# taz.de -- Premiere des neuen Parlaments: Diverser, jünger, noch zu männlich | |
> Der neue Präsident des Abgeordnetenhauses plädiert bei der Auftaktsitzung | |
> für ein Wahlrecht ab 16. Seine Vize ist die erste mit | |
> Migrationshintergrund. | |
Bild: SPD-Chefin Franziska Giffey gratuliert dem neuen Parlamentspräsidentenn … | |
Berlin taz | Lag es auch an den guten Worten von gleich zwei Bischöfen? | |
Dass die Abgeordneten fröhlich in die neue Wahlperiode gehen sollten, | |
streitbar, aber voller Respekt vor anderen, hatten sich Berlins führende | |
Geistliche in einer vorangehenden ökumenischen Andacht gewünscht. Damit ist | |
das Abgeordnetenhaus am Donnerstag mit zwei guten, viel beklatschten Reden, | |
einem jungen neuen Präsidenten und erstmals einer Vizepräsidentin mit | |
Migrationshintergrund in die neue fünfjährige Wahlperiode gestartet. | |
Konstituierende Sitzungen, also die ersten Treffen neuer Parlamente, haben | |
etwas von Klassentreffen oder Wiedersehensfeiern nach langen Ferien. Mitte | |
Juni hatte das Abgeordnetenhaus zum bislang letzten Mal getagt. Von den nun | |
146 Mitgliedern, die am Donnerstag erstmals zusammensaßen, ist über ein | |
Drittel, nämlich 56, komplett neu im Parlament, drei sind Rückkehrer. | |
10.01 Uhr ist es, als Kurt Wansner von der CDU als 74-jähriger | |
Alterspräsident die Sitzung eröffnet. Und tatsächlich beschränkt er sich, | |
der sonst stets Rot-Rot-Grün kritisiert, [1][wie angekündigt] darauf, an | |
zentrale Punkte der Berliner Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg zu | |
erinnern und die SPD-Ikone Willy Brandt zu loben. | |
Vor ihm, in den Abgeordnetenreihen, spiegeln sich die neuen Verhältnisse im | |
Parlament. Nebeneinander sitzen in der ersten Reihe Franziska Giffey und | |
Bettina Jarasch, die neuen starken Frauen der SPD und Grünen. Dahinter | |
findet sich eine Vielzahl jüngerer Gesichter. Dass dafür vor allem die | |
Grünen verantwortlich sind, zeigt sich, als Wansner traditionsgemäß die | |
vier jüngsten Abgeordneten bittet, ihn bei der Sitzungsleitung zu | |
unterstützen: Drei davon sind Grüne, nur der vierte kommt von der | |
Linkspartei. | |
## Mehr denn je mit Migrationshintergrund | |
Wie viel Migrationshintergrund das neue Parlament zudem hat, ist auch | |
hörbar: Als Wansners Gehilfen beginnen, die Abgeordneten namentlich | |
aufzurufen, sind schon die drei Ersten Männer und Frauen mit | |
Einwanderungshintergrund. Erstmals wird eine von ihnen, die 37-jährige | |
Grüne Bahar Haghanipour, zur Vizepräsidentin gewählt werden. Den zweiten | |
Vizeposten bekleidet weiter Cornelia Seibeld (CDU). | |
Präsident wird mit 120 von 146 Stimmen der 44-jährige Dennis Buchner. | |
Während Alterspräsident Wansner in die Vergangenheit schaute, skizziert der | |
Sozialdemokrat in seiner Rede zwei Anliegen für die nun begonnene | |
Wahlperiode: 16-Jährige sollen aus seiner Sicht nicht nur wie jetzt schon | |
die Bezirksverordnetenversammlungen, sondern auch das Landesparlament | |
wählen können. Nötig dafür wäre eine Verfassungsänderung, für die es and… | |
als bisher mit der FDP-Fraktion die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit gäbe. | |
Zweites Anliegen ist für Buchner eine stärkere Vertretung von Frauen im | |
Parlament – die jetzigen fast 40 Prozent reichen ihm nicht. Er sei | |
„dezidiert dafür“, sich Gedanken zu machen, wie gleiche Vertretung | |
hinzubekommen ist, auch wenn bisherige Vorstöße verfassungsgerichtlich | |
gescheitert seien. | |
Ein paar Worte richtet Buchner auch an Kurt Wansner, dem er unter | |
allgemeinem Applaus für seine kurzzeitige Tätigkeit als Alterspräsident | |
dankt. Dass Wansner nun seit 1995 Abgeordneter ist, zeuge von „großer | |
Durchsetzungsfähigkeit“, auch in der eigenen Partei. | |
4 Nov 2021 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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