| # taz.de -- Proteste gegen die IAA: Ein wankender Gigant | |
| > Die Proteste gegen die Automesse in München haben Wellen geschlagen. Es | |
| > zeigte sich: das Auto ist umkämpft. | |
| Bild: Provokanter Polizeieinsatz gegen IAA-Protest | |
| In München sind bei [1][der IAA] zwei Welten aufeinander geprallt: hier die | |
| Klimaaktivist*innen, dort Polizei und Automobilindustrie. Die | |
| Münchner Polizei warnte schon vorab vor „Krawallmachern und Randalierern“ | |
| und wollte mit dem größten Polizeieinsatz seit 20 Jahren jeden Protest im | |
| Keim ersticken. | |
| Dabei schreckte sie weder vor Angriffen auf Pressevertreter*innen | |
| zurück noch davor, Menschen unverhältnismäßig lang festzuhalten und | |
| Hostelzimmer und Messebesucher*innen zu durchsuchen. Es war ein | |
| [2][überzogener, paranoid-aggressiver Polizeieinsatz.] | |
| Es geht ja um einen Kulturkampf um das größte Heiligtum der Deutschen: das | |
| Auto. Der Kampf um die Verkehrswende ist ein schmerzhafter Prozess, der | |
| noch am Anfang steht. Für die eine Seite der Front steht die IAA für eine | |
| milliardenschwer subventionierte Industrie, die bis heute von der | |
| Bundesregierung hofiert wird und entmachtet gehört. „Die Verkehrswende kann | |
| nur gegen die Autoindustrie gelingen, nicht mit ihr“, erklärte das Bündnis | |
| „Sand im Getriebe“. Autogegner*innen skandierten in den Straßen: „Ganz | |
| München hasst die IAA!“ | |
| Doch so ist es nicht. Denn auf der anderen Seite steht eine | |
| Gesellschaftsschicht, die in Abendgarderobe in die | |
| Freiluft-Ausstellungsflächen der Messe strömte. Ihnen gefallen die | |
| aufwändigen Bühnen, die Mercedes, BMW und Co. in die Münchener Altstadt | |
| platzierten und damit große Teile des öffentlichen Raums für Werbezwecke | |
| vereinnahmten. | |
| Waren die Proteste gegen die von der Polizei geschützte IAA ein Erfolg? Zum | |
| Teil. Die Aktivist*innen konnten den Diskurs zwar massiv zu ihren | |
| Gunsten beeinflussen. Schlagzeilen wie „Tausende bei IAA-Demo, Polizei | |
| setzt Pfefferspray ein“ und „Schlagstöcke gegen Autogegner“ dominierten … | |
| Medienberichte. | |
| Angesichts der Tatsache, dass sie wenige waren und München für Protest ein | |
| Alptraum ist, haben sie viel erreicht. Die Autoindustrie ist ein | |
| angeschlagener Gigant. Doch die Eingänge der Messe zu blockieren wie 2019 | |
| in Frankfurt, haben die Aktivist*innen nicht mal versucht. Sie hätten | |
| wohl keine Chance gehabt. | |
| Gravierende gesellschaftliche Veränderungen, wie sie die Klimakatastrophe | |
| verlangt, erfordern einen gesamtgesellschaftlichen Dialog. Die | |
| Klimabewegung hat längst angefangen, diesen Prozess einzuleiten: auf | |
| juristischem Weg, über Bildungs- und Vernetzungsarbeit, auf dem Weg einiger | |
| Fridays-Vertreter*innen ins Parlament, durch Besetzungen und Konfrontation | |
| auf Autobahnen und Straßen. Eine Automesse ist indes kein geeigneter Ort, | |
| um über die Zukunft der Mobilität zu verhandeln. | |
| 12 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/400-000-besucher-bei-automesse-iaa… | |
| [2] https://www.br.de/nachrichten/bayern/tausende-bei-demo-gegen-iaa-polizei-se… | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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