Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Impfgegner blockieren Kiews Staßen
> In Kiew legen Impfgegner den Verkehr lahm. Die Infektionszahlen in Polen
> steigen an. Spahn kritisiert schleppenden Fortschritt der
> Booster-Impfungen.
Bild: Das ukrainische Pendant zu den Querdenkern auf Kiews Straßen
## Spahn kritisiert Booster-Impftempo
Gesundheitsminister Jens Spahn hat das Tempo der Auffrisch-Impfungen in den
Bundesländern kritisiert. Obwohl bereits vor drei Monaten mit den Ländern
vereinbart worden sei, dass zunächst Bewohnern in Pflegeeinrichtungen und
allen über 60-Jährigen [1][eine Booster-Impfung] angeboten werden solle,
habe es seither erst zwei Millionen Auffrisch-Impfungen gegeben.
Die Länder sollten die Betroffenen informieren, wie dies
Nordrhein-Westfalen und Berlin täten. Die Länder hätten sich verpflichtet,
Impfzentren im Stand-by-Modus zu lassen, und sollten sie nun reaktivieren.
„Zu viele Impfwillige finden derzeit keinen Arzt, der sie impft“, sagt
Spahn. (rtr)
## Patientenschützer gegen 2G-Regel in Pflegeheimen
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat
sich gegen eine [2][Impfpflicht für Pflegepersonal] ausgesprochen. „Wenn
ich de facto eine Impfpflicht einführe, zwanghaft, auch wenn das insgesamt
in der Politik bislang abgelehnt wird, habe ich die große Sorge, dass wir
damit keine Mehrbereitschaft erreichen, sondern eher eine
Verweigerungshaltung“, sagte Westerfellhaus im Deutschlandfunk. Nur
Aufklärung und Gespräche mit Einzelnen würden gegen Impfverweigerung
helfen.
Hintergrund ist ein Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Schorfheide am
Werbellinsee in Brandenburg, bei dem bislang elf Bewohnerinnen und Bewohner
im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind. Medienberichten zufolge soll
nur die Hälfte des dortigen Pflegepersonals geimpft sein. Einige
Bundesländer verschärfen nun die Testpflichten für das Personal von
Pflegeheimen und Kliniken.
In Brandenburg müssen sich künftig nicht geimpfte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100
täglich testen lassen. In Rheinland-Pfalz gilt für nicht geimpfte
Mitarbeiter von Kliniken, Alten- und Pflegeeinrichtungen ab kommender Woche
eine tägliche Testpflicht.
Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte
unterdessen verpflichtende tägliche und kostenlose Tests für alle
Mitarbeiter, Besucher und Bewohner. Diese Regelung müsse auch für Geimpfte
und Genesene gelten, sagte Brysch dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.
Brysch kritisierte den Plan der Gesundheitsminister von Bund und Ländern,
in Pflegeheimen das 2G-Modell zu ermöglichen. Das sei unverantwortlich,
sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz. „Niemand kann ein
Interesse daran haben, auf diese Weise einen Keil zwischen Angehörige und
Bewohner zu treiben“, betonte er. „Ein selektives Betretungsverbot darf es
für die 12.000 Heime nicht geben“, sagte Brysch.
Im Beschlussentwurf für die Tagung der Gesundheitsminister von Bund und
Ländern am Donnerstag und Freitag in Lindau heißt es laut Bericht: „Den
Ländern bleibt es unbenommen, für Besucherinnen und Besucher von
Pflegeeinrichtungen die sogenannte 2G-Regel vorzusehen.“ (epd)
## Forderung nach „Lockdown light“ für Ungeimpfte
Die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund hat sich für einen
[3][“Lockdown light“ für Ungeimpfte] ausgesprochen: „Aus meiner Sicht
sollte 2G der Standard in allen Bereichen des öffentlichen Lebens sein,
beispielsweise in der Gastronomie und in Museen“, sagte Susanne Johna der
„Neuen Osnabrücker Zeitung“. Zur Arbeit sollten Ungeimpfte wie in Italien
und Österreich nur mit negativem Test erscheinen dürfen.
Zur Begründung verwies Johna auf die zuletzt gestiegenen Zahlen. In
Deutschland gebe es etwa 13 Millionen ungeimpfte Erwachsene, und von den
mehr als zehn Millionen über 70-Jährigen hätten weniger als zwei Millionen
eine Auffrischungsimpfung erhalten. „Wenn sich in kürzester Zeit die
Ungeimpften infizieren und ein kleinerer Teil der Geimpften, werden je nach
regionaler Inzidenz auch Krankenhäuser wieder an Grenzen kommen.“ Darüber
hinaus forderte die Verbandschefin eine Kampagne zur Beschleunigung der
Drittimpfungen. (epd)
## Impfgegner blockieren Verkehr in Kiew
Mehrere hundert Impfgegner legen in der ukrainischen Hauptstadt den Verkehr
lahm. Sie protestieren gegen eine teilweise bestehende Impfpflicht und
Beschränkungen des öffentlichen Lebens. In den vergangenen Wochen hat die
Ukraine immer neue Höchstwerte bei Infektionen und Todesfällen in
Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet.
