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# taz.de -- Sachbuch über Corona in Gemälden: Mit der Pandemiebrille im Museum
> Mit einem Tweet fing es an, dann wurde ein Buch daraus: In „Im Museum
> gewesen. Überall Corona gesehen“ werden berühmte Gemälde neu
> interpretiert.
Bild: Am Abend nach der ersten Dosis AstraZeneca hat Sebastian eine leichte Imp…
Die Lanze, die der heilige Georg dem Drachen ins Maul rammt, sieht doch
irgendwie aus wie ein ziemlich langes Teststäbchen. Moment mal, vielleicht
tötet er den Drachen gar nicht, sondern möchte nur wissen, ob der Corona
hat? Manchmal reicht schon ein kleiner, zugegeben etwas schräger Gedanke,
und plötzlich sieht man die halbe Kunstgeschichte in einem anderen Licht.
Fortan blättert man durch Kataloge, läuft durch Museen und Ausstellungen
und kann sich kaum dagegen wehren, in jahrhundertealten Bildern nur noch
die Gegenwart zu sehen, genauer: jenes Thema, das seit so vielen Monaten
die Nachrichten, die Gespräche mit Freunden, den gesamten Alltag dominiert.
Na toll, jetzt auch noch die Kunst.
So wird aus Bruegels „Der Wein zum Fest des heiligen Sankt Martin“
plötzlich ein Schreckensbild über die Wiedereröffnung der Gastronomie, und
der heilige Hieronymus sitzt nicht in einer dunklen Höhle, sondern offenbar
seit geraumer Zeit im Homeoffice. Die unbekannte Marktfrau, die kiloweise
Gemüse, Obst und Fleisch vor sich aufgetürmt hat? Klar, die kommt gerade
vom Hamsterkauf. Und sogar den betenden Händen von Dürer sieht man
plötzlich an, dass sie vom vielen Desinfizieren schon etwas trocken sind.
Das Schöne: Jedes Gemälde kann einen nun – egal wie gut man es kennt, egal
wie oft man es schon gesehen hat – noch einmal überraschen und sogar zum
Lachen bringen: Es ist kein Lachen über das Leid, das diese Pandemie
verursacht hat, sondern eines über uns selbst, über die kleinen
Widrigkeiten und großen Ärgerlichkeiten im Alltag mit Corona. Und so kann
dieser neue Blick auf die Kunst in einer Zeit, in der es leider oft wenig
zu lachen gibt, nicht nur erleichternd sein, sondern auch befreiend. Aber
sehen Sie selbst.
Anmerkung der Redaktion: Alle Bildbeschreibungen stammen aus dem Buch des
Autors.
19 Sep 2021
## AUTOREN
Wolfgang Luef
## TAGS
Kunstwerk
Humor
Malerei
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Kunst
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