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# taz.de -- Programmreform bei der ARD: Raus aus'm „Formatknast“
> Die ARD setzt ihre Programmreform um. Sie ist umstritten – auch, weil
> erfolgreiche und beliebte Formate wie „Die Story im Ersten“ eingestampft
> werden.
Bild: Fünf Minuten gibt's obendrauf: Der ARD-„Weltspiegel“ mit Moderator A…
Zu den wirkungsmächtigsten TV-Dokumentationen des Jahres 2021 gehört der in
der ARD ausgestrahlte Film „Warum Kinder keine Tyrannen sind“. Die WDR-Doku
berichtete über fragwürdige Verabreichungen von Psychopharmaka durch einen
Bonner Kinderpsychiater. Dieser Film über die, wie es in der taz hieß,
[1][„Schwarze Pädagogik 2.0“] zog Strafanzeigen gegen den Psychiater nach
sich, weitere Opfer meldeten sich, Folgebeiträge in Magazinen („Westpol“,
„Monitor“) wurden möglich.
„Warum Kinder keine Tyrannen sind“ lief in der vor 22 Jahren gestarteten
Reihe [2][„Die Story im Ersten“]. Im Zuge der im Oktober beschlossenen
ARD-Programmreform wird diese montags um 22.50 Uhr ausgestrahlte Reihe, für
die die Doku-Redaktionen der ARD-Sender zuständig sind, nun de facto
eingestellt. Das Label verschwindet nach dem 17. Januar.
Die Reform sieht vor, dass die Redaktionen unter der neuen Marke „ARD
Story“ statt rund 35 Sendungen pro Jahr nur noch „gelegentlich“
(ARD-Sprecher Burchard Röver) Filme fürs Spätprogramm am Montag liefern –
und das zudem für einen schlechteren Sendeplatz, nämlich erst um 23.35 Uhr.
Zwei bis drei unregelmäßige Sendeplätze sollen noch hinzukommen.
## Lineare Formate genießen keinen Denkmalschutz
Nun liegt es in der Natur des Fernsehens, dass lineare Formate nicht unter
Denkmalschutz stehen, zumal sich Nutzungsgewohnheiten ändern. Das wissen
die betroffenen ARD-Redaktionen. Sie kritisieren aber, dass ihre Filme
künftig auf gemischtwarenladenartigen Sendeplätzen zu finden sein werden.
Montags um 23.35 Uhr etwa werden auch Geschichtsdokus und die an ein
jüngeres Publikum gerichtete Reportagereihe „Rabiat“ im Angebot sein. Die
bisher für „Die Story im Ersten“ zuständigen Redakteur*innen sprechen
von schlechterer Wiederauffindbarkeit. Hintergrund: Wenn Zuschauer*innen
auf ihren „gelernten“ Sendeplätzen nicht mehr das bekommen, was sie
erwarten, schalten sie künftig zu dem Zeitpunkt möglicherweise seltener
ein.
Die ersten Veränderungen der Programmreform, die die ARD schrittweise
umsetzen will, waren bereits an diesem Wochenende sichtbar. Der
„[3][Bericht aus Berlin“] ist länger geworden (30 statt 25 Minuten). Auch
der „[4][Weltspiegel]“ bekommt 5 Minuten mehr – verlor aber seinen
angestammten Sendeplatz und läuft nun ab 18.30 Uhr nach dem „Bericht aus
Berlin“. Bald wird noch die sonntägliche Vorabend-Ausgabe der
„[5][Tagesschau]“ von 5 auf 15 Minuten erweitert.
Der erweiterte Infoblock könnte zumindest für den „Weltspiegel“ auch
inhaltliche Veränderungen nach sich ziehen. Offenbar soll die Sendung
aktueller werden als bisher. Viele Auslands-Korrespondent*innen der ARD
betrachten diese Planungen skeptisch. Der „Weltspiegel“ war für sie bisher
auch deshalb wichtig, weil er ihnen Raum gibt für Themen jenseits der
Aktualität.
Möglich wurde der Umbau des Infoprogramms am frühen Sonntagabend, weil die
von den Religionsredaktionen der ARD bestückte Reihe „Echtes Leben“, die
gesellschaftlich relevante Themen anhand von Alltags- und
Schicksalsgeschichten aufgreift, verschoben wurde. Sie läuft ab dem 25.
Januar dienstags vor dem „Nachtmagazin“. Ob diese Themen im Nachtprogramm
besser aufgehoben sind, ist eine andere Frage.
Die Berichterstattung des „Weltspiegels“ soll ergänzt werden durch ein
neues Format, das, so Röver, „spannende Auslandsthemen aus verschiedenen
Blickwinkeln der Welt in den Fokus nehmen“ soll – und zwar auf dem
bisherigen „Die Story“-Sendeplatz. Diese zusätzlichen Auslandsdokus stellt
die ARD gern heraus. Eine diesbezügliche Verschlechterung im linearen
Programm gerät dabei in den Hintergrund: Die 30-minütige
„Weltspiegel-Reportage“, die bisher am Samstagnachmittag lief, wird es nur
noch bis zum Frühjahr geben.
10 Jan 2022
## LINKS
[1] /Neue-Vorwuerfe-gegen-Jugendpsychiater/!5791300
[2] https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/story-im-…
[3] https://www.ardmediathek.de/sendung/bericht-aus-berlin/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3Rl…
[4] https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/index…
[5] /Neues-Layout-von-tagesschaude/!5747789
## AUTOREN
René Martens
## TAGS
öffentlich-rechtliches Fernsehen
ARD
Programm
Fernsehen
Medien
Schwerpunkt Pressefreiheit
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
Klima
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