# taz.de -- Zusammenarbeit der Nordseehäfen: Hoffnung auf Politikwechsel | |
> Die Umweltverbände hoffen, dass mit der neuen Bundesregierung endlich | |
> eine Kooperation der Nordseehäfen zu Stande kommt. | |
Bild: Nicht alle müssen die Elbe oder die Weser rauf: Container | |
Hamburg taz | Grund zur Hoffnung für Elbe und Weser sehen die | |
Umweltverbände in der Berufung der neuen maritimen Koordinatorin der | |
Bundesregierung. Wenn es Claudia Müller gelinge, die deutschen | |
Hafenstandorte zu einer Kooperation zu bewegen, wäre das ein Gewinn für die | |
Häfen wie für die Umwelt, finden WWF, BUND und Nabu. Voraussetzung dafür | |
sei eine tiefgangsabhängige Arbeitsteilung: Tief gehende Schiffe würden nur | |
den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven anlaufen. Weniger tief gehende | |
Bremerhaven und Hamburg. | |
Müller, Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Grünen in | |
Mecklenburg-Vorpommern, wurde vom grünen Bundeswirtschaftsminister Robert | |
Habeck berufen. Sie ist dafür verantwortlich, ein Versprechen der | |
Ampel-Koalition umzusetzen: „Wir werden eine nationale Hafenstrategie | |
entwickeln und die enge Zusammenarbeit unserer Häfen fördern.“ | |
[1][Über eine mögliche Zusammenarbeit der Nordseehäfen wird schon seit | |
Jahren gesprochen], nicht zuletzt, weil sie zunehmend unter Druck geraten | |
sind: wirtschaftlich durch die Konzentration der Reedereien und die | |
Konkurrenz anderer Häfen, ökologisch durch den steigenden Preis, den der | |
Ausbau der Fahrrinnen in Elbe und Weser fordert. | |
Als Kooperationspartner kommen einerseits die Behörden infrage, also die | |
Port Authorities von Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven sowie der Bund, der | |
die Infrastruktur mitfinanziert. Andererseits sind es die | |
Umschlagsbetriebe, also die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), die | |
mehrheitlich der Stadt gehört, sowie die Firma Eurogate, die jeweils zur | |
Hälfte der Bremer Logistics Group (BLG) und der privaten Firma Eurokai | |
gehört. | |
Seit rund eineinhalb Jahren verhandeln HHLA und Eurogate über einen | |
gemeinsamen Containerumschlag. „Ich halte es nach wie vor für möglich, dass | |
bei gutem Willen aller Beteiligter noch in diesem Jahr eine | |
Absichtserklärung unterzeichnet werden kann“, sagte HHLA-Chefin Angela | |
Titzrath im November vorigen Jahres. Jetzt ist eine Einigung noch im Januar | |
angepeilt. Auskünfte zum Stand der Verhandlungen gibt es nicht. | |
Mit einer Zusammenarbeit der insgesamt acht Containerterminals verbindet | |
sich die Hoffnung, gemeinsam Investitionen besser stemmen zu können, die | |
für einen schnelleren Umschlag und für die angestrebte Klimaneutralität | |
nötig sind. Die Unternehmen könnten wechselseitig von ihren Erfahrungen | |
profitieren und gemeinsam IT-Lösungen entwickeln. | |
[2][Burkhard Lemper vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und | |
Logistik (ISL) geht davon aus, dass eine Zusammenarbeit Effizienzgewinne | |
bringen würde]. „Es muss darauf hinauslaufen, dass man die Kosten senkt“, | |
sagt der Forscher. Bei einer weitergehenden Zusammenarbeit würden sich die | |
deutschen Terminals nicht mehr untereinander Konkurrenz machen, sondern mit | |
Häfen wie Antwerpen und Rotterdam. Zudem könnten sie den Reedereien | |
leichter alternative Liegeplätze anbieten. | |
Die Hoffnung, dass sich im Falle einer derart weitgehenden Kooperation die | |
Schiffe im Sinne der Umweltverbände lenken ließen, teilt Lemper nicht. „Die | |
[3][Entscheidung, wo welche Schiffe abgefertigt werden, liegt bei den | |
Reedern]“, sagt der Professor. Auf einen Ausbau der Fahrrinnen könne daher | |
nicht verzichtet werden. Im Übrigen müsse man die Entwicklung der Flotte | |
insgesamt betrachten. „Es können nicht alle großen Schiffe Wilhelmshaven | |
anlaufen“, sagt Lemper. | |
Malte Siegert, [4][Vorsitzender des Nabu Hamburg, hält dagegen, dass schon | |
heute ein Großteil der sehr tief gehenden Schiffe] den möglichen Tiefgang | |
zumindest in Hamburg gar nicht ausnutzt. Zwischen Mai und Dezember 2021 | |
waren das laut einer Senatsantwort an die Linke nur 14 Prozent aller | |
Containerschiffe mit kritischem Konstruktionstiefgang. | |
Siegert stellt sich eine Deutsche-Bucht-Hafen-AG vor, in der die Terminals | |
und die Behörden zusammenarbeiten. Er hofft, dass dann aus seiner Sicht | |
rationalere Entscheidungen getroffen würden. So hätte es bei der jüngsten | |
Fahrrinnenanpassung der Elbe gereicht, eine Begegnungsstrecke für die | |
breiter werdenden Schiffe zu schaffen, argumentiert er. Die ökologisch | |
wesentlich belastendere Vertiefung sei verzichtbar gewesen. | |
7 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Kooperation-norddeutscher-Haefen/!5664666 | |
[2] https://www.isl.org/de/ueber-isl/geschaeftsfuehrung | |
[3] /Gutachten-mit-unerwuenschtem-Ergebnis/!5345402 | |
[4] https://hamburg.nabu.de/wir-ueber-uns/nabu-hamburg/vorstand/index.html | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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