# taz.de -- Wölfe im Berliner Ring: „Wölfe sind Opportunisten“ | |
> Ein Wolfsrudel hat sich nahe Berlin niedergelassen. Der | |
> Wildtierbeauftragte des Senats Derk Ehlert erklärt, warum das keine | |
> schlechte Nachricht ist. | |
Bild: Angsteinflößend oder süß? Zwei Wolfswelpen streifen durch die Döberi… | |
taz: Herr Ehlert, sind die Bedingungen in der Döberitzer Heid für Wölfe | |
gut, um sich dort langfristig anzusiedeln? | |
Derk Ehlert: Das ist schwer zu sagen, da wir nicht so viel Erfahrung mit | |
Wölfen haben. Grundsätzlich haben Wölfe sehr große Reviere. Die | |
[1][Döberitzer Heide] ist zwar groß, aber ob das langfristig für Wölfe | |
ausreicht als Lebensraum oder nur vorübergehend, so lange es genügend | |
Beutetiere gibt, bleibt abzuwarten. | |
Wieso haben Wölfe so ein großes Revier? | |
(lacht.) Da müssen Sie die Wölfe fragen. Das sind Tiere, die riesige | |
Strecken laufen. Sie brauchen die großen Flächen, um sich ausreichend und | |
ausgewogen zu ernähren. Aber Wölfe sind intelligent genug, nicht mehr | |
Beutetiere zu töten, als sie brauchen, schließlich müssen sie nachhaltig | |
davon leben. Für den Wolf macht es keinen Sinn, die Beutetiere auszurotten, | |
von denen er lebt. | |
Es ist jetzt in der Döberitzer Heide vorgekommen, dass Schafe gerissen | |
wurden. Was bedeutet das für die Tierhalter in dem Gebiet? | |
Grundsätzlich sind Wölfe Opportunisten und nehmen das, was sie am | |
leichtesten bekommen können. In der Regel sind das Wildtiere wie Rehe und | |
Hirsche. Wenn sie aber gelernt haben, dass auch ungeschützte Nutztiere wie | |
[2][Schafe leichte Beute] sind, ist die Gefahr groß, dass sie diese | |
wiederholt angreifen. Die Schäfer wissen um diese Situation vor Ort. | |
Deshalb ist auch die Sielmann-Stiftung aktiv und versucht gemeinsam mit den | |
Schäfern, ihre Tiere durch bessere Maßnahmen zu schützen. | |
Was wäre das zum Beispiel? | |
Die Einzäunung der Schafe könnte verbessert werden. Auch Herdenschutzhunde | |
können Angriffe durch Wölfe reduzieren. | |
Müssen Bewohner um die Döberitzer Heide herum, etwa in Spandau oder dem | |
Havelland, Angst vor den Wölfen haben? | |
Davon ist nicht auszugehen. Wölfe sind und bleiben Tiere, die dem Menschen | |
eher aus dem Weg gehen. Das heißt aber nicht, dass man ihnen nicht auch mal | |
plötzlich gegenüberstehen kann, weil sie denselben Landschaftsraum nutzen | |
wie wir. Sie laufen große Strecken entlang von Wegen und Straßen, Kanälen | |
und Flüssen, so wie die Menschen auch. Südlich und nördlich von Berlin gibt | |
es mehrere Hauptwanderwege von Wölfen. Deswegen ist es nicht | |
unwahrscheinlich, Wölfen auch mal zu begegnen. | |
Wäre das gefährlich für den Menschen? | |
Nein. Es kommt inzwischen in Deutschland regelmäßig zu Begegnungen zwischen | |
Mensch und Wolf. Für beide ist es ein besonderes Erlebnis. Gefährlich würde | |
es erst dann werden, wenn der Wolf sich auffällig vertraut verhält oder | |
dauerhaft im Siedlungsraum lebt. | |
Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung? | |
Richtig. Wölfe leben schon länger im Gebiet südlich der Berliner | |
Stadtgrenze und auch im südöstlichen Bereich innerhalb des Autobahnrings. | |
In der Döberitzer Heide gibt es aber erstmalig ein Paar, das Junge hat, | |
also ortstreu ist und sich reproduziert hat. | |
Direkt nach Berlin kommen die Wölfe also nicht? | |
Bislang ist uns nur ein Fall bekannt. Das Tier war vier Tage am | |
südöstlichen Stadtrand. Das hat aber niemand mitbekommen. Wir wussten davon | |
nur, weil das Tier einen Sender trug, der satellitengesteuert den genauen | |
Standort verriet. | |
18 Oct 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.sielmann-stiftung.de/doeberitzer-heide/ | |
[2] /Gefaehrdete-Raubtiere/!5780044 | |
## AUTOREN | |
Manuel Aguigah | |
## TAGS | |
Brandenburg | |
Tiere | |
Wölfe | |
Tierschutz | |
Tierschutz | |
Brandenburg | |
Literatur | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wolfspolitik in Niedersachsen: Heimliche Abschüsse | |
Die niedersächsische Landesregierung hält Abschussgenehmigungen für Wölfe | |
unter Verschluss. Die Grünen sehen darin einen Verfassungsbruch. | |
Wölfe in Bayern: Wenn ich den erwische | |
Julia Klöckner fordert den gezielten Abschuss von Wölfen. Den Biobauern | |
Konrad Leibold aus Franken freut das: Der Wolf war in seinem Kuhstall. | |
Wölfe in Brandenburg: Übers Ziel hinaus geschossen? | |
Brandenburg ist das Bundesland mit den meisten Wölfen. Sogenannte | |
Problemwölfe sollen künftig einfacher getötet werden können. | |
Von Menschen und Wölfen: Wolfswesen | |
Geschichten vom „bösen Wolf“ ziehen sich durch die Literatur. Erst in den | |
1990er-Jahren wurden aus den Bestien Vorbilder. |