Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Zuschuss für die Haushaltshilfe: Gutscheine gegen Schwarzarbeit
> Neun von zehn Haushaltshilfen arbeiten unangemeldet. Das soll ein neues
> Gutscheinsystem ändern, verspricht Minister Hubertus Heil.
Bild: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will Haushaltshilfen aus der Schwarza…
Die Bundesregierung will die Schwarzarbeit von Haushaltshilfen in
Deutschland eindämmen. Dazu will sie diejenigen bezuschussen, die eine
Haushaltshilfe anstellen. Der Staat soll 40 Prozent der Kosten übernehmen.
„Dann würden mehr Haushaltshilfen bei den Behörden angemeldet arbeiten,
sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der Deutschen
Presseagentur.“
SPD, Grüne und FDP hatten die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen
schon im Koalitionsvertrag verabredet. Geplant sei, zunächst Familien,
Alleinerziehende und pflegende Angehörige finanziell zu unterstützen, wenn
sie Haushaltshilfen beschäftigen. Dafür solle 2023 ein Gutscheinsystem
eingeführt werden, kündigte der Bundesarbeitsminister bereits vergangenen
November an.
In den dann folgenden Jahren solle das System Schritt für Schritt ausgebaut
und für andere Haushalte geöffnet werden, bekräftigte Heil. Das habe zwei
positive Folgen: Zum einen entlaste das „Menschen im Alltag, die stark
gefordert sind“, sagte er. Zum anderen „sorgen wir dafür, dass wir
[1][Haushaltshilfen aus der Schwarzarbeit] holen“.
In Deutschland beschäftigen etwa 3 Millionen Haushalte zumindest
gelegentlich eine Haushaltshilfe. Sie [2][putzen die Wohnung], waschen oder
erledigen den Einkauf. Von den angemeldeten sind laut der Minijobzentrale
fast zwei Drittel über 50 Jahre alt, die deutliche Mehrheit sind Frauen.
Bisher arbeitet der große Teil der Haushaltshilfen schwarz – also ohne bei
den Behörden angemeldet zu sein, ohne Steuern und ohne Sozialabgaben. Bei
Krankheit oder im Alter stehen sie dann vor finanziellen Problemen.
## Meistens illegal beschäftigt
In den vergangenen Jahren ist der Anteil an Schwarzarbeit bei
Haushaltshilfen gesunken. Doch laut Dominik Enste, Leiter für
Verhaltensökonomie und Wirtschaftsethik am Institut der Deutschen
Wirtschaft, sind immer noch rund neun von zehn Haushaltshilfen nicht
angemeldet. Eine OECD Studie aus dem vergangenem Jahr schätzt hingegen,
dass in Deutschland etwa sieben von zehn Haushaltshilfen schwarzarbeiten.
Allerdings handle es sich hierbei um Befragungsdaten, gibt Enste zu
bedenken. „Dass Menschen zugeben, dass sie etwas illegal machen, ist schon
eher selten.“ Dafür seien die mehr als 70 Prozent dann aber sehr hoch. In
anderen OECD-Ländern wie Belgien, Spanien oder Frankreich lag der Anteil
hingegen bei vier von zehn.
Dass in Deutschland viele nicht angemeldet seien, habe unterschiedliche
Gründe, so Enste. Die vergleichsweise höheren Abgaben und dass die
Anmeldung in Deutschland kompliziert sei, führten viele als Grund an. Auch
vonseiten der Haushaltshilfen sei eine Anmeldung nicht immer gewünscht.
Viele schrecke die Bürokratie ab, sie hätten zudem lieber das Bargeld in
der Tasche. Enste sagt, er sei gespannt, ob das Gutscheinmodell mehr
Menschen in die Legalität hole.
In Belgien gibt es ein solches System seit 2004. Wer eine Haushaltshilfe
beschäftigen möchte, kann Gutscheine für 9 Euro kaufen, für die die
Haushaltshilfe dann 22 Euro bekommt. Der Staat legt 13 Euro drauf und zahlt
damit deutlich mehr als die Hälfte. An diesem System orientiert sich auch
der Plan der Bundesregierung.
Dass die Regierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördere, findet
Susanne Ferschl gut. In der Linksfraktion im Bundestag leitet sie den
Arbeitskreis für Arbeit und Soziales. Aber es sei fraglich, so Ferschl, ob
die Hilfen bei denen ankämen, die sie benötigten. Geringverdienende könnten
sich auch 60 Prozent der Kosten nicht leisten. Gerade die Haushaltshilfen
seien oft selbst auf Unterstützung angewiesen.
12 Jan 2022
## LINKS
[1] /Helpling-Gruender-Benedikt-Franke/!5377514
[2] /Queere-Reinigungskraefte-in-Berlin/!5723023
## AUTOREN
David Muschenich
## TAGS
Haushaltshilfe
Putzen
Ausbeutung
Putzen
Gebäudereinigungsbranche
Minority Report
Putzen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwarzarbeit bei Putzhilfen: Nicht ganz sauber
Mit Gutscheinen will die Bundesregierung die Schwarzarbeit bei
Haushaltshilfen reduzieren. Kann das funktionieren?
Gründerinnen über ihr Putz-Start-up: „Sauberes Gefühl“
Putzen gilt für viele als äußerst unbeliebte Tätigkeit. Zwei Frauen haben
einen Reinigungsservice gegründet, der ökologisch und sozial fair sein
will.
Coronakrise und Hausarbeit: Nicht wertgeschätzt
Manche langweilen sich in der Isolation. Unsere Autorin putzt. Und sieht in
der Coronakrise einen Anlass, Hausarbeit neu zu bewerten.
Pro und Contra Haushaltshilfe: Putzen und putzen lassen
Darf man eine Reinigungskraft engagieren? Das sichert keine Existenz,
findet eine Autorin. Ein ganz normaler Job, sagt eine andere.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.