# taz.de -- Debütalbum von Oskar Ich: Verdunsten in Berlin | |
> Der Berliner Künstler Oskar Ich hat sein Debütalbum „Für immer Ich“ | |
> veröffentlicht. Es enthält wabernden Sound und Texte über | |
> Selbstoptimierung. | |
Bild: Schön schräg und sperrig sind die Lyrics von Oskar Ich | |
Es war ein seltsamer, psychedelischer Song und ein ebenso seltsames, | |
psychedelisches Video, das man von dem Berliner Künstler Oskar Ich als | |
Erstes zu hören und zu sehen bekam. [1][„Verdunsten in Berlin“] hieß der | |
Song, den er im Sommer 2020 veröffentlichte – wabernde Synthesizer waren da | |
zu vernehmen, dazu langsame, zurückgenommene Beats, hallende | |
Gitarrenschleifen und ein hypnotischer Sprechgesang. „Dein Haar klebt auf | |
der Haut / Hier verdunsten wir / Verdunsten in Berlin“, sang dieser Oskar | |
Ich da; ein Song wie gemacht für zu heiße Sommertage (und | |
Klimakatastrophen). | |
Nun hat Oskar Ich, der eigentlich Frank Balzer heißt, mit „Für immer Ich“ | |
sein Debütalbum veröffentlicht. Während der Coronazeit hat er die acht | |
Stücke im heimischen Kellerstudio selbst eingespielt und produziert. Die | |
Richtung des Albums ist dabei ähnlich wie in „Verdunsten in Berlin“. | |
Überwiegend sind langsame Songs zwischen Dream-, Psychedelic- und | |
Synthiepop zu hören, die Kompositionen klingen sauber und bis ins Detail | |
geschliffen, gelegentlich wirken die im meist gleich bleibenden Tempo | |
gehaltenen Songs allerdings etwas sedierend. Gut tut es dem Sound, wenn | |
leichte Funk-Anteile hinzukommen („Resonanz“) oder die Gitarren mal etwas | |
wuchtiger und shoegazeriger ausfallen („Die letzte Gartenparty“). | |
Die Lyrics sind schön schräg und sperrig, vor allem der Titeltrack sticht | |
da hervor: Ichbesessenheit, Selbstoptimierung und Biotechnologie hat er | |
genauso zum Thema wie die Sehnsucht, einem Kollektiv anzugehören – in vier | |
Verse gefasst [2][klingt das so]: „Ich bin für immer ich und / bist du | |
genauso ich und / sind wir für immer ich und / bin ich nicht immer ich“. | |
Auch der Text des Openers „Resonanz“ ist toll, darin spielt Oskar Ich auf | |
den Populismus unserer Tage und den Sturm auf den Bundestag an. Meist | |
werden die Texte mehr gesprochen als gesungen, die Lyrics harmonieren gut | |
mit der Musik. Ein bisschen mehr Ecken und Kanten, ein bisschen mehr | |
Varianz hätte dem Album musikalisch insgesamt gutgetan – darüber hinaus | |
aber ist „Für immer Ich“ ein gelungenes Debüt. | |
19 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=prU0Vs_h6ZA | |
[2] https://soundcloud.com/oskar-ich/fur-immer-ich | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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