailow hat mehrere staatliche Auszeichnungen erhalten – darunter einen
Ordnen namens „Parazat“. Diese Ehrung gibt es seit 1993, sie wird
Kasach*innen verliehen, die einen „großen persönlichen Beitrag zur
Entwicklung des geistigen und intellektuellen Potenzials der Republik
geleistet haben“ oder sich aktiv für den Schutz von Menschenrechten
einsetzen – was immer das in dem autokratisch regierten Land bedeuten soll.
Gerade was den letzteren Bereich angeht, gebe es für Smailow nach über
einer Woche [1][schwerster landesweiter Unruhen] ein reichhaltiges
Betätigungsfeld. Am vergangenen Freitag hatte Staatspräsident
Kassim-Schomart Tokajew, der Smailow nach dem Rücktritt der Regierung
kommissarisch mit der Führung der Regierungsgeschäfte betraut hatte,
Sicherheitskräften den Befehl erteilt, ohne Vorwarnung von ihrer
[2][Schusswaffe Gebrauch zu machen]. Insgesamt sollen 164 Menschen getötet
worden sein, doch die tatsächliche Zahl dürfte wesentlich höher liegen.
Smailow ist oft und ausgiebig in den sozialen Netzwerken unterwegs, wobei
er Twitter zwecks Übermittlung offizieller Informationen den Diensten
Instagram und Facebook vorzieht. Das verriet er in einem Interview. In der
vergangenen Woche hätte ihm seine Netzaffinität jedoch nur wenig genutzt.
In Kasachstan war das Internet zeitweise komplett abgeschaltet.
11 Jan 2022
## LINKS
[1] /Unruhen-in-Kasachstan/!5823794
[2] /Unruhen-in-Kasachstan/!5826995
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Ministerpräsident
Kasachstan
Russland
Kasachstan
Zentralasien
Nursultan Nazarbajew
## ARTIKEL ZUM THEMA
Krise in Kasachstan: Russland bereitet Abzug vor
Der Flughafen von Almaty ist tagsüber wieder für den Passagierverkehr
freigegeben, doch gilt dort weiter der Ausnahmezustand.
Soldatenabzug aus Kasachstan: Mission beendet
Kasachstans Präsident verkündet den Sieg über die „Terroristen und
ausländischen Kämpfer“. Die von Moskau geführten Truppen verlassen das
Land.
Proteste in zentralasiatischem Staat: Bisher 164 Tote in Kasachstan
Nach dem Schießbefehl von Präsident Tokajew hat das Staatsfernsehen erste
Opferzahlen der Unruhen veröffentlicht. Unter den Toten sind auch Kinder.
Ex-Botschafter zur Lage in Kasachstan: „Kampf gegen superreiche Elite“
Quasi über Nacht ist Kasachstan in eine politische Krise gestürzt.
Ex-Botschafter Arman Melikyan über die Gründe für die Unruhen – und wie es
weitergehen könnte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.