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# taz.de -- Proteste gegen die IAA in München: Radeln gegen den Autowahnsinn
> Blockaden, Blasmusik und elf Fahrraddemos: Die Kritik an der IAA in
> München ist bunt. Am Samstag nimmt die Polizei 16 Personen fest.
Bild: Drahtesel gegen die Dominanz des Autos: Radsternfahrt am Samstag in Münc…
München taz | Auf der Theresienwiese, wo sonst das Oktoberfest gefeiert
wird, herrscht Rummelplatzatmosphäre: Crêpe- und Bierstände sind aufgebaut,
auf einer Bühne spielt eine Band türkisch-deutsche Blasmusik, ein paar
tausend alte und junge Menschen mit bunten Fahnen stehen herum und
unterhalten sich. Es ist die Auftaktkundgebung der
[1][#aussteigen-Demonstration am Samstag], die das Spektrum des Protests in
seiner ganzen Breite zeigen soll.
Attac, Greenpeace, der ADFC, Naturfreunde, die Deutsche Umwelthilfe sind
ebenso da wie die Linkspartei. Und wie die radikaleren Bündnisse, die nach
München mobilisiert hatten und [2][am Vortag für zahlreiche
Blockadeaktionen in der Innenstadt] verantwortlich waren.
Trotz eines massiven Polizeiaufgebots war es den Autogegner*innen am
Freitag gelungen, ein Haus zu besetzen und an drei Stellen [3][die
Ausstellungsflächen von Audi, Mercedes und Bosch in der Innenstadt] zu
stürmen. Außerdem blockierten sie den Eingang zu einem Bosch-Werk und die
„Blue-Lane“, eine Teststrecke für Elektroautos der IAA.
Die im Haus festgenommenen Besetzer*innen kam am späten Abend wieder
frei, ihnen wird Hausfriedensbruch vorgeworfen. Der [4][taz-Journalist
Michael Trammer hatte die Aktion begleitet und wurde ebenfalls
festgenommen], kam aber am frühen Abend wieder frei.
## „Dramatik der Klimakrise nicht verstanden“
Ein Hausverbot für die komplette IAA, das die Polizei zunächst bei Trammers
Freilassung ausgesprochen hatte, nahm sie nach Interventionen der
taz-Chefredaktion und der Deutschen Journalistinnen-Union zurück. Am
Samstag nimmt die Polizei insgesamt 16 Personen in Gewahrsam.
Auf der Auftaktkundgebung ruft Christoph Bautz von Campact von der Bühne:
„Es wird der IAA nicht gelingen, ihr dreckiges Image aufzupolieren!“ Die
Tatsache, dass die Messe in diesem Jahr stark auf Elektroautos setze, zeige
lediglich, dass sie die Dramatik der Klimakrise nicht verstanden habe.
„Wir brauchen keine Antriebswende, sondern eine Verkehrswende!“ Uwe Hiksch,
der Anmelder der #aussteigen-Demonstration, bedankt sich beim Bündnis „Sand
im Getriebe“ für die Aktionen und appelliert an alle Teilnehmer*innen,
solidarisch zu sein, falls die Polizei gegen den Block der radikalen
Klimaschützer*innen vorgehen sollte.
Die Polizei begleitet die Demo mit einem Großaufgebot, das vor allem den
Block von Sand im Getriebe umringt. Polizist*innen filmen ihn. Nur an
einem Punkt auf der Route kommt die Demonstration der IAA wirklich nahe: am
„Open Space“, der Austellungsfläche der IAA am Königsplatz.
## Ein Seil zwischen den Bäumen
Kurz nachdem der Block den von zahlreichen Polizist*innen abgeschirmten
Eingangsbereich passiert, rennen zwei Aktivist*innen zu Bäumen am Rand
der Straße. Sie zucken Klettergurte, knoten Schlaufen und klettern zwei
Bäume hoch. Die Polizei umstellt diese Bäume, geht unter Einsatz von
Schlagstock und Pfefferspray in die Menge.
Die Kletterer*innen und die Demonstrant*innen am Boden versuchen,
ein Seil zwischen den Bäumen zu spannen um ein Transparent aufzuhängen.
Dann ruft eine Aktivistin, die zuvor mit der Polizei verhandelt hat, die
Beamt*innen würden sich aus der Demonstration zurückziehen, wenn die
Kletter*innen anschließend von den Bäumen kämen. Als die Polizei sich
zurückzieht, spannen die Aktivist*innen das Seil wieder und entrollen
das Banner, auf dem „Verbindung der Kämpfe“ in drei Sprachen steht.
Zum Abschluss sollte die Demonstration am Nachmittag, wieder auf der
Theresienwiese, auf elf Fahrraddemos treffen, die am Morgen an
verschiedenen Punkten um München herum gegen den Autowahnsinn gestartet
waren. Der ADFC hatte die Routen geplant, dann war ein Rechtsstreit
entstanden.
## „Heiligtum der deutschen Verkehrspolitik“
Ursprünglich wollten die Demonstrant*innen auf mehreren
Autobahnabschnitten radeln, die Versammlungsbehörde verweigerte jedoch ihre
Zustimmung unter Bezug auf das hohe Verkehrsaufkommen und einen fehlenden
inhaltlichen Bezug des Protests zu genau diesen Autobahnabschnitten.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte das Verbot kurzfristig in
zweiter Instanz. „Es zeigt sich wieder: Die Autobahn ist das Heiligtum der
deutschen Verkehrspolitik“, kritisierte der ADFC. Und verwies auf doppelte
Maßstäbe: Die IAA durfte für ihre „Blue Lanes“ sehr wohl Autobahnabschni…
nutzen.
Die Veranstalter*innen geben die Teilnehmer*innenzahl bei mäßigem
Wetter mit 20.000 an, 5.000 zählen sie auf der Fußgänger*innendemo. Damit
bleiben allerdings beide Demonstrationen hinter den Erwartungen zurück.
11 Sep 2021
## LINKS
[1] https://www.iaa-demo.de/
[2] /Automesse-IAA-in-Muenchen/!5797084
[3] /Automesse-IAA-in-Muenchen/!5797033
[4] /Berichterstattung-ueber-die-IAA-Proteste/!5800081
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
Michael Trammer
## TAGS
IAA
Protest
Schwerpunkt Klimawandel
München
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Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
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