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# taz.de -- Proteste in Namibia: Bernadus Swartbooi bleibt standhaft
> In der Reparations-Frage rief er gegen die umstrittene Einigung Namibias
> mit Deutschland auf. Seinen rebellischen Ruf hat sich Swartbooi lange
> erarbeitet.
Bild: In Namibia gilt Bernadus Swartbooi als unnachgiebig
Eine gewisse Streitbarkeit mag den meisten Politiker*innen zu eigen
sein – doch Bernadus Swartbooi scheint damit in ganz außergewöhnlichem Maße
gesegnet zu sein. Der namibische Oppositionspolitiker ist einer der lauten
Gegner*innen des Aussöhnungsabkommens zwischen Deutschland und Namibia,
das in diesen Tagen der Ratifizierung im Parlament harrte.
Mit anderen Gruppen rief er dieser Tage zum Protest in Windhoek [1][gegen
die Abstimmung und die umstrittene Einigung mit Deutschland auf.] In den
vergangenen Jahren hatte der Politiker immer wieder die Verhandlungen auf
Regierungsebene kritisiert und gefordert, [2][Opfervertreter*innen in
die offiziellen Gespräche und Entscheidungen einzubinden.]
Zur Opposition gehörte Swartbooi nicht immer, von 2015 bis Ende 2016 war er
stellvertretender Minister für Landreform unter der Regierung des
Präsidenten Hage Geingob. Doch Swartbooi, damals Mitglied der auch jetzigen
Regierungspartei Swapo, hat auch da schon kein Blatt vor den Mund genommen:
Bei einer Ansprache bei einem Kulturfestival warf er seinem damaligen
Vorgesetzten, dem heutigen Arbeitsminister Utoni Nujoma, vor, Namibier aus
anderen Regionen in Südnamibia anzusiedeln – anstelle der örtlichen
landlosen Bevölkerung, denen das Land in der Kolonialzeit durch die
Deutschen weggenommen worden sei. Präsident Geingob verlangte eine
Entschuldigung und drohte mit dem Rauswurf aus dem Kabinett.
So wurde Swartbooi gegangen – denn er verweigerte sich einer
Entschuldigung. Der unverblümte 43-Jährige verließ später auch die Partei
und gründete die Landlosenbewegungs-Partei Landless People’s Movement
(LPM). Diese prangert die Landenteignungen in Namibia an, das eine der
weltweit höchsten Raten sozialer Ungleichheit aufweist.
## Er könnte auch Battle-Rapper sein
Der Süden Namibias ist Swartboois Heimat, dort ging er in der Stadt
Keetmanshoop in der Region Karas zur Schule. Später absolvierte er einen
Bachelor in Rechtswissenschaften an der University of Namibia in Windhoek.
Der dünn besiedelten Region Karas stand er vor seiner Ernennung zum
stellvertretenden Minister auch als Gouverneur vor. Hier fand auch seine
LPM-Partei bei den vergangenen Regionalwahlen viel Unterstützung und nahm
seiner alten Partei Swapo mit knappem Vorsprung ihre Führungsrolle vor Ort.
In der Oppositionsrolle sorgt der Parteigründer dafür, dass es der
Regierung nicht allzu gemütlich wird: Parlamentspräsident Peter Katajavivi
schmiss Swartbooi und einen Mitstreiter im April kurzerhand aus dem
Parlament. Er suspendierte die beiden wegen ungebührlichen Verhaltens
während der Rede zur Lage der Nation des Präsidenten. Eine Entscheidung,
die die beiden Oppositionspolitiker [3][später allerdings erfolgreich
juristisch anfochten].
Seine Art hat ihm offenbar zu einem besonderen Ruf verholfen. Eine
Empfehlung eines Twitter-Users: Vielleicht hätte Swartbooi Rapper werden
sollen, „dann hätten wir heute die härtesten Diss-Tracks“.
23 Sep 2021
## LINKS
[1] /!5771223/
[2] /Voelkermord-an-Herero-und-Nama/!5771500
[3] https://www.namibian.com.na/213825/archive-read/Supreme-Court-returns-Swart…
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Deutscher Kolonialismus
Menschenrechte
Reparation
Namibia
Schwerpunkt Völkermord an den Herero und Nama
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Schwerpunkt Korruption
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