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# taz.de -- Wahlen in Bulgarien: Lust auf Experimente
> Aus der dritten Wahl in Bulgarien in 2021 geht eine politische
> Newcomer-Partei als stärkste Kraft hervor. Die Menschen haben genug vom
> Provisorium.
Bild: Die Gewinner der Parlamentswahlen in Bulgarien Kiril Petkow und Asen Vasi…
Da sage jemand, die Bulgar*innen hätten die Lust auf Experimente
verloren. Mit über 25 Prozent wird die Protestpartei [1][„Wir setzen die
Veränderungen fort“ (PP)], die erst wenige Wochen alt ist, bei der dritten
Parlamentswahl in diesem Jahr stärkste Kraft. Offensichtlich trauen viele
Wähler*innen den beiden Vorsitzenden Kirill Petkow und Asen Vasilew,
Harvard-Absolventen und Ex-Minister eines Expertenkabinetts, einiges zu:
einen monatelangen Stillstand zu beenden und mit der grassierenden
Korruption aufzuräumen, die das Balkanland EU-weit zum Spitzenreiter macht.
Doch das Ergebnis enthält noch eine andere Botschaft. Es zahlt sich nicht
aus, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung vorgeblich ernst zu nehmen, sich
dann aber der Verantwortung nicht zu stellen. Das musste jetzt der
Showmaster Slawi Trifonow zur Kenntnis nehmen. Mit seiner
Anti-Establishment-Partei „So ein Volk gibt es“ bei der Wahl im Juli auf
dem ersten Platz, tat Trifonow in der Folgezeit so, als gehe ihn das alles
nichts mehr an. Der Entertainer hätte sein Publikum lieber weiter in den
Medien bespaßen sollen, anstatt sich in der Politik zu versuchen.
Doch zu überbordendem Optimismus besteht kein Anlass. Auch dieses Mal wird
es nicht einfach werden, eine tragfähige Mehrheit zusammenzuzimmern. Wenn
die PP den Auftrag zu einer Regierungsbildung erhalten sollte, müsste sie
die Sozialisten mit ins Boot holen – ein Truppe, die eher am Status quo
festhält.
Doch allen Befindlichkeiten zum Trotz: Den Beteiligten muss klar sein, dass
es ein „Weiter so“ nicht geben kann. Das gilt nicht nur für korrupte
Machenschaften der Mächtigen, gegen die [2][2020 Zehntausende
Bulgar*innen wochenlang auf die Straßen gegangen waren].
Das gilt auch für aktuelle Probleme – allen voran Corona. Über 26.000 Tote
und eine Quote vollständig Geimpfter von 23,4 Prozent sind auch das
Ergebnis der erratischen Politik einer Führung, die seit Monaten nur
übergangsweise regiert. Auch deshalb muss schnell eine arbeitsfähige
Regierung her. Für viele Bulgar*innen könnte das am Ende auch über Tod
oder Leben entscheiden.
15 Nov 2021
## LINKS
[1] /Wahlkampf-in-Bulgarien/!5804634
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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