| # taz.de -- SPD-Parteichef verabschiedet sich: Ein Abgang mit Stil | |
| > Norbert Walter-Borjans wird der SPD als Finanzexperte fehlen. Dennoch ist | |
| > sein Abtreten als Parteichef ein souveränes Signal. | |
| Bild: Souveräner Abgang: Norbert Walter-Borjans macht Platz an der SPD-Parteis… | |
| Norbert Walter-Borjans wäre als Parteichef nach dem SPD-Wahlsieg | |
| wiedergewählt worden. Er verzichtet nun darauf, Chef einer Regierungspartei | |
| zu sein. Dieser Abgang hat Stil. Mag sein, dass die störungsfreie | |
| Nominierung von Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten keine politische | |
| Heldentat war. Aber auch im richtigen Moment beiseitezutreten ist eine | |
| Kunst, die nicht jeder beherrscht. Walter-Borjans hat zu jener inneren | |
| Stabilität der SPD beigetragen, ohne die Scholz die Wahl nicht gewonnen | |
| hätte. [1][Walter-Borjans] hält es da wie sein Vorbild Johannes Rau: | |
| versöhnen statt spalten. | |
| Die SPD reagiert auf diesen Abgang tiefenentspannt. Man wartet jetzt erst | |
| mal ab, bis die Ampelregierung steht. Das ist nicht selbstverständlich und | |
| auch Walter-Borjans Verdienst. Ein Malus dieses Rücktritts ist: Es wird in | |
| der [2][Ampel] Zoff um die Finanzen geben. Da wird er als Finanzexperte | |
| fehlen. | |
| Sein Abgang hatte sich mit dem Verzicht auf ein Bundestagsmandat | |
| abgezeichnet. Walter-Borjans wäre als SPD-Chef, ohne Teil der Fraktion zu | |
| sein, ein König ohne Land gewesen. Denn die Machthierarchie ist klar: Olaf | |
| Scholz wird im Kanzleramt das Sagen haben, die MinisterInnen sind Nummer | |
| zwei, die Fraktion ist Nummer drei. Dann kommt die Partei. | |
| So war es fast immer, wenn die SPD regiert hat. Die letzten zwei Jahre | |
| haben indes gezeigt, dass die Partei mehr sein sollte. Die Macht oben zu | |
| konzentrieren und der Partei nur die Rolle des Abnickers oder Störenfrieds | |
| zuzumessen mag praktisch sein, ist aber falsch. Das Modell [3][Andrea | |
| Nahles] – Fraktions- und Parteivorsitz zu vereinen – hat nicht | |
| funktioniert. Die SPD braucht mehr eigenes Gewicht, als sie zu Schröders | |
| Zeiten hatte. Sie muss ein wirksames Korrektiv sein. | |
| Derzeit herrscht in der [4][SPD] eitel Sonnenschein. So bleibt es nicht; | |
| Scholz' Machtwillen sollte man nie unterschätzen. Damit die Partei nicht | |
| zum Anhängsel des Kanzleramtes wird, muss das neue Führungsduo wieder | |
| unabhängig von der Regierung sein. Man wird sehen, ob die SPD diese Lektion | |
| gelernt hat – oder ob der Wahlsieg vergesslich macht. | |
| 31 Oct 2021 | |
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| Stefan Reinecke | |
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