# taz.de -- Konferenz zum Artensterben: Unangenehme Wahrheiten | |
> Alle reden vom Klimaschutz – aber was ist mit dem Erhalt der biologischen | |
> Vielfalt? Die ist genauso wichtig, aber politisch wesentlich | |
> unangenehmer. | |
Bild: Rettet die Bienen! | |
Ab Morgen geht es um die Wurst. Zumindest thematisch. In Marseille werden | |
Naturschützer aus der ganzen Welt eine Woche lang beraten, mit welchen | |
Mitteln sie den rasanten Schwund von Tier- und Pflanzenarten aufhalten | |
wollen. Viel beschließen können sie nicht, aber sie bereiten den Boden für | |
inhaltlich wirklich wichtige Verhandlungen um ein neues UN-Abkommen zur | |
biologischen Vielfalt. | |
Anders als der Klimawandel, den zumindest in öffentlicher Rede inzwischen | |
jeder ernst nimmt, der politisch ernst genommen werden will, steht das | |
Thema „Biodiversitätsverlust“ noch immer unter Niedlichkeitsverdacht. | |
Blümchen pflanzen und für Bienchen unterschreiben, das kann man mal machen. | |
Aber dass [1][Biologische Vielfalt] eine Ressource ist, deren Verlust das | |
menschliche Leben ebenso gefährdet wie die Erderwärmung – und im Übrigen | |
eng mit ihr verknüpft ist – ist noch nicht überall angekommen. | |
Das Thema ist für alle Freunde der modernen Industriegesellschaft ja auch | |
noch unangenehmer als erhöhte Kohlendioxidwerte. Die lassen sich, | |
wenigstens in Teilen, mit Technik und Markt bekämpfen. Emissionshandel, | |
Erneuerbare Energien, damit kommen wir erst mal über die nächsten zehn | |
Jahre. Da können sich selbst [2][Armin Laschet], Olaf Scholz und Christian | |
Lindner hinstellen und so tun, als würden sie den Klimawandel ernst nehmen | |
und bekämpfen wollen. | |
Mit dem Artensterben geht das nicht. Verschwundene Arten haben keinen | |
Preis. Wer den [3][Artenreichtum] der Welt erhalten will, muss ihm mehr | |
Platz einräumen. Natur braucht Platz, sie braucht Schutzzonen, um sich | |
ungestört zu entwickeln. Und mit den Flächen, die menschlich genutzt | |
werden, gilt es vorsichtiger umzugehen. Am Ende heißt das: Wir werden | |
weniger Lebensmittel herausbekommen, weniger Energie, weniger Baustoffe. | |
Wir – also die Menschen in den Industrie- und Schwellenländern – werden | |
unseren Konsum radikal herunterfahren müssen. Debatten über die | |
Rechtmäßigkeit von Flugverboten lassen ahnen, wie sehr uns das überfordern | |
wird. Aber anders geht es nicht. | |
3 Sep 2021 | |
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[1] /Agrarwissenschaftlerin-ueber-Naturschutz/!5792831 | |
[2] http://5008718 | |
[3] http://Artenreichtum | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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