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# taz.de -- Von Unna nach Berlin und wieder zurück: Drei Wochen im Bundestag
> Die Freude währte kurz für Michael Sacher. Der Grüne aus
> Nordrhein-Westfalen saß für kurze Zeit im Bundestag – bis neu ausgezählt
> wurde.
Bild: Für drei Wochen in dieses Haus gewählt: Der Bundestag im Reichstagsgeb�…
Bochum taz | Gescheitert ist Michael Sacher an knapp 200 fehlenden Stimmen.
Drei Wochen war der Grüne aus Unna im Ruhrgebiet Mitglied des Bundestags –
jetzt ist er wieder Kommunalpolitiker.
Dabei war schon der Wahlabend für Unnas Vizebürgermeister eine
Zitterpartie. Zwar haben in NRW 1.587.067 Menschen per Zweitstimme die
Grünen gewählt – doch erst am Tag danach habe er begriffen, dass er es wohl
knapp [1][ins Bundesparlament] geschafft habe, sagt Sacher. Schnell fährt
der Buchhändler nach Berlin, bekommt einen vorläufigen Parlamentsausweis,
lernt andere Abgeordnete kennen. „Die konstituierende Fraktionssitzung fand
wegen Corona im Plenarsaal statt“, erzählt der 57-Jährige am Telefon. „Das
war schon ein tolles Gefühl.“
Doch bald tauchen bei Twitter Nachrichten auf, die nachdenklich machen. In
München und in Bad Tölz stehen [2][Nachzählungen] an. Dabei werden weitere
Stimmen für die Grünen gefunden. Der grüne Parlamentssitz könnte damit von
NRW nach Bayern wandern. „Erste Zweifel hatte ich schnell – glücklicher MdB
war ich nur drei Tage“, sagt Sacher dazu.
In [3][Dachau bei München] zittert auch seine Parteifreundin Beate
Walter-Rosenheimer. Die jugendpolitische Sprecherin der grünen Fraktion
sitzt seit 2012 im Bundestag – und hängt wie Sacher eine gefühlte Ewigkeit
in der Luft. Erst fünf Tage nach Bekanntgabe des endgültigen bayerischen
Ergebnisses entscheidet auch der Bundeswahlleiter ganz offiziell: Der 118.
Bundestagssitz der Grünen wird nach Bayern verschoben. Walter-Rosenheimer
ist wiedergewählt, Sacher ist gescheitert.
## Eine zweite Chance ist drin
Grandios aber ist dessen Umgang mit der Niederlage. Beate
Walter-Rosenheimer hat er „vertrauensvoll ein gutes Gelingen“ gewünscht –
auf Twitter haben sich beide grüne Herzchen geschickt. Seine Enttäuschung
verbirgt Sacher trotzdem nicht: „Megabitter“ sei, an nicht einmal 200
fehlenden Stimmen gescheitert zu sein. „Und hätten uns in ganz Deutschland
nur 8.800 weitere Menschen gewählt, hätte es noch ein weiteres,
zusätzliches 119. Mandat gegeben“, rechnet der Kurzzeit-Abgeordnete vor.
Kritik an der grünen Spitzenkandidatin Annalena Baerbock ist von Sacher
trotzdem nicht zu hören. „Unsere Inhalte hat sie gut vertreten“, findet er.
„Ich habe gehofft, dass gerade unser [4][Kernthema Klima] stärker zieht“,
sagt der Buchhändler, der in Berlin gern Kulturpolitik gemacht hätte.
Immerhin: Eine zweite Chance dazu könnte Sacher bekommen. Sollte eine
Grüne, ein Grüner aus NRW ins Kabinett aufrücken, wird an Rhein und Ruhr
erwartet, dass zur Trennung von Amt und Mandat auf den Bundestagssitz
verzichtet wird – und Sacher ist im größten Bundesland erster Nachrücker.
29 Oct 2021
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## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Grüne
Grandios gescheitert
Bündnis 90/Die Grünen
Ampel-Koalition
Bündnis 90/Die Grünen
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