# taz.de -- Protest in NRW-Braunkohlegebiet: Betend gegen die Bagger | |
> Die Entwidmung von drei bedrohten Gotteshäusern in Keyenberg, Kuckum und | |
> Berverath sollte still erfolgen. Doch daraus wurde nichts. | |
Bild: Auch wenn der Kohleausstieg vorgezogen wird: Noch wird im Tagebau Garzwei… | |
BERLIN taz | Noch am Freitag hatten die Initiativen im rheinischen | |
Braunkohlegebiet gejubelt: Die Pläne der Ampelregierung zum Erhalt der vom | |
Abbaggern bedrohten Dörfer seien ein „bedeutender Etappensieg des | |
Widerstands gegen den Kohleabbau“, schrieb das Bündnis „Alle Dörfer | |
bleiben“. Auch der Umweltverband BUND schickte ungewohnt freundliche Post | |
Richtung Regierung in Berlin: Der Wille der Koalitionäre, die bislang vom | |
Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, | |
Oberwestrich und Berverath zu erhalten und den Kohleausstieg vorzuziehen, | |
sei zu begrüßen. | |
Doch am Wochenende folgten für KohlekritikerInnen und betroffene | |
AnwohnerInnen erneut „verstörende Situationen“. Am Sonntag war die | |
Entwidmung von drei Kirchen und Kapellen in den Dörfern Keyenberg, Kuckum | |
und Berverath geplant. Dass dies trotz Koalitionsvertrag und „ohne | |
Abschiedsgottesdienst, ohne Öffentlichkeit, ohne das für die Profanierung | |
vorgesehene Zeremoniell“ passieren sollte, kritisierte das Bündnis [1][„Die | |
Kirche(n) im Dorf lassen“] – und blieb am Samstagabend aus Protest viel | |
länger als erlaubt in den Gotteshäusern. | |
Bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags sangen und beteten Betroffene | |
in der 1913 gebauten Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg – und protestierten | |
damit „gegen die klammheimliche Entwidmung, zu der noch nicht einmal ein | |
Vertreter von Pfarrei oder Bistum erscheinen will“, wie es [2][auf | |
Facebook] heißt. In einem Kondolenzbuch durften Menschen allerdings ihre | |
stille Trauer über die Entwidmung ausdrücken. Die Entscheidung „gegen einen | |
letzten Gottesdienst in der Kirche“ sei nicht leicht gefallen, heißt es in | |
einer [3][Mitteilung der Pfarrei Christkönig Erkelenz]. | |
Im kommenden Jahr werde mit der Einweihung der neuen Kapelle St. Petrus im | |
neu errichteten Ort Keyenberg (neu) einige Kilometer entfernt „ein | |
Neuanfang gefeiert“. Pfarrei und kirchliche Gremien hätten sich „bewusst | |
gegen einen letzten Gottesdienst“ gewandt, heißt es in der Mitteilung. | |
„Diese Entscheidung ist niemandem leicht gefallen.“ RWE Power sei bereits | |
seit 2019 Eigentümer der Häuser in Keyenberg, Kuckum und Berverath. Die | |
Pfarrei durfte die Gotteshäuser danach nur noch nutzen und muss sie | |
entwidmet an RWE Power übergeben. | |
Was nach dem Koalitionsvertrag letztlich aus den fünf Dörfern und ihre | |
Kirchen wird, ist noch unklar. Beim sechsten bedrohten Dorf namens | |
Lützerath sollen laut dem Berliner Koalitionspapier die Gerichte | |
entscheiden – Anfang 2022 steht ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts | |
Münster an. Protest-Initiativen und auch der BUND wollen für Lützerath | |
„kämpfen“. | |
28 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kirchen-im-dorf-lassen.de/positionen/pressemitteilungen/27-11-2… | |
[2] https://www.facebook.com/100029105696985/posts/571545183825666/ | |
[3] https://christkoenig-erkelenz.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Pressemitteil… | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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