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# taz.de -- Mehr Gesundheit gleich besseres Klima: CO2-Auswurf, bis der Arzt ko…
> Wird Ihnen auch schon mal schlecht, wenn Sie an die Klimakrise denken? Ob
> es hilft, wenn Sie dann Dr. Lauterbach hören?
Bild: Eckart von Hirschhausen auf der Hamburger Klimawoche 2021
Für viele ist das Wartezimmer ihres Hausarztes – vor allem in der Pandemie
– eine Krisenzone. Nicht für mich: Nur hier kann ich ohne schlechtes
Gewissen die Bunte studieren oder einfach nur an die weiße Wand starren und
die Gedanken wandern lassen. Gedanken wie: Warum fährt mein Blutdruck seit
ein paar Wochen Achterbahn? Oder: Warum hatten wir die [1][Warnung der
Weltgesundheitsorganisation („The WHO“)] nicht im Blatt, wo 45 Millionen
ÄrztInnen und PflegerInnen aus Gesundheitsgründen ernsthaften Klimaschutz
fordern?
Es nützt etwas, stumpf an die Wand zu starren: Mir fällt ein, dass mein
Blutdruck genau seit dem Tag der Bundestagswahl Kapriolen macht. Offenbar
ärgert sich mein Körper über die verpasste Chance, nach einem Wahlsieg von
Annalena Baerbock das Klima-Kalifat auszurufen.
Oder er kann es nicht erwarten, [2][wie uns Klimakanzler Scholz ins Gelobte
Land der ökologischen Morgenröte führen wird]. Meine Hausärztin wird diese
Erklärung kurz darauf nicht gelten lassen. Vielleicht sollte ich eine
zweite Meinung einholen.
Meine Taub-Blindheit für die WHO-Forderung hat sicher mit kognitiver
Überlastung zu tun. Denn diese Forderung nach weniger CO2-Auswurf ist ein
schmerzhafter Einlauf für die Politik: Klimawandel als die „größte
Gesundheitsgefahr für die Menschheit“ und „die Verbrennung von fossilen
Brennstoffen bringt uns um“. Man müsste sich nur an die WHO-Standards für
gesunde Atemluft und für eine Ernährung mit viel weniger Fleisch und mehr
Pflanzen halten, und – tat gar nicht weh! –, schon wären Klima-,
Gesundheits- und Artenschutzkrise gelöst.
## „Mutter Erde“ als Rotkäppchen
[3][In Deutschland verschreibt dieses Rezept der omnipräsente Dr. med.
Eckart von Hirschhausen,] wenn er gerade mal nicht Spielshows im Fernsehen
moderiert. Und der einzige Mensch, der ihn an TV-Präsenz in deutschen
Wohnzimmern noch übertrifft, Dr. med. Karl Lauterbach, warnt jetzt auch
immer abwechselnd vor Corona und Klimawandel.
Also: Zu Risiken und Nebenwirkungen der Klimapolitik fragen Sie bitte Ihren
Arzt oder Apotheker. Eigentlich hören wir ja gern auf die Halbgötter in
Weiß. Nur nicht, wenn es darum geht, zu rauchen, Fleisch zu essen, sich von
Zucker, Fett und Salz zu ernähren und tagelang regungslos auf der Couch
Netflix zu glotzen. Aber was machen eigentlich ÄrztInnen nach Feierabend
so? Erstmal eine rauchen?
Schweren Schüttelfrost bekomme ich allerdings, wenn Umweltpolitik mit
medizinischen Metaphern begründet wird. „Der Erde geht es schlecht – sie
hat Mensch“, brrrr! Auch „Mutter Erde hat Fieber“ klingt mehr nach
Rotkäppchen als einem realistischen Weg aus der Klimakrise. Eines
allerdings stimmt: 2 Grad Celsius Erhitzung über Normaltemperatur – und
Mutter Erde macht genauso schlapp wie wir. Medizinisch gesprochen: Burnout.
17 Oct 2021
## LINKS
[1] /Experten-fuer-strengere-Grenzwerte/!5798099
[2] /Der-oekologische-Wandel-des-Olaf-Scholz/!5797394
[3] /TV-Moderator-Eckart-von-Hirschhausen/!5799639
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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