Fast drei Millionen Menschen haben sich nachweislich angesteckt, 69.447
starben. Für einige öffentlich Beschäftigte gibt es inzwischen eine
Impfpflicht. In sogenannten roten Zonen wie unter anderem Kiew dürfen nur
Menschen in Restaurants, Sportstudios und öffentliche Verkehrsmittel, die
geimpft sind oder einen negativen Test verlegen können. (rtr)
## Zahl der Infektionen in Polen steigt sprunghaft an
In Polen steigt die Zahl der Neuinfektionen sprunghaft an. Mehr als 10.400
seien binnen eines Tages registriert worden, sagt Regierungssprecher Pjotr
Muller dem Hörfunksender Radio Plus. Das sei ein Anstieg von 24 Prozent
innerhalb einer Woche. Zuletzt lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen
Ende April über 10.000.
Das Land mit knapp 38 Millionen Einwohner*innen hatte zwischen Juni und
September wenige Corona-Infektionen verzeichnet, danach stieg die Zahl der
Neuinfektionen an. Verglichen zu Deutschland sind die derzeitigen
Infektionszahlen in Polen prozentual niedriger, jedoch hoch im Vergleich
mit vergangenen Monaten. Insgesamt sind in Polen bisher mehr als drei
Millionen Menschen erkrankt und 77.021 Menschen im Zusammenhang mit dem
Corona-Virus gestorben. Lediglich 52,8 Prozent der Polen sind vollständig
geimpft. (rtr/taz)
## Die Zahl der Todesfälle steigt
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist leicht gesunken. Das Robert
Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
und Woche am Mittwochmorgen mit 146,6 an. Am Vortag hatte der Wert bei
153,7 gelegen, vor einer Woche bei 118,0. Das könnte allerdings auch daran
liegen, dass wegen des Feiertags Allerheiligen in fünf Bundesländern
zuletzt weniger Infektionen gemeldet wurden. In den Tagen davor war die
Inzidenz stets merklich gestiegen – das aber mit etwa gleichbleibender,
nicht zunehmender [4][Dynamik].
Den Feiertagseffekt erkennt man, bei einem Ländervergleich. [5][Nach
Berechnungen der taz] ist die Inzidenz in den Bundesländern mit
Allerheiligenfeiertag in den letzten beiden Tagen um 13,3 Prozent gesunken.
In den Ländern ohne Feiertag ist sie hingegen im gleichen Zeitraum nahezu
gleich geblieben. Da sie auch hier nicht weiter gestiegen ist, sieht also
so aus, als ob es nach dem extreme Wachstum der letzten Woche bundesweit
mindestens zu einer leichten Beruhigung gekommen ist.
[6][Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 194
Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 114 Todesfälle.] Der
Tageswert dürfte durch Nachmeldungen vom Feiertag besonders hoch
ausgefallen sein. Unabhängig davon steigen die Todeszahlen aber weiter an.
Der 7-Tage-Mittelwert steht jetzt bei 95,3, [7][das ist der höchste Stand
seit Mitte Juni].
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.638.419 nachgewiesene Infektionen
mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen,
da viele Infektionen nicht erkannt werden.
[8][Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten] je 100.000
Einwohner*innen innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche
Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter – gab das RKI
am Dienstag mit 3,29 an (Montag: 3,46). Bei dem Indikator muss
berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet
werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen
ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer
regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um
die Weihnachtszeit bei rund 15,5. (dpa)
US-Gesundheitsbehörde lässt Impfungen von Kindern ab fünf zu
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat Impfungen von Kindern im Alter von fünf
bis elf Jahren mit einer kleineren Dosis des Impfstoffs von Pfizer und
Biontech gegen das Coronavirus zugestimmt. Die CDC erteilte dem die
endgültige Zustimmung, wie CDC-Direktorin Rochelle Walensky am Dienstag
(Ortszeit) mitteilte. Betroffen sind rund 28 Millionen Amerikaner*innen.
Die entsprechenden Dosen enthalten ein Drittel der Menge, die Erwachsenen
und Kindern ab zwölf verabreicht wird. In Vorbereitung auf die Entscheidung
der CDC wurden Millionen Impfdosen bereits an US-Staaten, Arztpraxen und
Apotheken geschickt.
