# taz.de -- Covid und die Klimakonferenz: Besser testen bei den Briten | |
> Ein größerer Corona-Ausbruch auf der Weltklimakonferenz wäre eine | |
> Katastrophe. Aber das Testen der Teilnehmer*innen läuft überraschend | |
> gut. | |
Bild: Kann ganz schön eng werden in Glasgow: Leonardo DiCaprio und Journalisten | |
Auch wenn die Rettung des Klimas die wichtigste Aufgabe der Welt ist: Es | |
scheint durchaus gewagt, dafür in diesen Zeiten rund 25.000 Menschen aus | |
aller Welt in geschlossenen Räumen zusammenkommen zu lassen – und das auch | |
noch in einer Region, [1][in der die Corona-Inzidenz bei über 300 liegt]. | |
Nicht nur als Journalist mit einem gewissen Interesse an Coronazahlen fährt | |
man durchaus mit dem Zweifel dorthin, ob das wirklich eine gute Idee ist. | |
Noch größter dürften die Sorgen bei den Veranstaltern sein: Ein großer | |
Corona-Ausbruch auf der Weltklimakonferenz wäre sowohl für den | |
tatsächlichen Ablauf als auch für den Ruf der Vereinten Nationen und der | |
britischen Regierung eine Katastrophe. | |
Entsprechend ernst wird der Schutz der Teilnehmer*innen in Glasgow | |
genommen. Jeder, der das Konferenzgelände betreten will, muss an der ersten | |
Drehtür einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorlegen. Am ersten Tag | |
wird dieser in einer Sportanlage direkt gegenüber vom COP-Gelände | |
durchgeführt. | |
Bei der großen Zahl der Teilnehmer*innen geht das natürlich mit | |
Wartezeiten einher – aber die werden vom wirklich überaus freundlichen und | |
hilfreichen Personal des [2][National Health Service] so angenehm wie | |
möglich gestaltet. Daneben bekommen alle Teilnehmer*innen ein | |
Begrüßungspaket mit Desinfektionstüchern und -gel sowie einer Stoffmaske | |
mit auswechselbarem Vlieseinsatz. Getragen werden diese allerdings auch | |
hier nicht überall konsequent. | |
An den Folgetagen darf man sich selbst testen. Dafür bekommt jeder | |
kostenlos Tests gestellt. Das bietet zwar keine Garantie, dass der Test | |
korrekt durchgeführt und das Ergebnis ehrlich gemeldet wird – aber man kann | |
auch hier erleben, dass sich das Selbsttesten besser organisieren lässt, | |
als man das aus Deutschland kennt. Die Anleitung und die Webseite, auf der | |
die individuellen Tests per QR-Code registriert werden müssen, ist überaus | |
verständlich gestaltet. Die Bestätigung, die man am Einlass vorzeigen muss, | |
kommt nach wenigen Sekunden per E-Mail. | |
## Erstaunlich gut organisiert | |
Auch unabhängig von der Klimakonferenz ist es erstaunlich, wie gut das | |
Testen in Großbritannien organisiert ist. Schon vor der Einreise muss man | |
sich – auch als vollständig Geimpfter – für einen PCR-Test registrieren, | |
der per Post zugeschickt wird und am zweiten Tag selbstständig durchgeführt | |
und per Post zurückgeschickt werden muss. In Deutschland sind Schnelltests | |
ja seit Kurzem kostenpflichtig und niemand hat einen Überblick, wie viele | |
überhaupt durchgeführt werden oder gar positiv sind. In Großbritannien | |
hingegen kann man jederzeit problemlos und kostenlos Coronatests bestellen. | |
Die Ergebnisse werden zentral online erfasst. | |
Zwar zeigen die hohen Inzidenzen in Großbritannien, dass gut organisiertes | |
Testen allein die Coronakrise nicht stoppen kann. Aber es zeigt einmal | |
mehr, dass Deutschland sich selbst gern als Vorreiter sieht, während andere | |
sehr viel entschlossener vorgehen. Das gilt bei Corona genauso wie beim | |
Klimaschutz. | |
2 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-in-Grossbritannien-und-Deutschland/!5810089 | |
[2] /Mythos-des-britischen-NHS/!5679246 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Klimakonferenz in Dubai | |
Kolumne Verhandlungssache | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Surinam | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Klimakonferenz in Dubai | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zertifikatehandel mit dem Klimagewissen: Schweinsbraten gegen Waschnüsse | |
Unser Autor hat keinen Führerschein und trägt fair produzierte Unterwäsche. | |
Er fragt sich, ob er ohne schlechtes Gewissen Fleisch essen darf. | |
Staatschefs auf der COP 26: Zwischen Rhetorik und Realität | |
Die Regierungen auf dem Weltklimagipfel strotzen vor Eigenlob. Ein genauer | |
Blick zeigt: Bis auf wenige Ausnahmen machen alle viel zu wenig. | |
G20-Gipfel und COP26: Der Ton wird fordernder | |
Die KlimaaktivistInnen werden zunehmend salonfähig. Das ist ermutigend, | |
denn es braucht den politischen Willen, um die Erderwärmung zu bremsen. | |
Einigung bei der COP in Glasgow: Staatschefs wollen Wälder retten | |
Auf der Klimakonferenz COP26 haben sich über hundert Staats- und | |
Regierungschefs geeinigt, gegen Abholzungen vorzugehen. Auch Brasilien | |
sagte zu. | |
Ex-Umweltministerin Hendricks zur COP 26: „Ich habe zum Tanzen aufgefordert“ | |
Die einstige Umweltministerin Barbara Hendricks spricht über die Konferenz | |
von Glasgow. Außerdem blickt sie auf den Petersburger Klimadialog zurück. |