Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rettungsschiff Sea-Watch im Mittelmeer: Aus dem Holzboot gerettet
> Die Besatzung hat in den vergangenen Tagen fast 500 Menschen aus Seenot
> gerettet. Doch die Sea-Watch sucht weiterhin nach einem sicheren Hafen.
Bild: Rettungsaktion der Sea-watch am Sonntag
Berlin taz/epd/dpa | Es war die siebte Rettungsaktion innerhalb von wenigen
Tagen und diesmal war auch ein Neugeborenes dabei: Das Rettungsschiff
Sea-Watch hat am Montag 107 weitere Menschen an Bord aufgenommen. Sie
trieben in einem Holzboot auf offener See im Mittelmeer. Dabei befanden
sich zu dem Zeitpunkt schon über 300 Geflüchtete an Deck der Sea-Watch. Am
Samstag habe die Crew auch mehrere schwangere Frauen in Sicherheit
gebracht.
Doch ein Ende des Einsatzes ist nicht in Sicht. Noch sucht das
Rettungsschiff der in Berlin ansässigen Organisation einen Hafen. „Es
befinden sich jetzt 482 Gäste auf unserem Schiff, die so schnell wie
möglich in einem sicheren Hafen von Bord gehen müssen“, fordert die
Organisation auf Twitter.
Bevor die Sea-Watch-Crew am Sonntag bei der zweiten Aktion an nur einem Tag
73 Menschen aus Seenot retten konnte, habe ihr Flugzeug, Seabird, die
libysche Küstenwache bei einem Pushback-Versuch beobachtet. Sie hätten
versucht, das Boot mit den Flüchtenden abzufangen. „Nachdem zwei libysche
Patrouillenboote sich zurückzogen, sind wir erleichtert, dass wir die
Menschen nun sicher an Bord unseres Schiffes wissen“, [1][schrieb
Sea-Watch] am Sonntag auf Twitter.
## Drohungen der libyschen Küstenwache
Am Tag zuvor sei die Besatzung der Sea-Watch selbst von der libyschen
Küstenwache bedroht worden, obwohl sie sich in internationalen Gewässern
befunden habe. Auf einem am Freitag [2][auf Twitter veröffentlichten Video]
mit Aufzeichnungen des Funkverkehrs ist eine zunehmend aufgebrachte Stimme
zu hören: „Hier ist die Libysche Marine. (…) Stellen Sie den Motor ab oder
Sie werden beschossen.“ Und nach mehrfacher, hektischer Wiederholung: „Das
ist unsere letzte Warnung.“ Kurz darauf habe sich die Situation zwar wieder
entspannt, so Sea-Watch. Doch die Seenotretter klagen an: „Wann stellt die
EU die Unterstützung der sogenannten libyschen Küstenwache endlich ein?“
Die EU trainiert libysche Küstenwächter und stattet sie mit Ausrüstung aus.
Auch die [3][EU-Grenzschutzagentur Frontex arbeitet mit ihr zusammen]. Die
Küstenwache drängt regelmäßig Boote in libyschen und internationalen
Gewässern von ihrer Route ab, um sie nach Libyen zurückzubringen. Dort
werden die Menschen unter prekären Bedingungen in Lagern interniert. In der
Vergangenheit hatten die Libyer beim [4][Zusammentreffen mit
Rettungsschiffen] auf dem Meer sogar Warnschüsse abgegeben, um sie von
ihren Rettungsaktionen abzubringen.
In den letzten Monaten ist die Zahl der Menschen, die die [5][Überfahrt von
Libyen nach Italien] wagen, deutlich gestiegen. Laut dem italienischen
Innenministerium kamen in diesem Jahr bislang rund 59.700 Flüchtende in
Booten in Italien an. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum fast 32.500.
Zumindest konnte das von Ärzte ohne Grenzen betriebene Rettungsschiff Geo
Barents am Wochenende in Sizilien anlegen. Die 186 Männer, Frauen und
Kinder seien in Messina von Bord gegangen, twitterte die Hilfsorganisation
am Samstag.
22 Nov 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/seawatchcrew/status/1462410445650862087
[2] https://twitter.com/seawatchcrew/status/1461726321877426178
[3] /Aufklaerungsflugzeuge-von-EU-Grenzschutzagentur/!5692484
[4] /Seenotrettung-und-Libyen/!5633428
[5] /Migration-nach-Italien/!5804661
## AUTOREN
Jana Lapper
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Libyen
Frontex
Sea-Watch
Sea-Watch
Schwerpunkt Flucht
Spanien
Italien
Libyen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Seenotrettung im Mittelmeer: Sea-Watch darf in Sizilien anlegen
Die 461 geretteten Menschen dürfen auf der italienischen Insel von Bord
gehen. Nach Tagen auf dem Wasser hatte die Besatzung den Notstand
ausgerufen.
Auf dem Weg nach Großbritannien: 27 Menschen im Ärmelkanal ertrunken
Die Opfer wollten das ruhigere Wetter für ihre Überfahrt von Calais nutzen.
Die Todeszahl dort erreicht einen Höchstwert.
Flüchtlingshelferin wird kriminalisiert: Angriffe gegen Helena Maleno
Spanien und Marokko terrorisieren die Aktivistin, so die Weltorganisation
gegen Folter. Dabei leitete sie nur Seenotrufe weiter.
Migration nach Italien: Fragwürdiger Kampf gegen Schleuser
Italiens Justiz geht mit Eifer gegen vermeintliche Schleuser im Mittelmeer
vor. Hilfsorganisationen beschuldigen das Land, Geflüchtete abzuurteilen.
Geflüchtete in Libyen: Mit Milizengewalt gegen Flüchtende
Libysche Sicherheitskräfte haben Tausende Menschen aus afrikanischen
Ländern festgenommen. Viele waren erst seit Kurzem vom UNHCR anerkannt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.