US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Zulassung als „Wendepunkt“. „Sie
wird es Eltern ermöglichen, Monate der ängstlichen Sorgen um ihre Kinder zu
beenden und das Ausmaß reduzieren, in dem Kinder das Virus an andere
verbreiten“, teilte Biden mit. „Es ist ein wichtiger Schritt nach vorn für
unsere Nation in unserem Kampf, das Virus zu besiegen.“
Die jungen Kinder sollen den Impfstoff in zwei Dosen bekommen, die im
Abstand von drei Wochen gespritzt werden. In den USA sind mehr als 8.300
Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren im Zusammenhang mit dem Coronavirus
ins Krankenhaus eingeliefert worden, rund ein Drittel davon musste auf der
Intensivstation behandelt werden, wie aus Datenmaterial der Regierung
hervorgeht. Die CDC verzeichnete mindestens 94 Todesfälle von Kindern in
dem Alter.
In einer Studie von Pfizer bei 2.268 Kindern wurde ermittelt, dass die
Impfung mit der Kinder-Dosis zu knapp 91 Prozent effektiv gegen eine
Covid-19-Erkrankung mit Symptomen ist. (ap)
## Niederlande verschärfen erneut Coronamaßnahmen
Die Niederlande haben wegen steigender Ansteckungszahlen die
Coronamaßnahmen erneut verschärft. Regierungschef Mark Rutte kündigte am
Dienstagabend in Den Haag unter anderem eine Ausweitung der Maskenpflicht
an. Etwa Kunden und Kundinnen und Verkäufer*innen in Geschäften sowie
Friseure, Masseure und Tätige in anderen Kontaktberufen mit Ausnahme der
Prostitution müssen nun wieder Maske tragen.
Rutte rief dazu auf, möglichst von zu Hause zu arbeiten und die
öffentlichen Verkehrsmittel zu Stoßzeiten zu meiden. Auch die Vorgabe, dass
im Alltag zu anderen Menschen nach Möglichkeit anderthalb Meter Abstand zu
halten sind, führte die Regierung demnach wieder ein.
Das Vorzeigen des Gesundheitspasses, der eine Impfung, überstandene
Corona-Erkrankung oder ein negatives Testergebnis belegt, wird auch in
Museen und in Außenbereichen von Gastronomiebetrieben zur Pflicht. Die
Regierung plant zudem ein Gesetz, das es Arbeitgebern erlaubt, von ihren
Mitarbeitenden die Vorlage eines Gesundheitspasses zu verlangen.
Wie die Gesundheitsbehörden am Dienstag mitteilten, wurden in der
vergangenen Woche durchschnittlich 7.711 neue Coronafälle pro Tag
registriert, das waren 39 Prozent mehr als in der Vorwoche.
Medienberichten zufolge gab es am Abend einen Polizeieinsatz in der Nähe
des Ministeriums für Justiz und Sicherheit, wo Rutte die Pressekonferenz
abhielt. Menschen hatten sich dort für eine Demonstration gegen die neuen
Maßnahmen versammelt. (afp)
3 Nov 2021
## LINKS
[1] /Coronaimpfungen-in-Deutschland/!5809047
[2] /Steigende-Coronazahlen-in-Deutschland/!5809303
[3] /Corona-Pandemie-in-Sachsen/!5809293
[4] /Die-Coronalage-Ende-Oktober/!5808633
[5] https://twitter.com/gereonas/status/1455840197980135425
[6] /Steigende-Coronazahlen-in-Deutschland/!5809303
[7] https://twitter.com/gereonas/status/1455842326237097985
[8] /Auslastung-der-Intensivstationen/!5812065
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfung
Pandemie
Robert Koch-Institut
Schwerpunkt Coronavirus
Wissenschaft
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Spahns Corona-Versagen: Isoliert und konzeptlos
Der Gesundheitsminister versucht, die vierte Welle in den Griff zu kriegen.
Doch seine Politik ist von Wankelmut und Aktionismus geprägt.
Wissenschaftliche Politikberatung: Lehren aus der Coronapandemie
Wissenschaftliche Daten sind für die Bewältigung von Krisen unerlässlich.
Die Pandemie zeigt, dass die Beratung von Politikern verbessert werden
muss.
Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Coronawelle ohne Tempolimit
Die 7-Tage-Inzidenz überschreitet in Deutschland den Wert von 130. USA
ordern Impfstoff für Kinder. Moskau verschärft Einschränkungen.
Corona in Großbritannien und Deutschland: „Freedom Day“ für Corona
Die Coronalage im Vereinigten Königreich spitzt sich weiter zu. Sie gibt
einen Vorgeschmack auf das, was sich jetzt auch in Deutschland andeutet.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.