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# taz.de -- Machtkampf bei den Saarlinken: Lafontaines Einfluss schwindet
> Bei den Wahlkreislisten der Linkspartei im Saarland setzt sich der
> umstrittene Landesvorsitzende Lutze durch. Streit gibt es dennoch.
Bild: Tritt im März nicht mehr für seine Partei an: Oskar Lafontaine
Homburg/Saar taz | Thomas Lutze, der umstrittene Linken-Landesvorsitzende,
signalisiert nur kurz Genugtuung. „Seine“ Kandidatin Barbara Spaniol hat
sich gerade im ersten Wahlgang auf Platz eins der Linken-Wahlkreisliste
Neunkirchen für die saarländische Landtagswahl am 27. März durchgesetzt.
83 Stimmen, bei gerade mal zwei Nein-Stimmen. Mit 98 Prozent triumphiert
die Landtagsabgeordnete, die ihr Chef Oskar Lafontaine und die Mehrheit der
Landtagsfraktion aus der Fraktion ausschließen wollen, wegen Illoyalität
gegenüber der Fraktionsspitze.
„Nach der ein oder anderen Schlagzeile der letzten Woche“ sei das doch ein
deutliches Zeichen, freut sich Lutze. Diese Bemerkung bleibt der einzige
Seitenhieb gegen seinen Widersacher und früheren Chef an diesem Sonntag.
Längst ist „Oskar“ bei den Versammlungen der von ihm gegründeten Partei d…
weiße Elefant im Raum, der wegbleibt, dessen Name nicht fällt und über den
nicht gesprochen wird.
Mit der Wahl ist [1][der erbitterte Machtkampf] der Saar-Linken indes
entschieden. In allen drei saarländischen Landtagswahlkreisen konnten sich
auf den vorderen Plätzen ausschließlich KandidatInnen durchsetzen, die mit
Lutze kooperieren. Zwar ist damit kein Generationswechsel verbunden; vier
der sechs aussichtsreichen KandidatInnen sind 60 Jahre alt oder älter.
Lafontaines verbliebene MitstreiterInnen aus der Fraktion sind aber
entweder bei den Abstimmungen gescheitert oder gar nicht erst angetreten.
## Überwiegend Männer über 60
Rund 90 GenossInnen aus den drei Landkreisen, die den Wahlkreis Neunkirchen
bilden, verlieren sich an diesem trüben Oktobertag in der Sporthalle, die
schon bessere Zeiten gesehen hat. Die Mehrheit ist männlich und 60 plus.
Man hält gebührend Abstand. Dennoch wird nur ein Drittel der Fläche
gebraucht.
Gleichwohl hatte Versammlungsleiter Lutze im Vorfeld die
Parteiöffentlichkeit ausgesetzt, „wegen Corona“. Nur stimmberechtigte
Mitglieder dürfen dabei sein. Auch JournalistInnen mochte Lutze eigentlich
nicht sehen. Auf die taz-Anfrage nach Ort und Zeitpunkt der
Wahlversammlungen schrieb er in der letzten Woche: „Ob wir diese Termine
überhaupt öffentlich machen, entscheiden wir kurzfristig anhand der
Infektionszahlen zu Covid-19.“
Bei der Versammlung im Wahlkreis Saarlouis war es zu Rangeleien gekommen,
weil Neumitglieder mitwählen wollten. „Es gibt im Saarland zahlreiche
Neueintritte und eine ungewöhnlich hohe Zahl von Widersprüchen gegen neue
Mitgliedschaften“, schreibt dazu die Bundespartei der taz und fügt an: „Wir
verfolgen letzteres kritisch, da der Widerspruch gegen einen Parteieintritt
bei uns mit einer hohen Hürde verbunden ist“. Am Ende müssten
Parteischiedsgerichte entscheiden, ob diesmal alles mit rechten Dingen
zugegangen sei.
Da bleiben sich die Saar-Linken treu. Wie in der Vergangenheit gibt es auch
diesmal Streit über Stimmberechtigungen und Mitgliederlisten. Unter der
verwaisten Tribüne der Sporthalle hängt ein Linken-Banner: „SOLIDARITÄT,
elf Buchstaben, alle groß geschrieben.“ Doch diese Botschaft gilt im
bislang erfolgreichsten Linken-Verband im Westen nur innerhalb der
verfeindeten Clans um Lutze und Lafontaine.
## Neue Liste für Enttäuschte
Gegen Lutze ermittelt nach wie vor die Staatsanwaltschaft. Er soll vor
seiner Wahl zum Bundestagskandidaten 2017 Stimmen gekauft und
Mitgliederlisten manipuliert haben, so die Strafanzeige der früheren
Landesvorsitzenden Astrid Schramm. Ermittelt wird wegen angeblich
gefälschten Beitragsquittungen und unberechtigten Geldzuwendungen aus dem
Etat des Bundestages.
Wegen dieser Vorwürfe hatte Lafontaine aufgerufen, Lutze und damit den
Linken im Saarland [2][die Stimme zu verweigern]. Nach dessen Wiedereinzug
in den Bundestag erklärte Lafontaine seinen Verzicht [3][auf eine erneute
Landtagskandidatur], weil „sich die Manipulation und der damit verbundene
Betrug zur Erringung von Mandaten fortsetzen werden“. Das Ergebnis der
Listenaufstellungen wollte er am Sonntag nicht kommentieren.
Im Saarland formiert sich gerade eine neue Liste „Bunt.Saar“. Von Linken
und Grünen enttäuschte SaarländerInnen wollen bei der Landtagswahl im März
antreten. Linken-Parteikreise diskutieren längst, ob Lafontaine oder seine
MitstreiterInnen sich vielleicht dort engagieren könnten. Der weiße Elefant
bleibt also im Raum.
1 Nov 2021
## LINKS
[1] /Landesversammlung-der-Saar-Linken/!5776653
[2] /Streit-bei-der-Linken-im-Saarland/!5773287
[3] /Krise-der-Linkspartei-im-Saarland/!5803882
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
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