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# taz.de -- Der Weg der Klimakonferenz: Warum ich trotz Bahn fliege
> Schön wäre es, wenn ein Klimaredakteur zur Klimakonferenz nach Glasgow
> möglichst treibhausgassparend gelangen könnte. Leider unmöglich.
Bild: Ein Flugzeug im Anflug auf Glasgow
[1][Ich hasse es, in ein Flugzeug zu steigen]. Es dauert ewig, zum
Flughafen zu kommen, man verwartet kostbare Lebenszeit am Gate, akzeptiert
klaglos alle Verspätungen, kämpft sich durch dekadente Shoppingmalls und
quetscht sich dann in einen Sitz, Arm an Arm mit schwitzenden
Flugangsthasen. Dazu kommt noch das schlechte Essen, der schlechte Schlaf
und das schlechte Gewissen wegen der Sauerei am Klima. Der kann man live
zuschauen, wenn man aus dem Fenster auf die Turbinen blickt.
Warum sitze ich also in einem [2][Lufthansa-Flugzeug nach Glasgow]? Weil
die Bahn mich dazu zwingt. Vor einem halben Jahr war ich beim Blick auf die
DB-Website freudig überrascht: Hallo, von Berlin nach Glasgow kann man gut
den Zug nehmen! Morgens gegen sechs los, umsteigen in Köln, Brüssel,
London, abends da. Hurra! Schöne Erinnerungen wurden wach an die COPs in
Paris, in Warschau, in Bonn, wo wir entspannt auf der Schiene ankamen.
Das Problem: Auslandsverbindung, nicht buchbar. Aha. Das mit dem Internet
ist ja auch echt noch ganz frisch. Warum sollte man da eine Verbindung
buchen können, die in einem fremden Land ein Umsteigen nötig macht. Beim
Fliegen kein Problem, bei der Bahn schon. Nun gut, wozu gibt es den
freundlichen Service am Bahnhof (keine Ironie hier!).
Nach 20 Minuten Anstehen am Fernbahnschalter kann mir der Kollege aber auch
nur sagen: „Ich kann Sie nur bis London buchen. Umsteigen nach Glasgow geht
nicht.“ Warum nicht? „Habe ich nicht im System“. Er sieht nicht mal die
Verbindungen auf seinem Bildschirm, die ich auf meinem Smartphone im
DB-Navigator finde. Wie gesagt, dieses Internet. Sein Rat: „Buchen Sie das
von zuhause.“
## Bahn vom COP-Ansturm überrascht
Zuhause klappt es aber auch nicht. Weil ich den Zug von London nach Glasgow
nicht buchen kann. Warum nicht? Er ist voll. Inzwischen wollen alle zur
COP. Offenbar hat es die britisch-schottische Bahn überrascht, dass da ein
paar Leute im Anmarsch sind.
Nächste Überlegung: Am Abend vorher nach Köln. Morgens einen frühen Zug, um
eine andere Verbindung in London … keine Chance. Ein Schlafwagen wäre noch
drin. Als ich die Preise sehe, schlägt mein Gewissen als kostenbewusster
Angestellter eines bitterarmen Verlagshauses Alarm.
Allein die Fahrt von London nach Glasgow ist so teuer wie … ich klicke auf
die Angebote der Lufthansa. Selbst mit der Kompensation durch atmosfair
(ich weiß, ich weiß, das ist nur die fünftbeste Möglichkeit!) ist Fliegen
unschlagbar billig. Dazu in sieben statt in fast 40 Stunden. Nee, Leute, so
geht das nicht.
Fazit: Die klimafreundliche Alternative hat keine Chance: Zu teuer, zu
umständlich, zu langsam, zu sehr mir-doch-egal. Um das zu ändern, braucht
es wohl dringend eine Klimakonferenz. Und dann auch noch das: Die Züge
zwischen London und Glasgow werden am Freitag gestrichen, weil Unwetter
zwei Brücken weggerissen haben. Um das in Zukunft zu verhindern, braucht es
mehr als eine Konferenz. Nämlich Taten.
1 Nov 2021
## LINKS
[1] /Debatte-ums-Fliegen/!5791759
[2] /Konsumkritik-und-CO-Kompensation/!5690283
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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