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# taz.de -- Hype um UGG-Boots: So hot wie unattraktiv
> UGG-Boots, die plüschig gefütterten Wildlederschuhe, sind vor allem
> eines: hässlich. Oder liegt das eher am sonstigen Styling der Annikas?
Bild: Wirken wie Hausschuhe, werden aber vornehmlich draußen getragen: UGG-Boo…
Regelmäßige taz-Leser_innen wissen: Bei mir wird niemand verschont. Keine
Gruppe, kein Sternzeichen, keine Subkultur, kein Schuh. Niemaus wird
vergessen. Und so komme ich nicht drum herum, [1][mich nach den Crocs] und
den [2][Barfußschuhen] nun endlich einem der kontroversesten Schuhe meiner
Generation zu widmen: den UGG-Boots.
Wer die letzten zwanzig Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat, wird
schon mal UGG-Boots gesehen haben. Der plüschig gefütterte Wildlederschuh
erinnert mit seinen runden Formen, seiner Schaumgummisohle und seiner
fleckenempfänglichen Oberfläche an Stiefel für zu Hause, wird jedoch
herkömmlicherweise draußen getragen. Klassisch ist er braun-beige, doch es
gibt mittlerweile alle möglichen Farben, Schafthöhen und Gimmicks wie zum
Beispiel Pailletten, Plateau oder Schleifen. Obwohl es sie seit den 1970ern
gibt, war der Peak ihres Trends in den 2000er Jahren.
Durch das Y2K-Revival geriet der Schuh bereits letzten Winter näher an mein
Toleranzlevel, als mir lieb ist. Jetzt, wo selbst das Modelabel der Stunde,
Telfar, eine UGG-Kollektion herausbringt, sind sämtliche
Fashion-Koordinaten verschoben. Denn obwohl beim Design an Hässlichkeit
nicht gespart wurde, waren es vornehmlich Basic Bitches (zu Deutsch:
Annikas), die den Schuh zu dem machen, was er heute ist: der Pumpkin Spiced
Latte des Schuhwerks.
Nun würden einige einwenden, dass die Annika-Aversion oder das
Basic-Bitch-Bashing etwas Sexistisches in sich birgt. Das mag zutreffen,
wenn Comedy-Timo sich Mario-Barth-mäßig über seine Freundin lustig macht.
Doch wer selbst unter der Tyrannei der Annikas gelitten hat, fühlt ihnen
gegenüber eine Abneigung, die schnell in Arroganz schwanken kann. Aus gutem
Grund.
## Halten warm, aber nicht trocken
Was spricht dafür, dass der australische Winterstiefel in die Fußstapfen
der eins verhassten, nun gehypeten Crocs treten könnte? Nun: UGGs sind wie
Hausschuhe. Das macht sie so hot wie unattraktiv. Weil sie die Füße zwar
warm, aber nicht trocken halten. Außerdem ballern sie an den wenigsten
Leuten. Wahrscheinlich gelten sie deshalb als so furchtbar: Das schlechte
Styling der Annikas hat sich ins kollektive Gedächtnis der Gesellschaft
fest eingebrannt.
Andererseits ist es so: ich liebe hausschuhartige Straßenschuhe.
Pantoffeln, Loafer, Crocs, Plüschslipper, die ganze Palette. Und
spätestens, [3][seit Franziska Giffey gesagt hat, Berlin sollte sich
weniger „schludrig“ kleiden], wissen wir, dass schludrig the new sexy ist.
Gleichzeitig frage ich mich, ob Annika Giffey nicht selbst in den 00ern in
UGGs unterwegs war. Vielleicht nicht in Kombi mit einem
Juicy-Couture-Anzug, sondern mit Longchamp-Tasche und
Starbucks-Becher-Selfie im Publikum einer Rede von ihrer Ikone Heinz
Buschkowksy, um sich ein paar rassistische Politics abzugucken?
Wahrscheinlich macht es eben die Kombi und das Mindset. Annika ist nicht,
was du trägst, sondern wie du es trägst – und wie du tickst.
17 Nov 2021
## LINKS
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[3] /Berliner-Stil/!5808863
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
Schuhe
Fashion
Style
Herbst
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