Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geplante Kinderlosigkeit: Ich will Bubatz statt Babys
> Unsere Kolumnist_in hat keinen Kinderwunsch. Für viele ist das
> unbegreiflich. Statt Kinder und Karriere soll das entspannte Leben her.
Bild: Ein Leben mit Friends und Tüte
Ständig werden [1][Eltern und Menschen ohne Kinderwunsch] gegeneinander
ausgespielt, als seien die einen aufgrund einer einzigen Entscheidung
besser als die anderen. Ich liebe meine Freund_innen und ihre Kinder,
trotzdem will ich auf keinen Fall eigene. Für meine Freund_innen total
verständlich, für viele andere Eltern scheinbar nicht. Für sie scheint es
schockierend zu sein, dass ich ihr non-stop Gelaber über ihre Kinder
uninteressant finde. Jedes Mal, wenn sie ihre Abhandlung mit einem „Das ist
normal, oder?“ abschließen, denke ich: Digga, woher soll ich das wissen?
Ich hatte noch nie Kinder, und normal ist sowieso keine Koordinate in
meinem Wertesystem.
Als Lesbe ohne Kinderwunsch wird maus leicht in eine unangenehme Schublade
gesteckt: Frauen mit Karrierewunsch. Dabei bin ich gar keine Frau, nur
leider gebärfähig, auch wenn ich diese Körperfunktion sofort auf
Kleinanzeigen verticken würde, wenn ich könnte. Oder an Menschen
verschenken, [2][die damit mehr anfangen können]. Oder eintauschen gegen
einen anderen Skill, zum Beispiel Laktose und Gluten verdauen können. Ja,
ich würde lieber ohne Konsequenzen eine Pizza verputzen können als Babys zu
werfen.
Keine Kinder zu wollen, kann viele Gründe haben. Ich verstehe Leute, die
sagen, dass sie wegen Klimakrise, Kapitalismus und Nazis kein Bock mehr
haben, Kinder auf die Welt zu setzen. Eigentlich wäre das ein gutes
Druckmittel für die Politik: Reproduktionsstreik, bis sich endlich mal was
ändert! Eine niedrige Babyrate könnte effektiv sein, nur sicherlich wären
gerade Nazis die Streikbrecher_innen.
Sonstige häufig genannte Gründe, keine Kinder zu bekommen: Kein Geld, keine
Zeit, keine Bezugsgruppe, zu krank. Was traurig ist, denn Kinder sollten
nichts sein, was man sich „leisten“ können muss. Doch auf das größte
Verständnis trifft das Prinzip Karriere statt Kinder. Es mag sein, dass
manche gebärfähigen Personen ihre Freizeit lieber für noch mehr Lohnarbeit
aufopfern als für Reproduktionsarbeit, andere schaffen mit Hilfe beides,
doch es muss nicht immer um eine kapitalistisch-völkische Logik à la „Wenn
schon kein menschliches Wachstum, dann wenigstens ein finanzielles für
Babacountry Deutschland“ gehen.
Mein Grund, keine Kinder zu wollen, ist nicht so nobel. Ich will keine
Kinder, ich will keine Karriere, ich will bis an mein Lebensende
ausschlafen, feiern, unterwegs sein, Geld verprassen, schreiben, meine
Freund_innen zu jeder Tages- und Nachtzeit treffen, zig Crushes haben und
meine Ruhe. [3][Ich will Bubatz] statt Babys. Mir geht es nicht darum,
meine Verantwortung aus der Kleinfamilie in die Wirtschaft zu verlagern,
sondern sie abzugeben, zugunsten eines spaßigen Lifestyles, gefüttert mit
dem Drive, sich in Richtung Utopie zu organisieren. Wenn ich die Welt in 30
Jahren noch miterlebe, will ich meinen Tag mit einer Tüte und meinen
Friends in einer hoffentlich besseren Gesellschaft einläuten. Live. Love.
Laugh.
16 Dec 2021
## LINKS
[1] /Kinderlosigkeit-bei-Frauen/!5810764
[2] /Petition-der-Woche/!5774658
[3] /Geplante-Freigabe-von-Cannabis/!5821425
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
kinderfrei
Karriere
Freizeit
Schwerpunkt Klimawandel
Kolumne Habibitus
Kolumne Poetical Correctness
Kolumne Hot und hysterisch
Diversity
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutschland geht die Jugend aus: Komm, wir sterben endlich aus
Es gibt einen großen Jugendlichenschwund in Deutschland, zeigen Zahlen des
Statistischen Bundesamts. Ist das ein Grund zur Sorge oder neue Strategie?
„Mental Health“-Diskurs: Die Welt ist zum Verrücktwerden
Natürlich geht's uns schlecht! Aber wie geht es besser? Individelle
Psycho-Tipps aus dem Netz helfen selten. Sie privatisieren bloß das
Politische.
Kinderlosigkeit bei Frauen: Vielleicht will ich kein Kind
Unsere Autorin ist sich unsicher, ob sie ein Kind möchte oder nicht. Das
sollte okay sein. Aber viel zu oft wird sie deshalb angeguckt wie Unkraut.
Hürden bei der Familienplanung: Kinder passieren nicht einfach so
Kinderwünsche gelten manchen als spießig. Dabei ist es manchmal sehr
wichtig, genau zu wissen, ob man das will – oder es überhaupt möglich ist.
Christopher Street Day 2021: Vergesst die Lesben nicht!
Von der nächsten Bundesregierung erwartet unsere Autorin mehr Einsatz.
Insbesondere für gleichgeschlechtliche Mütter müsse sich etwas ändern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.