# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Lob und Kritik für Test-B… | |
> Schnelltests werden für Ungeimpfte ab Herbst kostenpflichtig – nicht alle | |
> finden das gut. Das RKI meldet so viele neue Coronafälle wie schon lange | |
> nicht mehr. | |
Bild: Schmerzhaft: Schnelltests werden für Ungeimpfte ab Herbst kostenpflichtig | |
## Kritik und Lob für Gipfel-Beschlüsse | |
Die [1][Coronabschlüsse von Bund und Ländern] stoßen auf ein geteiltes | |
Echo. Fest steht nun: Nicht-Geimpfte müssen sich im Kampf gegen eine neue | |
große Coronawelle auf mehr Testpflichten im Alltag einstellen – und | |
Schnelltests ab 11. Oktober in der Regel auch selbst bezahlen. Das | |
beschlossen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am | |
Dienstag. | |
Das erklärte Ziel: Möglichst schnell möglichst viele Menschen zur Impfung | |
zu bewegen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat erneut alle | |
Bürger, die sich noch nicht gegen das Coronavirus haben impfen lassen, dazu | |
aufgerufen, dies nachzuholen. „Wir müssen die Pandemie in Schach halten“, | |
sagte er am Dienstagabend. Dies geschehe „nicht, indem jeder macht, was er | |
will, wie manche empfehlen, sondern indem sich möglichst viele Menschen | |
impfen lassen“. | |
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder betonte erneut, dass wohl | |
bald eine neue Debatte folgen wird – über Zugänge nur für Geimpfte und | |
Genesene („2G“) im Gegensatz zur 3G-Regel, die Freiheiten für Geimpfte, | |
Getestete und Genesene beschreibt. „2G wird so oder so ab einem bestimmten | |
Zeitpunkt kommen und mir wäre es lieber, wir würden jetzt ehrlich drüber | |
reden als es zu vertagen bis nach der Bundestagswahl“, so der | |
CSU-Politiker. | |
Auch dem SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gehen die | |
Coronabeschlüsse der Bund-Länder-Konferenz nicht weit genug. „Ich hätte es | |
besser gefunden, Großereignisse mit Hunderten Menschen in Clubs oder Hallen | |
auf Genesene und Geimpfte zu begrenzen“, sagte Lauterbach den Zeitungen der | |
„Funke“-Mediengruppe (Mittwoch). „Denn es sind potenzielle | |
Superspreader-Events.“ Mit der Testpflicht in Innenräumen ab einer Inzidenz | |
von 35 könne man aber „sehr gut arbeiten“. „Ich hätte die Grenze noch u… | |
einer Inzidenz von 35 gesetzt“, sagte Lauterbach. | |
Gelten soll die 3G-Regel etwa für Kliniken, Pflegeheime, Innengastronomie, | |
Veranstaltungen drinnen, beim Friseur, in Fitnessstudios, Sporthallen oder | |
Schwimmbädern. Bei Beherbergungen soll ein Nachweis bei der Anreise und – | |
für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene – dann zwei Mal pro Woche ein Test | |
erforderlich sein. Gratis sollen Schnelltests nur noch für jene zu haben | |
sein, die sich nicht impfen lassen können oder für die es keine allgemeine | |
Impfempfehlung gibt wie Schwangere und Unter-18-Jährige. | |
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die Maßnahmen begrüßt. „Es ist | |
richtig, dass ab dem 11. Oktober die Bürgertests nur noch für die Personen | |
kostenfrei sind, die nicht geimpft werden können. Wer ein Impfangebot nicht | |
annimmt, muss akzeptieren, dass er für den Zugang zu bestimmten | |
öffentlichen Veranstaltungen einen selbst finanzierten negativen Test | |
vorweisen muss“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und | |
Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). | |
Kritik an der Schwerpunktsetzung kam hingegen von den Lehrerverbänden: Es | |
wäre dringend notwendig gewesen, sich darauf zu einigen, in den nächsten | |
Wochen möglichst viele Unterrichtsräume mit Raumluftfilteranlagen | |
auszustatten, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter | |
Meidinger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). „Wir fürchten, | |
dass es weiter Länder geben wird, die ihre Schulen in dieser Frage | |
weitgehend im Stich lassen.“ Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und | |
Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte dem RND, der Gipfel habe versäumt, | |
mit bundesweit einheitlichen Leitlinien für Klarheit zu sorgen. | |
Auch der Hausärzteverband hat enttäuscht auf die Ergebnisse der | |
Ministerpräsidentenkonferenz reagiert. Es hätte „endlich eines | |
bundeseinheitlichen, umfassenden Bewertungssystems des Pandemiegeschehens | |
auf Basis unterschiedlicher Faktoren bedurft,“ sagte der Vorsitzende des | |
Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, den Zeitungen der „Funke“-Mediengruppe | |
(Mittwoch). Für die Erarbeitung solcher neuen Maßstäbe „war Zeit genug in | |
den letzten Monaten“. (dpa) | |
## Fast 5.000 Neuinfektionen in Deutschland | |
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 4996 neue Positiv-Tests. Das sind | |
1425 mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 3571 Neuinfektionen gemeldet | |
wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 25,1 von 23,5 am Vortag. Der | |
Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den | |
vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. | |
