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# taz.de -- Weltrekord im Schwimmen: Andauernd ausdauernd
> Florian Wellbrock, einer der Schwimmer des Jahres, knackt bei der
> Kurzbahn-WM den Weltrekord über 1.500 Meter. Das Preisgeld: 50.000
> Dollar.
Bild: „Ich hatte keinen Plan“: Kurzbahn-Weltrekordler Florian Wellbrock in …
Mit Applaus ist Florian Wellbrock in den vergangenen Monaten öfter
überschüttet worden, doch als für die internationale Schwimmelite am
Dienstag der Vorhang hinterm Jahr der Olympischen Sommerspiele fiel, hatte
er immer noch nicht genug. Mit weit ausgebreiteten Armen animierte
Wellbrock das Publikum in Abu Dhabi zu noch mehr Beifall – für seinen
Weltrekord im 25-Meter-Becken über 1.500 Meter Freistil, bei dem er die
alte Bestmarke des Italieners Gregorio Paltrinieri um mehr als eine Sekunde
unterboten hatte.
Zum Händeschütteln mit dem [1][Freiwasser-Olympiasieger vom Sommer]
schritten vorm Erklingen der deutschen Nationalhymne der Tunesier Ahmed
Hafnaoui (Silber) und Michailo Romantschuk aus der Ukraine. Der gestürzte
Rekordmann Paltrinieri wurde mit über 14 Sekunden Rückstand auf den Sieger
nur Vierter. Und in seinen Ohren musste es wie Hohn klingen, als Wellbrock
über seinen Triumph sagte: „Ich hatte keinen wirklichen Plan, ich wollte
nur ein gutes Rennen schwimmen.“
Es wurde das schnellste, das ein Schwimmer in dem Wettkampf mit insgesamt
59 Wenden je in den Pool gezaubert hat. Ganz nebenbei feierte Wellbrock am
Persischen Golf seine persönliche Medaillenpremiere bei einer Kurzbahn-WM:
[2][Sein eigentliches Revier ist das freie Gewässer], in dem der gebürtige
Bremer Anfang August olympisches Gold gewann. Nun deklassierte Wellbrock
die Konkurrenz auf der kurzen Bahn, obwohl er findet, dass die vielen
Wenden seinen Rhythmus stören.
Bevor er in Abu Dhabi ins Becken sprang, gewann er in der Hauptstadt der
Vereinigten Arabischen Emirate auch schon das Weltcupfinale im Freiwasser.
Und zwischendurch kommentierte er das ungewohnte Dezember-Ambiente mit
Temperaturen um 25 Grad cool: „Die Umgebung ist für mich zweitrangig. Wir
hätten das hier auch irgendwo in Schweden oder Norwegen machen können.“
## „Sehr positive Ansätze“
Für seinen Weltrekord bekommt Wellbrock vom Schwimm-Weltverband eine Prämie
von 50.000 US-Dollar überwiesen. Zwar bescherten Wellbrock und seine
Lebensgefährtin Sarah Köhler mit ihren Bronzemedaillen über 1.500 Meter
Freistil dem DSV beim Saisonhöhepunkt in Tokio die ersten olympischen
Edelmetallplaketten im Becken seit 2008. Auf der anderen Seite der Medaille
aber standen: Acht Finalteilnahmen deutscher Schwimmer – so viele wie 2012
in London, eine mehr als vier Jahre später in Rio. Und das bei drei
zusätzlichen Rennen im Programm.
Trotzdem sprach Bundestrainer Bernd Berkhahn von „sehr positiven Ansätzen“.
Schwimmerisches Potenzial, das auf weitere Fortschritte bis zu den Spielen
2024 in Paris hoffen lässt, ist vorhanden. Dass es in den zurückliegenden
Monaten nicht auf breiter Basis ausgeschöpft wurde, hatte dabei auch mit
verbandsinternen Querelen zu tun. Die positive Entwicklung der letzten zwei
Jahre trübten unter anderem die Missbrauchsvorwürfe gegen den zunächst
beurlaubten, dann zurückgetretenen Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz und
die Freistellung von Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen im Februar
dieses Jahres. „Das waren definitiv Wermutstropfen, die auf jeden Fall
nicht zu einer ruhigen Olympiavorbereitung beigetragen haben“, sagte
Athletensprecherin Sarah Köhler dazu im Gespräch mit dem nd.
Bei der Einsetzung von Wasserspringer-Bundestrainer Lutz Buschkow als
kommissarischem Leistungssportdirektor im April fühlten sich die Schwimmer
laut einem Statement von Köhler übergangen. Ab Januar ist die Stelle des
Sportdirektors im Schwimm-Verband dann wieder fest besetzt: mit dem
gebürtigen Erfurter Christian Hansmann, zuletzt als Technischer Direktor
für den Nationalverband Luxemburg tätig.
Florian Wellbrock freut sich nun erst einmal auf ein paar gemütliche
Weihnachtstage bei seinen Eltern, ehe er die Top-Events des nächsten
Jahres, die WM im Mai in Fukuoka und die EM im August in Rom, ins Visier
nimmt. Bei der Kurzbahn-WM kraulte der Schwimmer vom SC Magdeburg aus
DSV-Sicht mehr oder weniger allein auf weiter Flur. Außer ihm schaffte es
nur Rückenschwimmer Christian Diener (Silber über 50 Meter, Bronze über
200) aufs Siegertreppchen. Entsprechend galt in Abu Dhabi, was der frühere
Freistil-Star Paul Biedermann bereits nach den Tokio-Spielen über Wellbrock
gesagt hatte: „Eine Medaille im Becken und im Freiwasser zu gewinnen, das
ist eine ganz eigene Liga.“
22 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.sporthilfe.de/athletenfoerderung/unsere-besten-athleten/athlete…
[2] /Schwimmweltmeister-Florian-Wellbrock/!5607055
## AUTOREN
Andreas Morbach
## TAGS
Schwimmen
Freiwasserschwimmen
Weltmeisterschaft
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Leistungssport
Schwimmen
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