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# taz.de -- Bundespräsidenten-Kandidat Trabert: Für die zu wenig Gehörten
> Gerhard Trabert versteht sich als Fürsprecher für sozial Benachteiligte.
> Seine Kandidatur sieht er als Chance – egal wie es ausgeht.
Bild: Will die Kandidatur für sein Anliegen nutzen: der Mainzer Mediziner Gerh…
Frankfurt taz | Seine Wahlchancen seien für ihn unerheblich, versichert
Gerhard Trabert der taz am Telefon: „Das ist ja eine ungeheure Chance, die
Themen und die Menschen in den Fokus zu stellen, die mir am Herzen liegen.“
Der parteilose Arzt, Hochschullehrer und Publizist wird von der Linkspartei
ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten geschickt.
Seit mehr als 40 Jahren setzt sich Trabert für sozial Benachteiligte ein,
er versteht sich als Fürsprecher für die Menschen, die zu wenig gehört
werden. Sein Vater, ein gelernter Werkzeugmacher, arbeitet in den 60er
Jahren im Waisenhaus am Mainzer Landwehrweg. Die Familie wohnt im selben
Haus wie die Heimkinder.
„Ich habe die Ungerechtigkeit erlebt, dass ich privilegiert war, in den
Urlaub fahren konnte und teure Geschenke bekam, meine Spielkameraden nicht.
Und wenn in der Schule irgendeiner was angestellt hatte, waren es natürlich
die Heimkinder gewesen“, erinnert sich der heute 65-Jährige. Um seine
Ohnmacht angesichts der Ungerechtigkeiten zu überwinden, habe er nach dem
Abitur Sozialpädagogik studiert. Das Diplom legte er an der damaligen
Fachhochschule Wiesbaden ab, die heute als Hochschule Rhein-Main sein
Arbeitgeber ist, als Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie.
Der Mainzer verfolgt seine Ziele energisch. Auch im Sport. Als Läufer in
der 4-mal-100-Meter-Staffel erreichte er 1975 Silber bei den
Junioren-Leichtathletikmeisterschaften und zwei Jahre später Bronze bei der
Universade. Erste berufliche Station war der Krankenhaussozialdienst. Dann
studierte er Medizin. Das Thema der Doktorarbeit: „Gesundheitssituation und
Versorgung von wohnungslosen Menschen“.
## Initiator des „Mainzer Modells“
Gegen die Missstände, die er in dieser Arbeit protokolliert hatte, wurde er
aktiv. Von ihm stammt die Idee für das [1][„Mainzer Modell“] für die
medizinische Versorgung von Obdachlosen und Unterprivilegierten. Mit einem
Arztmobil, einer fahrbaren Praxis, suchen seitdem Trabert und KollegInnen
auf der Straße Menschen auf, um sie zu beraten und zu behandeln.
Das Konzept der Medical Streetwork hatte er bei [2][Auslandseinsätzen] vor
allem in Indien und den USA kennengelernt. In der von ihm 2013
mitbegründeten Ambulanz ohne Grenzen versorgen rund 20 ÄrztInnen,
ZahnärztInnen, SozialarbeiterInnen und PflegerInnen, viele im Ehrenamt,
Menschen, die sich Arztbesuche nicht leisten können.
Schon einmal nutzte Trabert eine aussichtslose Kandidatur, um auf sein
Anliegen aufmerksam zu machen: Im vergangenen Jahr kandidierte er in Mainz
für die Linkspartei. Er erhielt 25.000 Stimmen und damit sensationelle 12,7
Prozent.
Obwohl die nicht für den Einzug in den Bundestag reichten, zog Trabert eine
positive Bilanz. Er habe die Themen Armut, soziale Ausgrenzung,
Wohnungslosigkeit, die Rechte von Geflüchteten und Flüchtenden und eine
gute Gesundheitsfürsorge zum Thema machen können. Dafür will er jetzt die
Bühne der Bundesversammlung nutzen.
11 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.armut-gesundheit.de/was-wir-tun/mainzer-modell/
[2] /Gefluechtete-in-Bosnien-und-Herzegowina/!5739243
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Die Linke
Wahl
Bundespräsident
Janine Wissler
Kolumne Postprolet
Bundesversammlung
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Hans-Christian Ströbele
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