14 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht | |
sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91.817. | |
Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,79 Millionen | |
Corona-Tests positiv aus. (rtr) | |
## Facebook stoppt Fake-News-Kampagne zu Impfungen | |
Facebook hat eine internationale Kampagne zur Verbreitung von | |
Falschinformationen über Corona-Impfungen gestoppt. Wie das US-Unternehmen | |
am Dienstag erklärte, versuchte eine russische Werbeagentur bekannten | |
Persönlichkeiten auf verschiedenen Online-Plattformen Fake News | |
unterzujubeln. Aufgefallen sei die Kampagne, nachdem Influencer in | |
Deutschland und Frankreich Nachforschungen angestellt und Alarm geschlagen | |
hätten. | |
Hinter der Kampagne steckte demnach die russische Firma Fazze. Diese habe | |
eine „Falschinformations-Waschanlage“ betrieben, erklärte Facebook. Ziel | |
sei gewesen, dass vertrauenswürdige Personen mit großer Gefolgschaft im | |
Netz Desinformationen teilen. | |
Dabei hatte es die Kampagne vor allem auf Indien und Lateinamerika, aber | |
auch die USA abgesehen. Es ging darum, Corona-Impfstoffe in Verruf zu | |
bringen, über deren Zulassung gerade debattiert wurde. | |
Die Hoffnung sei gewesen, dass die Influencer ihre „Hausaufgaben“ nicht | |
machen würden, sagte Ben Nimmo, der bei Facebook für das Aufspüren von | |
Falschinformationen zuständig ist. Zwei der angeschriebenen Influencer | |
hätten aber nachgeforscht. „Es ist wirklich eine Warnung“, sagte Nimmo und | |
appellierte an die Influencer: „Seid vorsichtig, wenn euch jemand eine | |
Geschichte verkaufen will. Stellt eigene Nachforschungen an“. (dpa) | |
## RKI: Impfquote wohl höher als gedacht | |
Bei der Interpretation von Impfquoten-Daten gibt es laut Robert | |
Koch-Institut (RKI) eine „gewisse Unsicherheit“. Mehrere Überlegungen | |
legten nahe, dass die Meldungen im sogenannten Digitalen | |
Impfquotenmonitoring (DIM) die Impfquoten vermutlich unterschätzen, geht | |
aus einem RKI-Report vom Dienstag hervor. Vor allem unter jungen | |
Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter könnten demnach schon mehr | |
Menschen eine erste [2][Impfung] erhalten haben als offiziell verzeichnet. | |
Das DIM speist sich aus Meldungen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen | |
Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem | |
Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein. Zusammen sind sie | |
Grundlage für das sogenannte Impfdashboard. Daneben gibt es noch eine | |
weitere RKI-Erhebung namens Covimo, für die Impfquoten anhand von | |
Befragungen hochgerechnet werden. | |
In der jüngsten Covimo-Erhebung von Ende Juni bis Mitte Juli unter rund | |
1000 Erwachsenen hat sich laut Report eine Diskrepanz zum DIM ergeben. Die | |
Quote der mindestens einmal Geimpften fiel dabei „um einiges höher“ aus, | |
besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der | |
Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem 59 | |
Prozent. Die Autoren des Reports schreiben, die tatsächliche Impfquote | |
liege voraussichtlich zwischen den Werten beider Quellen. | |
„In Bezug auf die Impfquoten zu vollständig Geimpften lag hingegen kein | |
wesentlicher Unterschied vor“, heißt es im Report. Eine gewisse | |
Untererfassung in solchen Überwachungssystemen gilt für Fachleute auch als | |
erwartbar. | |
Es werden verschiedene Erklärungsansätze angeführt. Ein Punkt ist die | |
Erfassung der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für | |
den vollen Schutz vorgesehen ist. Vertragsärzte meldeten diese | |
Immunisierungen ausschließlich als zweite Impfdosen, zudem sei keine | |
Zuordnung von Impfstoff und Altersgruppe möglich, erläutert das RKI. | |
Inzwischen ist in den DIM-Daten ein Hinweis zu finden, dass die Impfquoten | |
der mindestens einmal geimpften Erwachsenen nach Altersgruppe „systematisch | |
zu niedrig ausgewiesen“ werden. | |
Im Report heißt es darüber hinaus, dass bisher nur etwa die Hälfte der beim | |
Meldesystem registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung | |
meldeten. „Dies könnte ein Hinweis auf eine Untererfassung der Impfquoten | |
durch DIM sein.“ | |
Die RKI-Fachleute diskutieren weitere denkbare Einflussfaktoren: etwa | |
potenzielle Verzerrungen in der Befragung, die zu einer Überschätzung der | |
Quote führen könnten. So sei etwa anzunehmen, dass Menschen, die Impfungen | |
befürworten, eher mitmachen als Verweigerer. Auch Menschen ohne | |
ausreichende Deutschkenntnisse hätten nicht an den Interviews teilnehmen | |
können. Für beide Aspekte geben die Autoren aber zu bedenken, dass dann | |
auch bei den vollständig Geimpften eine größere Abweichung zwischen den | |
Quellen hätte auftreten müssen. | |
In dem Bericht zur Befragung heißt es, dass demnach 91,6 Prozent impfbereit | |
oder bereits geimpft seien. „Die Covid-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung | |
liegt auf einem hohen Niveau.“ (dpa) | |
11 Aug 2021 | |
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